ich suche nach Sachbuch über germanische Religionen

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 5.709 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tamlin.

  • Hallo,


    viele Schüler von mir wünschen sich das Thema "germanische Religionen". Ich hab versprochen mich einzulesen und hab begonnen bei amazon zu suchen, aber ich bin mir so unsicher, was da für mich als Anfängerin in Frage käme. Ich möchte mich dem Thema nicht verschließen, weils wohl durch die Phantasierollenspiele
    zum Thema geworden ist. Hat jemand von euch einen Tipp für mich.


    Liebe Grüsse,
    Judith :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von Judith ()

  • Hallo Judith,


    hab den Thread grad erst gelesen, vielleicht hast schon ein Buch gefunden?
    Wenn nicht, kann ich Dir Die Religion der Germanen von Klaus Bemmann empfehlen. Ist zwar schon ein paar Jahre her, dass ich es gelesen habe, kann mich aber erinnern, das es gut verständlich und recht ausführlich war, obwohl es nur gut 200 Seiten hat. Für eine erste Einarbeitung in das Thema bestimmt zu gebrauchen.
    Bei Amazon hab ich's leider nicht gefunden. Ist erschienen im Phaidon Verlag.

    Einmal editiert, zuletzt von WannaBe ()

  • Hmm ... zu den Kelten hätte ich dir ein bisschen mehr empfehlen können, aber zur germanischen Religion hab ich selbst erst ein einziges Buch gelesen. Und das ist ziemlich spezifisch für eine bestimmte Gottheit, also womöglich nicht gerade das was du suchst ...
    Ich verlinke dir "Göttin Holle" (Gardenstone) hier trotzdem mal.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

     

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    (Rezensionen gibt's aus irgendeinem Grund nur unter dem ersten Link, verfügbar ist wiederum nur die andere Ausgabe :rollen: )


    Gruß,
    Bluebell

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Hallo zusammen, hallo Judith,


    wenn du etwas über Germanen (oder auch Kelten) suchst, dann empfehle ich dir den Arun-Verlag. Die haben sehr viele Bücher über diese Themen.
    Und falls du noch extra Fragen hast zu den Themen, dann hilft dir auch garantiert gern der Chef des Verlages weiter ... da er sich damit sehr gut auskennt.


    LG
    Cora

  • Über Asatru ist der Arun-Verlag sicher eine gute Adresse. Und neben Büchern werden dir da aber auch viele Vereine helfen können. Doch immer aufpassen, da ist eine Menge Nazigesocks drunter was die "normalen" Asatrus alles andere als witzig finden.


    Ich kann dir zB den Verein für Germanisches Heidentum e.V. unter http://www.odinic-rite.de/ ans Herz legen dessen Ex-Vorsitzender einer der sympatischsten Personen ist die ich kenne. Ist auch eher apolitisch, außer es geht um beinharte Nazis, die mögen sie auch nicht. Dann noch den eldaring (http://www.eldaring.de)


    Gardenstone ist eher Asatru-Wicca-Crossover. Frag lieber im Eldaring oder beim VfGH nach. Die helfen bestimmt.


    Asa heil ok vana segen ;)
    Frank

    Things that try to look like things look more like things than things. Well known fact Esmerelda &quot;Esme&quot; Weatherwax<br /><br />SLW April :leserin: Jean Rabe - Rebellion

  • Hallo,


    @ efka526: Wie kommst du darauf, dass da eine "Menge Nazigesocks" drunter ist? Ich hab den Eindruck, dass man da immer ein bissel vorschnell urteilt. Es sei denn, du hast deine persönlichen Erfahrungen damit gemacht - könnte ja sein.


    LG
    Cora

  • Ich bin seit Jahren aktiv in der eso/magick/paganen Szene und kenne sie sehr gut. Viele der Protagonisten kenne ich auch persönlich. Sicher ist "Heide" sein nicht gleich Nazi (bin selber quasi einer wenn auch kein Asatru) aber dort gibt es immerhin einige. Und deshalb muss der Rest immer aufpassen nicht von rechten Spinnern eingenommen zu werden. Grade momentan ist rechtsradikales völkisches Gedankengut grade in Teilen heidnisch geprägter jugendlichen Subkulturen (wie Teile des Metals oder des Neofolks) gang und gäbe. Aber die Mehrheit der paganen Szene arbeitet gegen diese Trends weil sie eben nix mit dem Gesocks zu tun haben will.


