Arundhati Roy - Der Gott der kleinen Dinge

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.287 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mondy.

  • Der Gott der kleinen Dinge - Arundhati Roy


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    Das Buch erzählt die Geschichte einer Familie in Indien - es zeigt im kleinen die Konflikte und gesellschaftlichen Probleme eines Landes zwischen Empire und Unabhängigkeit. Den Glaubenskonflikt, den Kastenkonflikt den Konflikt einer Gesellschaft im Wandel. Es zeigt, wie eine Familie an Wertvorstellungen und Glauben zerbricht. Doch das ist nicht das eigentliche, was dargestellt wird, es ist "nur" die Rahmenhandlung. Hervorgehoben werden die unwesentlichen, die kleinen Dinge. Wichtig ist die Kreuzstichtagesdecke, der rote Nagellack auf den Fingern, die beigen Schuhe mit Spitzen von Estha.


    Es ist ein Buch auf das man sich einlassen muss. Ich habe versucht mich auf die kleinen Dinge zu konzentrieren, ihre Bedeutung zu verstehen und so ein kleines, begrenztes Bild von Indien zu bekommen. Doch es ist mir nicht immer gelungen. Stellenweise wirkte das Buch auf mich abgehackt. Die Sprünge zwischen den Zeiten, zwischen den Geschehnissen waren abrupt. Man wußte ganz am Anfang schon von der Tragödie die kommen wird, eine Tatsache die das Buch für mich manchmal etwas langweilig werden ließ. Die Charaktere blieben bis zum Ende oberflächlich und das Ende ist für mich irgendwie offen, werde opptimistisch noch pessimistisch.
    Es ist ein Buch von dem ich ein paar interessante Eindrücke über Indien mitgenommen habe, welches mich aber nicht so berührt hat, wie es die Geschichte eigentlich hätte tun sollen.


    Dafür gibt es: 3ratten



    EDIT
    Ich habe den Betreff geändert und die Amazon-Verlinkung eingefügt. Liebe Grüße, Seychella

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Es ist schon lange her, das ich es gelesen habe, aber da muss ich dir zustimmen. Wenn ich mich recht erinnere hat es einen nahezu poetischen Rhytmus und viele Details werden über Seiten erklärt (Naja, "Der Gott der kleinen Dinge" halt). So kann es passieren das das Buch nach einer gewissen Zeit eintönig wirkt... :rollen:

  • Vielleicht hat dieses Buch zwischenzeitlich ja noch jemand gelesen und mag dazu seine Eindrücke schildern? Weitere Meinungen würden mich gerade bei diesem Titel nämlich sehr interessieren.


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    “Der Gott der kleinen Dinge” ist das bislang merkwürdigste Buch, das ich aus Indien gelesen habe. Dieser Debütroman von Arundhati Roy erlangte internationale Bekanntheit, wobei ich gleich zu Anfang gestehen muss, dass mir der Grund dafür nicht so ganz eingängig ist.


    Das Ganze beginnt mit Rahel, die nach Jahren zurück in ihr Elternhaus fährt, weil ihr Zwillingsbruder Estha, der seit Jahren nicht mehr gesprochen hat, sich derzeit dort aufhält. Doch umso tiefer man Einblick nimmt in diese ungewöhnliche Familie und umso näher man den familiären Geheimnissen kommt, desto (er)drückender wird die Stimmung …


    Ich glaube, was mich an diesem Buch so stört, ist vor allem die Holzhammermethode in westlichem Stil. Üblicherweise – ich habe ja nun schon einiges über indische Romane erzählt – sind die einzelnen Romane für mich so kraftvoll wegen der kleinen Dinge, die hier Titel gebend sind. Ich habe noch keinen indischen Roman gelesen, in dem das Kastensystem, Armut, Vorschriften (echte sowie “selbst gemachte”), der Unterschied zwischen den unterschiedlich Religiösen, Glaube und Aberglaube sowie viele kleine Aspekte, die den indischen Romanen in praktisch jeder Zeile Leben einhauchen, thematisch fehlen würde.


    Bei “Der Gott der kleinen Dinge” wurde das Pferd allerdings aus meiner Sicht von der falschen Seite her aufgezäumt. Sehr langatmig, weitschweifig, mit zahllosen Bildern, Vergleichen, Metaphern, Beschreibungen wird eine Familiensaga im kleinen Stil aufgebaut und ihre Geheimnisse werden nach und nach gelüftet, eher entblättert, so dass sich am Ende der Zwiebelschale eine Tragödie ergibt.


    Sicher, das Ganze spielt in Indien und alle Kritikpunkte oder auch Eigenheiten, die man Indien zuschreiben kann und die ich vorhin schon erwähnte, finden auch hier Eingang. Aber sie werden beschrieben, sind nachvollziehbar für den Leser, aber nicht erfahrbar durch die Lektüre. Immer wird durch den allgemein beobachtenden Erzähler eine Distanz gehalten, die es einem zusätzlich schwer macht, in die Geschichte zu finden.


