Robert Dessaix - Twilight of Love

  • Dieses Buch ist mein Beitrag für Australien im Projekt 'Wir lesen uns rund um die Welt'


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    Synopsis
    Turgenev (1818-1883) was one of Russia's most famous writers, friend of Flaubert, Dostoyevsky and Henry James, whose novels were partially responsible for the freeing of the serfs. His works include FATHERS AND SONS, A MONTH IN THE COUNTRY and SMOKE. Turgenev's private life was, perhaps, as remarkable as his public. For forty years he was passionately devoted to Pauline Viardot, a singer, following her and her husband around Europe. Yet their relationship was completely chaste - both had affairs with other people - and at various stages Turgenev lived amicably next door or upstairs from the Viardots. In fact, he described M Viardot as one of his dearest friends. What, then, did Turgenev mean by the word 'love'? Robert Dessaix learned Russian as a young man in the 1960s, and has been reading Turgenev on and off ever since. Over the course of his own forty year relationship, he has come to see Turgenev's life and work as illustrating a turning point in the history of love, as much as the history of Russia - the moment the Romantic became the Modern, the moment love became S.e.x., and S.e.x. became a commodity.



    Meine Meinung
    Vor über einem Jahr habe ich mit viel Freude Summer in Baden-Baden von Leonid Tsypkin gelesen. Er beschreibt darin den Sommer von 1867 als Dostojewski mit Frau in Baden-Baden wohnte. Seine Herangehensweise an diese Episode aus der Geschichte ist ähnlich wie die von Robert Dessaix – aber er ‚verfolgt’ die Schritte von Dostojewski durch die Stadt akribisch und schlüpft dabei in die Rolle eines Beobachters und beschreibt uns Gefühle, Momente und Reaktionen von Zeugen des Aufenthalts Dostojewskis als sei er tatsächlich vor Ort gewesen.


    Anders Dessaix der seinem ‚Opfer’ Turgenjew auch ‚auflauert’ und mit ihm durch Baden-Baden, Frankreich und Russland reist, aber entgegen dem Schreiben von Tsypkin, zeigt uns Dessaix das was HEUTE von Turgenjew übrig geblieben ist.
    In Baden-Baden ein Haus in dem er sieben Jahre lang lebte, in Paris eine Stadtwohnung, etwas außerhalb in Courtavenel das Schloss (von dem nur noch Teile stehen) in dem er lange Jahre Gast seiner Freunde Louis und Pauline Viardot war oder auch noch sein Haus in Bougival an der Seine wo er schließlich starb. Eine Reise nach Russland führt ihn nach Sankt Petersburg, Moskau und Spasskoye, dem Familienschloss von Turgenjew.
    Der langjährige Russlandkenner Dessaix (als Student ging er erstmals 1966 nach Moskau um Sprache, Literatur und Kultur vor Ort zu studieren) erkennt das Land kaum noch wieder. Auf diesem Trip durch das ‚neue’ Russland nimmt er zu Anfang in Gedanken Dostojewski mit (deshalb mein Brückenschlag zu Tsypkins Buch ;-)) denn in seinen Augen war er der Schriftsteller mit den größeren Visionen – ein solcher Verfall des Landes hatte Dostojewski eher vorhergesehen als Turgenjew der sich gerne um Liebe, Lust und Laster bemühte.


    Aber nicht umsonst heißt das Buch ja auch ‚Twilight of Love’ denn genau darum geht es bei Dessaix – er ist auf der Such nach den persönlichen Aspekten im Schreiben und Leben von I.Turgenjew – und verbindet Erlebnisse, Gedanken und Erfahrungen mit eigenen Momenten in seinem Leben.


    Und dies tut er mit so einer schönen Sprache und Leichtigkeit dass ich mich als Leser nicht nur eingeladen fühlte das Werk Turgenjews kennen zu lernen (‚Erste Liebe’ habe ich schon gelesen, ‚Väter und Söhne’ liegt bereit), sondern ich folgte ihm zudem gerne auf all seinen philosophischen Exkursen in die Lebensweise sowohl Turgenjews als auch seiner eigenen wie auch den Figuren in den Romanen Turgenjews.
    Ich fühlte mich stimuliert über die Geschichte die er mir erzählte hinaus zu denken und finde es sehr schade, dass sich bisher kein deutscher Verlag gefunden hat, dieses Buch zu übersetzten – ich hätte es sofort bei den Leserunden vorgeschlagen: ganz wunderbarer Diskussionsstoff innerhalb von 265 Seiten.


    All jenen die sich ans englische Original heranwagen wollen kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen – für mich eines der absoluten Highlights dieser Weltreise



    5ratten



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    In meiner ganzen Begeisterung würde ich ja liebend gerne das halbe Buch zitieren – ich beschränke mich auf zwei Passagen.
    Aus dem Vorwort:


    Zitat

    I’d begun to feel for Turgenev what T.S. Eliot, reflecting on a writer’s relationship to towering literary figures, has called a ‚profound kinship, or rather … a peculiar personal intimacy’ charged with ‘secret knowledge’. You feel you’ve become the great writer’s ‘friend’, he says, and that friendship, allowing you to ‘penetrate at once the thick and dusty circumlocutions about this reputation’ broadens and changes you as any true intimacy must. Intimate friendship always takes some time to flower (unlike love, which can be instantaneous) and in any case it took some thirty years.


    Und genau diese Liebe hat dies besondere Buch hervorgebracht.



    Virginia Woolf wird auch zitiert:


    Zitat

    Already, at the outset of his writing career Turgenev had mastered the art, as Virginia Woolf noted in one of her delicately intelligent essays on the Russian writer, of combining the photograph and the poem. Others, as she says, are much better storytellers than Turgenev, but nobody surpasses him in this particular skill.


    Und ich werde mir eine Freude daraus machen das in ‘Väter und Söhne’ fest zustellen.



    Und ich möchte doch noch Robert Dessaix das letzte Wort geben:


    Zitat

    If love, when you try to lay hold of it with your hands or even just your heart, slips from your grasp like water because there’s no one there, you must reconcile yourself to loving what you find. Love is never enough. It must always be enough. There’s nothing else. That at least, is what I hear him say when he talks to me.
    Home again, I’m warming to the idea of rereading Turgenev.

    Einmal editiert, zuletzt von Kenavo ()