William Somerset Maugham - Der Menschen Hörigkeit

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  • Titel: Der Menschen Hörigkeit
    Autor: William Somerset Maugham


    Allgemein:
    705 Seiten; Diogenes Verlag; 14.90 €


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    Inhalt:
    Philip Carrey wächst nach dem Tod seiner Mutter bei seinem Onkel und seiner Tante in einer kleinen englischen Dorfpfarrei auf. Beide sind nicht wirklich in der Lage eine enge Beziehung zu dem Jungen aufzubauen. Durch einen Klumpfuß wird Philips Leben im Internat, auf das er schließlich geschickt wird, auch nicht gerade vereinfacht, er schämt sich sogar. Einen wirklichen Plan was er nun mit mit seinem weiteren Leben anfangen möchte hat er noch nicht. Vorläufig verschlägt es ihn nach Heidelberg, doch auch dort findet er nicht das was er sucht, nach einer gescheiterten Ausbildung in London, einer Malerkarriere die ebenfalls nicht so verlief wie er sich das vorgestellt hatte verschlägt es ihn schließlich wieder nach London wo er Medizin studiert. Hier gerät er an Mildred Rogers der er richtig gehend verfällt und von der er über Jahre hinweg nicht los zu kommen vermag.


    Meine Meinung:
    W.Somerset Maugham hat es wie ich finde einfach verstanden aus einer eher trivialen Begebenheit eine spannende Erzählung zu schreiben. (In diesem Fall ein kompletter Roman) Sein Stil ist fesselnd und liest sich gut weg ohne Anspruch zu verlieren. Seine Hauptfigur Philip ist kein perfekter Held dem alles gelingt und der keine Fehler macht. Nein vielmehr erfährt er immer wieder auch Rückschläge mit denen er aber wächst und schließlich erwachsen wird. Ob mir Philip sympathisch ist kann ich gar nicht genau sagen... ich würde sagen ich mag ihn aber es gibt Figuren in Maughams Werk die ich lieber mag als ihn. :smile:
    Der Roman ist stellenweise stark Autobiographisch geprägt, auch Maugham ist bei seinem Onkel aufgewachsen und auch er beginnt schließlich ein Medizinstudium. Dennoch ist Der Menschen Hörigkeit keine Autobiographie.
    Manche Kritiker schreiben das Der Menschen Hörigkeit Maughams bester Roman ist... nun ich persönlich empfinde das nicht so da mir vorallem Auf Messers Schneide besser gefällt. Aber das kann man ja auch sehen wir man möchte. Jedenfalls finde ich das Der Menschen Hörigkeit ein schöner und spannender Roman ist der mir mal wieder bestätigt hat weshalb Maugham zu meinen Lieblingsautoren zählt. Definitiv sehr zu empfehlen!


    4ratten


    EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah

  • Das Buch mochte ich auch sehr :klatschen: ... anfangs war ich skeptisch, ob es mir gefallen würde, doch dann hat es einen richtigen Sog entwickelt.


    Ich muss unbedingt mal wieder was von Maugham lesen...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe dieses Buch mit etwa Anfang 20 ausgeliehen und gelesen und war absolut begeistert davon. Die Geschichte von Philip zog mich derartig in den Bann, dass ich mir das Buch selbst noch kaufte. Ein wenig erinnerte mich sein Leben an das von Toulouse-Lautrec, wahrscheinlich wegen dem Klumpfuß und der Liebesgeschichte. Ich habe danach noch zwei oder drei andere Bücher von Maugham gelesen (u. a. Silbermond und Kupfermünze), die mir aber bei weitem nicht so gut gefielen.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Ich hatte mal wieder das Bedürfnis einen englischen Klassiker zu lesen und von Maugham kannte ich noch nichts. „Der Menschen Hörigkeit“ sprach mich beim Überfliegen seiner Werke spontan am meisten an.


    Während ich den Anfang dann auch angenehm zu lesen und interessant fand, störte mich im späteren Verlauf Philips Unsicherheit immer mehr. Besonders sein Verhalten seiner vermeintlichen großen Liebe gegenüber, die sich nur für sein Geld interessierte, ging mir auf die Nerven. Da hätte Philip (oder der Autor) gerne eher einen Schlussstrich ziehen können. Ebenso wenig interessierten mich – ehrlich gesagt – seine ausufernden Überlegungen zum Sinn des Lebens und dem ganzen Rest. Ansonsten ist die Hauptfigur allerdings ordentlich angelegt, Philip ist nicht unbedingt sympathisch, aber er entwickelt sich und überwindet seine Schwächen.


    Mein Gesamteindruck ist recht positiv, allerdings nicht überzeugend genug, um mich jetzt durch das gesamte Werk des Autors lesen zu wollen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Schon in jungen Jahren mochte ich einige der Bücher von W. Somerset Maugham (ich erinnere mich konkret an: Auf Messers Schneide, Silbermond und Kupfermünze) , hab ihn aber irgendwann aus den Augen verloren und lange nichts mehr von ihm gelesen. Vor einiger Zeit fiel mir eher durch Zufall eine Hörbuch-Ausgabe einiger seiner Kurzgeschichten in die Hände (Regen: und andere Meistererzählungen ) und ich hörte sie mit großem Genuß und erinnerte mich wieder daran, wie sehr ich die Sprache, den Witz und den Stil des Autors geschätzt hatte. Also nahm ich mir kurz darauf im Urlaub „Der Menschen Hörigkeit“ vor, eins seiner wohl berühmtesten Bücher, das ich jedoch noch nicht gelesen hatte.


