Peter Berling - Das Paradies der Assassinen

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.644 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Avila.

  • Hi!


    Ich habe das neueste Werk von Peter Berling soeben zu Ende gelesen (respektive teilweise überflogen) und möchte euch meine Meinung nicht vorenthalten.


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    Inhalt:
    Die Geschichte spielt im 12. Jahrhundert, der Schauplatz ist der Nahe Osten. Masyaf, die Festung der Gemeinschaft der Assassinen, steht im Zentrum des Geschehens. Anführer der Assassinen ist Sheik Sinan, der «Alte vom Berge», sein Stellvertreter ist der ehrgeizige Husain, dem sein eigenes Vorwärtskommen wichtiger ist als die Gemeinschaft der Assassinen. Er wird kritisch beobachtet vom Eunuchen An-Nasir (gleichzeitig Wächter des Harems mit 21 Jungfrauen) und den Assassinen Sayf und El-Mansur - der ein vom Christentum konvertierter Muslim ist. Dieses Trio versucht, den «Alten vom Berge» gegen Husains Intrigen zu schützen.


    Meine Meinung:
    Man merkt es schon an der Inhaltsangabe: Es ist nicht einfach, die Geschichte des Buches zusammenzufassen. Die meiste Zeit wird entweder eine Stadt belagert, jemand befreit, es wird gekämpft oder man reitet hier oder dorthin. Der einzig rote Faden sind die beiden Charaktere Sayf und El-Mansur, die einfach von A bis Z dabei sind. Leider bleiben die beiden furchtbar blass - wie auch der Rest der Charaktere wurden sie von Peter Berling nicht grossartig mit Persönlichkeitsmerkmalen versehen. Das führt dazu, dass ich kaum Anteil an ihrem Schicksal nehmen mochte.
    Nach 318 Seiten habe ich ernsthaft erwogen, das Buch abzubrechen. Ich habe die restlichen 200 Seiten dann überflogen, um zu sehen, ob es noch besser wird. Wurde es nicht.
    Das Buch wird von einer grossen Zahl von Charakteren bevölkert, die bis auf zwei Ausnahmen schlichtweg nur langweilig sind. Dazu kommt, dass es keine erkennbare Handlung gibt (das ewige Hin und Her und die unzähligen Befreiungen/Belagerungen etc. lasse ich nicht gelten, das ist höchstens Nebenhandlung).
    Stilistische bewegt sich das Ganze im Mittelfeld, positiv ist einzig die schöne Ausstattung des Buches: Vier farbige Karten der Region und schöne Zeichnungen zu Beginn jedes Buchteils (davon gibt es neun). Auch der Leineneinband darf sich sehen lassen: Weiss mit eingeprägten schwarzen Strukturen eines Kettenhemds. Wirklich edel. Aber leider macht das den Inhalt auch nicht besser...


    1ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Oh, ich denke, da muß ich doch meinen Senf hinzufügen. :breitgrins:


    Daß mir das Buch gefallen hat, wird wohl wenig überraschen, auch wenn ich sogar Berlings kritisch lese.


    Mir gefällt unter anderem gerade das, was Alfa_Romea hier kritisiert, das entweder tatsächlich oder scheinbar planlose Hin- und Herreiten der verschiedenen Charaktere. Ich genieße es, zu versuchen, ihnen dabei folgen und genieße perverserweise sogar das kurzfristige den Überblick verlieren. Keiner verwirrt mich zeitweise so schön wie er.
    Die Figuren können hier nicht mithalten mit seinen früheren Kreationen, doch sind die meisten für mich dennoch früher oder später zum Leben erwacht. Sehr bezeichnend finde ich es, daß gerade ich, die normalerweise immer die Männer vorzieht, hier eine weibliche Lieblingsfigur hatte, Kyra.


    Was Berling in diesem Buch für mich wunderbar fertiggebracht hat, war die historischen Ereignisse (die Rückeroberungen Saladins bis zur Einnahme Jerusalems) so darzustellen, daß man nach dem Lesen eine gute Vorstellung davon haben sollte, wie das damals abgelaufen ist. Ich habe es nebenbei in seiner offensichtlichen Hauptquelle, Steven Runcimans "Geschichte der Kreuzzüge" mitverfolgt und es findet sich alles wieder, aber nicht aus dem Rahmen gerissen, sondern schön eingearbeitet in die fiktive Handlung. Geschichte und Geschichte, so wie ich das mag.
    Allerdings wünschte ich, er hätte die eine oder andere Jahreszahl eingebaut, das hätte das Mitverfolgen für Laien einfacher gemacht. Und der historische Anhang, sein Markenzeichen, ist diesmal geradezu erschütternd kurz. Dafür entschädigt das ausführliche Personenregister.


    Es ist wohl keiner der besseren Berlings, aber es ist ein klassischer Berling, weshalb ich das Buch sehr genossen habe, obwohl mir vollkommen klar ist, daß es anderen dabei anders ergehen kann.

  • Hi!


    [quote author=Grisel]
    Oh, ich denke, da muß ich doch meinen Senf hinzufügen. :breitgrins:[/quote]


    Darauf habe ich gewartet und gehofft... :breitgrins:


    [quote author=Grisel]
    Die Figuren können hier nicht mithalten mit seinen früheren Kreationen, doch sind die meisten für mich dennoch früher oder später zum Leben erwacht.
    [/quote]


    Siehst du, so weit bin ich gar nicht gekommen, da ich es ab Seite 318 (ich habe mir die Zahl gemerkt!) nur noch überflogen habe. Kyra war übrigens auch eine meiner Lieblingsfiguren, zusammen mit Jaluddin, An-Nasir und der Saida Thamar. Das waren die einzigen Figuren, denen Berling tatsächlich so etwas wie Leben einhauchen konnte. Selbst der «Bösewicht» Husain blieb mir zu blass.