    Administratives Edit: Beleidigener Passus über einen bestimmten Arbeitskreis zur Vermeidung von rechtlichen Schritten zensiert! nimue


    Edit: Aufgrund der von mir unglücklichen Wortwahl kam es zu einer Strafandrohung durch eine der vormals erwähnten umstrittenen Gruppierungen deshalb hat Nimue ihn gelöscht womit ich vollkommen einverstanden bin um Schaden vom Board abzuwenden. Sie hat mir erlaubt das hier zu kommentieren. Mein Fehler. Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten :D


    Es ist also kein Vorurteil in dem Sinne. Nein, ich komme aus der Szene, bin in der Szene und weiss wessen Geistes Kind viele, besonders aus dem Asatru, sind. Ansonsten wäre das Engagement des Rabenclan, der Leute von Nornirs Aett und Teilen des Eldaring unnötig wenn das Problem nicht existent wäre.


    Judith:


    Du wirst schon im Netz ne Menge finden. Aber als Buch ne Edda reicht auch. Sehr spekulativ sind die Werke Geza von Nemenyis, einer recht illustren Gestalt. Asfrids Werke (Fritz Steinbock) sind eher ritualistisch interessant. Wie gesagt am besten wende dich an den Verein für germanisches Heidentum eV. Die helfen bei sowas bestimmt gerne weiter. Die haben auch ein Forum :D

    Things that try to look like things look more like things than things. Well known fact Esmerelda &quot;Esme&quot; Weatherwax<br /><br />SLW April :leserin: Jean Rabe - Rebellion

    Einmal editiert, zuletzt von efka526 ()

  • Ich würde auch sagen, dass eine Edda schon mal ein guter Anfang ist. Ich habe die von Kurt Schier und Felix Genzmer gelesen. Diese ist in Liedform und etwas gewöhnungsbedürftig. Es gibt aber auch Prosa formen.
    Dann gibt es noch die ältere Edda, aber die ist recht unspannend.


    Was das vorsichtig sein angeht in Bezug auf Nazigesocks muss ich efka526 zustimmen. Ich bin Metal, Nefolk Fan und es ist unglaublich wie viele schwarze Schafe da rumlaufen.

  • Die Edda ist wahrscheinlich die beste Empfehlung, daneben könnte man nachschauen, was Cäsar und insbesondere Tacitus ("Germania") über die "Religion" der Germanen zu sagen hatten. Anmerkungen zu den Gottesvorstellungen der nördlichen Völker finden sich auch bei Herodot sowie anderen "antiken" Autoren.


    Da es die Germanen, die in diverse Stämme zerfielen, als Volk so nie gegeben hat - sie wurden nur der Einfachheit halber von den umliegenden Völkern unter diesem Oberbegriff subsummiert - und die "Germanen" selbst keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen haben, dürfte es ansonsten schwerfallen, ein stimmiges Bild der "germanischen Religion" zu entwerfen. Es sei denn, jemand hätte vor, sämtliche archäologischen Interpretationen zu Sachaltertümern zusammenzutragen, in denen "kultische Vorstellungen" zum Tragen gekommen sein könnten. Was möglich wäre, aber letztlich würde man dann doch wieder auf Tacitus "Germania" sowie die, allerdings viel später datierende, Edda zurückgreifen müssen, um herauszufinden, ob sich zwischen Einzelelementen hinreichend Bezüge ergeben, die ein bestimmtes, übergeordnetes Vorstellungsbild zumindest halbwegs glaubhaft machen.


    Ehrlich gesagt, befallen mich bei dem Gedanken, daß "germanische Religionen" im Schulunterricht gelehrt werden sollen, leichte Kopfschmerzen. Es gibt neben den Sachaltertümern (als Quelle) und oben genannten Werken nämlich keine zeitgenössischen Schriftquellen zu diesem Gebiet, d.h. keine Religionsdarstellung, sozusagen "von-Germanen-für-Germanen".
    Die "Religionsgeschichte" der Germanen beginnt sozusagen erst in der Gründerzeit mit dem aufdämmernden deutschen Nationalgedanken, um dann spornstreichs von den Nationalsozialisten zu politischen Zwecken mißbraucht zu werden, u.a. dadurch, daß "die alten Germanen" zum Stützpfeiler ihrer elitären, menschenverachtende Ideologie wurden.
    Insgesamt entstand eine unsägliche Menge mehr oder weniger germanentümelnder Literatur, zu der heute einerseits esoterische, resp. neuheidnische Auffassungen hinzugekommen sind, wenn nicht andererseits nach wie vor deutschnational oder neofaschistisch verbrämte Thesen wiedergekäut werden.


