Anne Brontë - "Agnes Grey"
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Inhalt:
Agnes Grey ist Tochter einer Pfarrersfamilie. Ihre Mutter hat weit unter ihrem Stand geheiratet, ist jedoch sehr glücklich. Durch einen unglücklichen Zufall geht das von Agnes Vater angelegte Geld verloren und die Familie verarmt. Agnes möchte gerne helfen, die Armut zu überwinden, indem sie eine Stellung als Gouvernante annimmt. Sie wird von ihren Eltern und ihrer einzigen Schwester Mary sehr geliebt, aber noch als Kind behandelt und daher nicht sehr ernst genommen. Nach einiger Überredung darf sie aber doch ihrem Wunsch nachgehen und erhält eine Anstellung in einer reichen Kaufmannsfamilie. Die Kinder sind völlig unerzogen, reich an Charakterfehlern und unbelehrbar. Agnes tut ihr bestes, um ihnen etwas beizubringen, scheitert aber, nicht zuletzt auch wegen der Mutter, die ihre Kinder verhätschelt und Agnes Aufgabe unnötig erschwert. Sie verliert ihre Stellung, und kehrt nach Hause zurück. Aber aufgeben steht ihr nicht im Sinn. So bekommt sie mit Hilfe ihrer Mutter eine neue Stellung in einer Aristokratenfamilie. Die Kinder sind wenigstens erträglicher, aber alles andere als Musterschüler. Von neuem muß Agnes um jeden noch so kleinen Fortschritt in deren Erziehung kämpfen. Fast pausenlos, da ihr wenig Freizeit bleibt und sie ihre Zöglinge oft auf Spaziergängen begleiten oder deren angefangen Arbeiten beenden muß. Einziger Lichtblick in dieser tristen Welt ist Mr. Edward Weston, der Hilfspfarrer. Agnes gibt sich einer stillen, unerwiderten Liebe hin, ohne zu wissen, daß es dem Angebeteten ähnlich ergeht. Doch ein Schicksalsschlag trennt sie auf scheinbar unbestimmte Zeit voneinander...
Meine Meinung:
Wie ihre Schwestern skizziert Anne Brontë gekonnt und mit ausdrucksreicher Sprache das Leben ihrer Hauptperson. Schon nach wenigen Seiten konnte ich mich voll und ganz mit Agnes identifizieren :smile:- sie ist schüchtern, still, besitzt aber eine beeindruckende Menge an Ausdauer und auch Kraft, um den hinterhältigen Machenschaften ihrer Zöglinge zu begegnen. Denen wollte ich bereits nach wenigen Seiten den Hals umdrehen. Soviel unmanierliches, gemeines und egoistisches Verhalten hab´ ich selten erlebt . Anne schreibt aus eigenen Erfahrungen und ich kann für sie nur hoffen, daß sie wenigstens etwas übertrieben hat. Wenn nicht, bin ich sprachlos . Bis auf Agnes Familie scheinen alle Personen in dem Buch eine Macke zu haben - sie strafen Agnes mit Nichtbeachtung, nutzen sie aus und nehmen überhaupt keine Rücksicht auf ihre Gefühle.
Agnes erträgt die Behandlung in ihrer stillen Art und gibt sich häufig den Tränen hin, so daß man als Leser nicht umhin kann, Mitleid mit ihr zu haben und sie einfach mal in den Arm nehmen zu wollen. Trotz aller Feinfühligkeit ihres Charakters zeigt Agnes aber auch eine immense Kraft, indem sie nicht aufgibt, wenigstens ein kleines bißchen auf das Verhalten ihrer Schüler Einfluß zu nehmen.
Neben all diesen fehlerbehafteten Figuren ist Mr. Weston, so kurz seine Auftritte auch sind, beinahe zu schön, um wahr zu sein :smile:. Er ist beinahe der einzige, der Agnes als Mensch behandelt, mit ihr redet und ihr die ein oder andere Freude macht. Da ist es eigentlich nicht verwunderlich, daß ihm Agnes Herz zufliegt. Ich sage „eigentlich“, denn genau hier liegt für mich der einzige „Kritikpunkt“: das Buch ist definitiv zu kurz! (keine 300 Seiten) Es fiel mir schwer, so nett Mr. Weston auch war, einzusehen, wie genau sich Agnes Gefühle für ihn entwickelt haben. Ihre Gespräche waren einfach zu kurz und nicht zahlreich genug, als daß ich mir ein ausreichendes Bild hätte machen können .
Trotz allem habe ich dieses Buch sehr genossen und freue mich schon auf den nächsten Brontë-Schmöker.
Schweren Herzens eine halbe Ratte Abzug für die „Kürze“ des Buches und den damit auftretenden Schwierigkeiten für mich:
Anmerkung am Rande: Wie bekomme ich bei Bronte die zwei Punkte auf´s e?
Edit: Danke Saltanah!