    [quote author=Grisel]
    Allerdings wünschte ich, er hätte die eine oder andere Jahreszahl eingebaut, das hätte das Mitverfolgen für Laien einfacher gemacht.[/quote]


    Nicht nur das. Man hätte auch das Alter der Protagonisten besser einschätzen können. Zu Anfang sind Sayf und El-Mansur Kinder. Aber wie alt sind sie am Ende des Buches? Da fehlt mir wirklich jeder Hinweis...


    [quote author=Grisel]Es ist wohl keiner der besseren Berlings, aber es ist ein klassischer Berling, weshalb ich das Buch sehr genossen habe, obwohl mir vollkommen klar ist, daß es anderen dabei anders ergehen kann.
    [/quote]


    Ja, und das ist schade. Ich hatte mich nämlich auf das Buch gefreut – unter anderem, weil du in anderen Threads so von Berling geschwärmt hast. Da konnten mich nicht mal mehr seine seltsamen Auftritte in der Sendung «10vor11» abschrecken. Ich bin mit vorsichtig positiven Erwartungen an das Buch herangegangen und konnte trotzdem nicht viel damit anfangen...


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hi!



    Darauf habe ich gewartet und gehofft... :breitgrins:


    Ich bin so vorhersehbar! :breitgrins:


    Zitat

    Siehst du, so weit bin ich gar nicht gekommen, da ich es ab Seite 318 (ich habe mir die Zahl gemerkt!) nur noch überflogen habe. Kyra war übrigens auch eine meiner Lieblingsfiguren, zusammen mit Jaluddin, An-Nasir und der Saida Thamar. Das waren die einzigen Figuren, denen Berling tatsächlich so etwas wie Leben einhauchen konnte. Selbst der «Bösewicht» Husain blieb mir zu blass.


    Aber, das zeigt auch, wie subjektiv das ist, denn während ich nie schlau wurde aus Jaluddin, war mir Husain nicht nur lebendig, sondern sogar sympathisch. Ich leide oft an solchen Geschmacksverirrungen. Allerdings, das war bei Husain erst später, da war es für Dich wohl schon zu spät.
    Immerhin sind wir uns bei Kyra einig, das ist doch schon mal was.


    Zitat

    Nicht nur das. Man hätte auch das Alter der Protagonisten besser einschätzen können. Zu Anfang sind Sayf und El-Mansur Kinder. Aber wie alt sind sie am Ende des Buches? Da fehlt mir wirklich jeder Hinweis...


    Das sollte zu errechnen sein, wenn die Altersangaben im dramatis personae stimmen.
    Sie sind Jahrgang 1160/61. Das Buch endet bald nach der versuchten Einnahme Akkons durch König Guido, also - Moment - 1189. Sie nähern sich also dem 30er.


    Zitat

    Ja, und das ist schade. Ich hatte mich nämlich auf das Buch gefreut – unter anderem, weil du in anderen Threads so von Berling geschwärmt hast. Da konnten mich nicht mal mehr seine seltsamen Auftritte in der Sendung «10vor11» abschrecken. Ich bin mit vorsichtig positiven Erwartungen an das Buch herangegangen und konnte trotzdem nicht viel damit anfangen...


    Vielleicht, wenn Du die Enttäuschung verdaut hast irgendwann, wagst Du Dich doch mal an einen der älteren, idealerweise die Gralsbücher. Obwohl ich auch "Die Ketzerin" und "Das Kreuz der Kinder" sehr gut fand. Aber, die Rezensionen zB bei Amazon sind schon sehr polarisierend.
    Falls es Dich tröstet, auch bekennende Berlings-Fans waren von dem Buch etwas enttäuscht. Nicht alle, aber doch ein paar.

  • [quote author=Grisel]
    Das sollte zu errechnen sein, wenn die Altersangaben im dramatis personae stimmen.
    Sie sind Jahrgang 1160/61. Das Buch endet bald nach der versuchten Einnahme Akkons durch König Guido, also - Moment - 1189. Sie nähern sich also dem 30er.[/quote]


    Danke! Allerdings wäre es von Berling wirklich ein Service für den Leser gewesen, wenn er die Angaben irgendwo in die Geschichte eingeflochten hätte. :smile:


    [quote author=Grisel]Falls es Dich tröstet, auch bekennende Berlings-Fans waren von dem Buch etwas enttäuscht. Nicht alle, aber doch ein paar. [/quote]


    Na, immerhin... Bin ich doch nicht allein mit meiner Meinung :zwinker:


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ich muss gestehen, dass ich nicht mehr als fünf Seiten von diesem Buch lesen konnte. Es ist schon ein paar Monate her und ich habe es jetzt nochmals versucht, aber der Schreibstil sagt mir zum einen gar nicht zu und zum anderen finde ich es zum Einschlafen langweilig. Es ist so langweilig, dass es mich ganz agressiv macht und auch wenn fünf Seiten nicht gerade aussagekräftig sind, was den Spannungsbogen angeht, waren diese für mich so eine Qual, dass ich es (leider) schon jetzt abbrechen musste. Sowas ist mir bei einem Buch noch nie passiert, aber nun ja. Lesen soll ja auch keine Qual sein.