    Wer sich mit diesen Interpretationen auseinandersetzen oder sich gar auf sie stützen will, um die "Religionen der Germanen" zu thematisieren, sollte sich darüber im Klaren sein, es stets mit Autoren zu tun zu haben, denen es weniger um eine sachliche Darstellung zu tun ist als vielmehr darum, ihrer höchstpersönlichen (modernen) Welt- und Kultvorstellung eine gleichsam in die Vergangenheit zurückverlagerte Basis und somit mehr Glaubwürdigkeit zu verschaffen.


    Bei den Kelten ("keltischen Religionen") ist es im Übrigen ähnlich. Die meisten als "keltisch" apostrophierten Vorstellungen haben nur dem Namen nach mit den eigentlichen (echten) Kelten zu tun und sind etwa ab dem 17. Jahrhundert entstanden. Bei den Kelten ist jedoch von Vorteil, daß sie - anders als die Germanen - nicht dafür mißbraucht worden sind, auf ihnen wesentliche Aspekte einer menschenvernichtenden, politischen Ideologie fußen zu lassen.


    :belehr:

  • Hallo Tamlin!


    Ich gebe Dir völlig Recht, in dem, was Du schreibst, möchte vielleicht nur noch hinzufügen, dass von den vier Namen, die Du zitierst, wohl auch nicht allzuviel erwartet werden darf:



    [li]Die Edda weist bereits starke Spuren christlichen Gedankenguts auf.[/li]
    [li]Cäsar, den ich jetzt von allen, die Du nennst, am schlechtesten kenne (weil schon lange nicht mehr gelesen), hat sich iirc nie besonders um Kultur oder Religion derer gekümmert, denen er aufs Dach gegeben hat.[/li]
    [li]Tacitus ist wohl der brauchbarste; aber auch bei ihm wissen wir nicht, ob er tatsächlich in Germanien war oder ob er auch nur aus zweiter Hand zusammenkleistert. Im übrigen scheint mir die Schrift Tendenz zu sein - nämlich den verweichlichten Römern die ursprünglichen unverdorbenen Germanen als Vorbild hinzustellen.[/li]
    [li]Herodot schliesslich berichtet, je weiter weg ein Volk vom griechischen Zentrum seines Denkens war, umso mehr Unsinn und Hörensagen. [/li]


    Mit andern Worten: Nix Genaues weiss man nicht ...


    Grüsse


    Sandhofer


    Edit: Tippfehler ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Zitat

    Die Edda weist bereits starke Spuren christlichen Gedankenguts auf.


    Richtig. Sie ist nämlich im Gegensatz zur Behauptung vieler Asatrus NICHT uralt. Eine der ältesten überlieferten Formen im Codex Regius ist aus dem 13. Jahrhundert. Die "schriftliche Edda" ist von Christen aufgeschrieben worden. Was, wie, wo mündlich überliefert wurde steht auf nem anderen Blatt und ist hoch spekulativ. Darauf setzt die ebenfalls bekannte Snorri-Edda auf aber auch diese stammt aus dem 13. Jahrhundert. Wenn man großzügig ist dann kann man einige Teile auf das Ende des 11. Jahrhunderts datieren aber auch da war Island bereits (und wir reden hier von Island :D ) fast 100 Jahre christianisiert.


    Zitat

    Insgesamt entstand eine unsägliche Menge mehr oder weniger germanentümelnder Literatur, zu der heute einerseits esoterische, resp. neuheidnische Auffassungen hinzugekommen sind, wenn nicht andererseits nach wie vor deutschnational oder neofaschistisch verbrämte Thesen wiedergekäut werden.


    Wobei es ja hier um Asatru und nicht um Ariosophie a la Guido "von" List oder dem ollen Lanz v. Liebenfels gehen soll. Aber wie bereits schonmal gesagt muss man da aufpassen. Asatru wissenschaftlich zu präsentieren ist schwer weil wir keine direkten Quellen haben. Und da bleibt immer Platz für Spekulation. Mit einem Spektrum von Leuten und Autoren wie Géza von Neményi (sehr spekulativ, extrem weite manchmal abwegige Gedankengänge aber interessant) bis Fritz Steinbock (aktuelle "neoapagane" Position aber sehr gut und neutral).