    Wer es mit den “echten” Dingen zwischen den Zeilen nicht so hat oder sich generell (noch) nicht für die indischen Romane erwärmen kann, aber ein Herz für Familientragödien und ähnliches hat, der wird sich mit diesem Roman bestimmt wohl fühlen. Das erklärt auch, warum dieser Roman die Lager spaltet – die einen finden es großartig, die anderen sehr bescheiden. Ich glaube, die Leser, die dieses Buch großartig finden, kennen sich mit indischen Romanen entweder nicht so aus, mögen lieber am westlichen Stil orientierte Bücher lesen oder in ihrem Fokus steht einfach die erzählte Tragödie.


    Zugegeben, wer sich bislang eher mit Familiendramen beispielsweise aus Australien oder Schottland kennen gelernt hat, findet in “Der Gott der kleinen Dinge” viel Neues auch abseits der Kulisse, und damit lohnt auch die Lektüre auf jeden Fall. Wer hingegen vor allem all die kleinen Dinge in der indischen Literatur bereits lieben gelernt hat, bleibt bei diesem Buch – um bei der Bildhaftigkeit zu bleiben – eher ratlos vor der Schale als vor der Zwiebel sitzen.

  • Hallo!


    Der Gott der kleinen Dinge hat viele Dinge, die mir gefallen haben aber auch leider genauso viele Dinge, mit denen ich weniger anfangen konnte. Das Verhältnis der "zweieiigen Zwillinge mit einer siamesischen Seele" hat mich sehr berührt. Wenn es dem einen schlecht ging, hat es die andere gefühlt. Beide wurden im Lauf der Zeit immer stiller. Während Rahel zumindest noch mit der Umwelt kommuniziert hat, hat sich Estha immer mehr in seine eigene Welt zurück gezogen.Der Leser erfährt nur sehr wenig von dem, was ihn bewegt und so wird die Geschichte eher aus Rahels Sicht erzählt, obwohl die ihres Bruders nicht weniger wichtig ist.


    Der zeitliche Ablauf war für mich verwirrend. Die Geschichte beginnt, springt auf ein Ereignis in der Vergangenheit und kommt an einem völlig anderen Punkt wieder in die Gegenwart zurück. Dabei bleibt vieles offen, das erst gegen Ende des Buchs geschlossen wird. Diese Zeitsprünge waren meiner Meinung nach nicht immer nötig.


    Die im Titel erwähnten kleinen Dinge dagegen waren wichtig. Sie sind es, die den Verkauf der Handlung bestimmten. Manche zeigten sie ihre Wirkung erst spät, andere hatten eine unmittelbare Auswirkung. Die Autorin erzählt in einer sehr bildhaften Sprache, so dass ich den am Anfang erwähnten Monsun fast fühlen konnte.


    Ich hatte im Verlauf der Lektüre an einigen Stellen das Gefühl, dass etwas fehlen würde. Anderes waren so ausführlich erzählt, dass es mir fast schon zu deutlich war. Insgesamt hat das Buch keinen sehr starken Eindruck hinterlassen. Ein nettes Buch für zwischendurch, mehr aber nicht.
    3ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Im Lesekreis haben wir dieses Buch gelesen und für mich war es somit ein Reread. Viele Dinge, besonders schöne Zitate und auch ein paar Erkenntnisse konnte ich mitnehmen. Einiges wird sehr bildhaft erzählt und man erfährt auf den ersten 70 Seiten so viel, was sich erst später erklärt, oder was man erst beim 2. Lesen wirklich erfasst.
    Trotzdem hat mich das Buch nicht endgültig überzeugt und ich kann meine 3ratten nicht revidieren.
    Auch nach dem 2. Lesen werde ich wohl über die Zeit betrachtet nicht viel davon mitnehmen...außer die Notizen mit ein paar schönen aber sehr langen Zitaten. Ein wunderbares möchte ich euch nicht vorenthalten:


    "Und die Atmosphäre war voller Gedanken und Dinge zum Sagen. Aber bei Gelegenheiten wie dieser werden immer nur die kleinen Dinge gesagt. Die großen Dinge lauern unausgesprochen im Inneren." (S. 166)


    Viele Grüße
    schokotimmi


    PS: Ich würde das Buch auf keinen Fall als Unterhaltungsliteratur bezeichnen, es passt viel besser in Zeitgenössisches aus aller Welt.

    Einmal editiert, zuletzt von schokotimmi ()

  • Als ich den Thread gesehen habe, konnte ich mich nicht einmal mehr daran erinnern dass ich das Buch gelesen habe. Meine Bemerkung von damals trifft also voll zu :rollen:


    Insgesamt hat das Buch keinen sehr starken Eindruck hinterlassen. Ein nettes Buch für zwischendurch, mehr aber nicht.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich bin derzeit hin- und hergerissen, ob ich das Buch weiterlesen soll. Eigentlich denke ich, dass das Buch mir gefallen könnte, aber die Schwermut in dem Buch und den

    ertrage ich derzeit nur schwer. Gestern habe ich wieder ein bisschen weitergelesen und fand es ganz gut, jetzt bin ich ratlos.

    Leider bin ich auch schon so weit, dass ich es bei einem Abbruch wahrscheinlich nicht noch einmal von vorne anfangen würde. Andererseits sind die Namen und Familienbeziehungen so komplex, dass ich sie mir sicher nicht merken kann und eigentlich nochmal anfangen müsste. Es ist ein Teufelskreis!||^^

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)