    Erzählt werden die die ersten 30 Jahre des Waisen Philipp Carey, der zunächst bei seinem Onkel, einem englischen Vikar und dessen Frau im Pfarrhaus auf dem Land aufwächst. Einerseits war ich gleich nach wenigen Seiten drin in der Geschichte, der Tod der Mutter, die erste Zeit in der stark reglementierten, bemühten Obhut der älteren Pflegeeltern, andererseits hatte ich etwas Mühe mit der Kindheit im Internat, die aber für den Jungen teilweise traumatisch war und ihn und den Umgang mit seiner Behinderung lebenslang geprägt hat. Für mich hatte der Teil aber leserisch deutliche Längen und ich tat mich schwer mit dem jungen Philipp, obwohl ich seine Eifersucht und seine Reaktionen teilweise aufgrund seiner Geschichte nachvollziehen konnte, hats mich manchmal auch genervt.


    Nach und nach nahm mich die Lebensgeschichte des Philpp Carey aber immer mehr gefangen. Ich begleitete ihn über die Zeit der hochfliegenden Ideale und Pläne und Sturköpfigkeiten der Jugend, durch die ersten Erfahrungen mit Tod und Enttäuschungen, durch Zweifel, Ängste, Phantasien und wunderte mich immer wieder über sein wirklich schwieriges Verhältnis zu Frauen, die er fast nie schön, reizvoll oder anziehend fand , eher teilweise sogar abstoßend und dumm, in die er sich aber dennoch, für ihn völlig unbegreiflicherweise, verliebte. Mal mehr, mal weniger intensiv und letztlich (immer wieder) Mildred in die Finger geriet. Mehrfach von ihr verlassen wurde, sie aber immer wieder in sein Leben zurückkommen ließ, sich selbst dafür verachtete, sich aber nicht helfen konnte und nicht helfen ließ. Fassungslos hab ich dem selbstquälerischen Tun zugesehen und mehr als einmal den Kopf geschüttelt.


    Gleichzeitig wird ein lebendiges Portrait der Zeit gegen Ende des Viktorianischen Zeitalters in Großbritannien und Europa gezeichnet. Sehr gern gelesen hab ich auch die Erlebnisse in Heidelberg und Paris und die Versuche des jungen Mannes als Künstler.


    Das Ganze ist, neben der unglücklichen Liebesgeschichte, ein wahrhaft klassischer Entwicklungsroman von der Kindheit ins Erwachsenenalter, mit all den menschlichen und philosphischen Gedanken wie sie dieser Prozess des „Erwachsenwerdens“ mit sich bringt, natürlich sehr geprägt durch die Zwänge und Gegebenheiten der damalige Zeit. Es geht um die großen Dinge; Liebe, Freundschaft, Geburt und Tod und um die ganze Bandbreite menschlicher Empfindungen und darum was letztlich wirklich wichtig ist. Sehr berührt haben mich teilweise auch seine Erlebnisse als Medizinstudent, die so völlig im Gegensatz stehen zu einem bisherigen Leben und die ihn gewissermaßen geerdet haben.


    Sicherlich ein Buch zum öfter Lesen oder immer mal wieder reinlesen. Aus der Erinnerung heraus war ich von „Auf Messers Schneide“ allerdings noch begeisterter. Das ist aber schon ewig her und ich weiß nicht mehr genau warum (da ist vielleicht ein Reread fällig) . In der Kurzgeschichtensammlung "Regen" die ich kürzlich gehört habe, kam der feine, teils auch beißende Humor, der den Autor für mich auch auszeichnet, besser zum Tragen, aber dass dies in "Der Menschen Hörigkeit" nicht so ausgeprägt war, ist vielleicht auch dem autobiographischen Aspekt geschuldet. (Obwohl.. die Beschriebung der englischen Pfarrerstöchter hat da schon auch wieder gut ins Bild gepasst :breitgrins: ) .


    „Der Menschen Hörigkeit“ hatte für mich schon ein paar Längen und ich mußte mich doch sehr oft über die selbstquälerische Tendenz von Philipp Carey wundern, teilweise auch aufregen, manchmal hätte ich ihn packen mögen und wachschütteln, andererseits war er oftmals auch so liebenswürdig, ehrlich und hilfsbereit das ich ihn wieder sehr mochte.


    Es wird ein Mensch mit Fehlern und vielen verschiedenen Facetten beschrieben, in einer Ausprägung und einem Interesse für menschliche Handlungsweisen, wie ich es selten gelesen habe. Kein Schwarz-Weiß, sondern viele Farben dazwischen. Oder um ein Zitat aus dem Buch zu bemühen: "Hier gab es weder Gut noch Böse. Nur Tatsachen. Das Leben selbst."


    Im Anschluß ans Lesen hab ich mich auch noch ein bisschen mit der Lebensgeschichte des Autors befasst, um zu sehen welchen Paralellen es zwischen dem wirklichen Leben und dem autobiographischen Roman geben könnte, war auch noch sehr interessant. Demnächst werd ich mir vielleicht noch die alte Verfilmung mit Bette Davis anschaun.



    Von mir auf jeden Fall und obwohl ich manchmal etwas Mühe hatte damit eine Leseempfehlung. Es lohnt sich :smile:


    4ratten

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



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