    Things that try to look like things look more like things than things. Well known fact Esmerelda &quot;Esme&quot; Weatherwax<br /><br />SLW April :leserin: Jean Rabe - Rebellion

  • Hallo Sandhofer,


    es ist richtig, daß man bei allen von mir genannten Autoren mit einer gewissen "Verunreinigung" der Quellen rechnen muß. Oder umgekehrt, die Informationen in diesen Quellen sind durch absichtlich oder unabsichtlich mitschwingende Intentionen der Autoren gleichsam gefiltert. Zumindest streckenweise, wobei natürlich das Beurteilungsproblem besteht, nicht zu wissen, welche Teile der Berichte frei von solchen Einflüssen sind.


    ad Cäsar: Stimmt, er hat sich nicht viel um den Wahrheitsgehalt dessen geschert, was er über die Religion und Kultur in Erfahrung brachte - sofern es nicht von militärischer oder politischer Bedeutung war. Und selbst das ist mit Vorsicht zu genießen. Cäsars Berichte waren für den Senat in Rom bestimmt. Es ging ihm vielleicht auch um den Unterhaltungswert seiner Erzählungen, in erster Linie aber um handfeste politische Ziele - darum, seine eigene Bedeutung herauszustreichen, die Gefährlichkeit der Feinde zu überzeichnen und in Rom gut Wetter zu machen und die Notwendigkeit weiterer militärischer Unternehmungen zu unterstreichen.


    ad Tacitus: Er verfolgte bei der "Germania" tatsächlich die Intention der Kritik an der römischen Dekadenz, die ihm ein Dorn im Auge war. Die fröhlichen Naturburschen und tugendhaften Frauen, als die er die Germanen charakterisierte, haben wenig mit ihrem wahren Wesen zu tun, sondern sind künstlich hochstilisierte Idealtypen, die er seinen Römern als Mahnung vor Augen hielt - "Seht her, so wart IHR einst und was ist nur aus euch geworden...?"


    Wahrscheinlich weilte Tacitus nie längere Zeit in Germanien, bzw. in einem der linksrheinischen Legionslager, aber er könnte es von der Durchreise gekannt haben - zum Beispiel als er seinen Schwiegervater Agricola als Sekretär auf dessen Feldzug nach Britannien begleitete. Soweit bekannt, schrieb Tacitus die "Germania" in Rom, wo er sich u.a. auf dem Forum Informationen von heimgekehrten Offizieren und Soldaten besorgte.
    Diese Interviews müssen allerdings ziemlich ergiebig und zutreffend gewesen sein, denn die Informationen, die er über Germanien hatte, sind ziemlich genau. Einige rätselhafte Stellen, z.B. bei der Beschreibung des germanischen Vegetationsbildes, die lange Zeit für (spätere) Übertragungsfehler oder Fehlinformationen gehalten wurden, denen er aufgesessen ist, haben sich inzwischen als verifizierbar herausgestellt, i.e. sie ergeben im Lichte neuer Forschungserkenntnisse plötzlich Sinn.
    Insofern ist - cum grano salis - nicht gänzlich auszuschließen, daß Tacitus Germanien tatsächlich aus gründlicher, eigener Anschauung gekannt haben könnte.


    ad Herodot: Er berichtete zwangsläufig über die Gegenden fernab von Griechenland viel, das er nur vom Hörensagen kannte, aber er war sich dessen bewußt und stellte es auch als sagenhaft dar. Herodot gilt nicht umsonst als "Vater der Geschichtsschreibung". Er berichtet nicht aus der Position des (fiktiven) Augenzeugen, sondern von der höheren Warte des aufarbeitenden und ordnenden sekundären Geschichtsschreibers (Historikers). Das wird dem Leser auch klar.
    (Homer zum Beispiel war vor Troja nicht dabei, sondern schrieb die Ereignisse, die er erzählt, rund 200 Jahre (glaube ich) später nieder.)



    In Bezug auf Germanien ist somit Tacitus wahrscheinlich derjenige, dem man am meisten Glauben schenken kann. Sofern es einem gelingt, den positivistischen Zuckerguß von seiner Germanenschilderung abzukratzen. Seine Schilderung von Land und Leuten scheint zumindest hinsichtlich des Landes auf gründlicher Recherche zu beruhen und frei von Tendenzen einer Überzeichnung als Mittel zum Zweck zu sein, seinen Landsleuten einen Spiegel ihrer unverdorbenen, nördlichen Nachbarn vorzuhalten.


    (Wobei man sich allerdings fragen kann, ob sein mahnender Zeigefinger von seinen Lesern nicht milde belächelt wurde. Vor allem dann, wenn ihnen gerade ein germanischer Sklave einen Teller Naschereien auf der Terrasse ihrer Villa Rustica serviert hatte..... )