Hélène Grimaud - Wolfssonate

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    Ich mag Wölfe und ich mag klassische Musik. Und ich mochte Hélène Grimaud – solange, bis ich ihr Buch „Wolfssonate“ gelesen hatte.


    Sie selbst sagt darüber, es wäre keine Autobiographie, um eine solche zu schreiben, sei sie noch zu jung. Tatsächlich beschreibt sie aber sehr detailliert ihren Werdegang etwa vom sechsten Lebensjahr an bis sie dreißig ist.


    Hélène ist ein schwieriges Kind. In der Schule isoliert sie sich völlig (oder wird von den Anderen gemieden), entwickelt Zwangsneurosen und fügt sich selbst Verletzungen zu.
    Ihre Eltern versuchen dem mit Kampfsport und Ballett entgegenzuwirken, was aber keinen Erfolg bringt. Als sie neun ist, wird ein weiterer Versuch unternommen, damit sie etwas ausgeglichener wird: Hélène bekommt Klavierunterricht. Damit hat man endlich etwas gefunden, wofür sie sich begeistern kann und sie übt fortan wie eine Besessene.
    Dank ihres aussergewöhnlichen Talents wird sie mit 13 die Jüngste, die je am Pariser Konservatorium studiert hat.


    Während der ersten Schuljahre weist sie öfter darauf hin, wie anders sie sich gegenüber den anderen Kindern gefühlt hat, wie besonders. Sie fand die anderen Kinder "erbärmlich". Sie berichtet über dramatische Gefühlsausbrüche ihrer Mutter gegenüber, gleichzeitig lebt sie in ihrer eigenen Welt, die von selbstauferlegten Zwängen geprägt ist.
    Sobald das Klavierspiel in ihr Leben tritt, liest man mehrfach, wie ungeheuer begabt sie ist und wie beeindruckt ihre Lehrer von ihr sind.


    Mit 15 verliebt sie sich zum ersten Mal und wird sich ihrer weiblichen Seite bewusst. Und – der Leser ahnt es – sie entwickelt sich zur strahlenden Schönheit. Auch darauf wird man mehrmals hingewiesen.
    Zwei Jahre später beschließt sie, das Konservatorium zu verlassen, da sie sich dem vorgegebenen Repertoire nicht fügen will. Das tut ihrer Karriere aber keinen Abbruch, wie ihr alle prophezeien, im Gegenteil. Sie beginnt zu reisen und nimmt an verschiedenen Wettbewerben teil. Sie lernt zur richtigen Zeit die richtigen Leute kennen und macht ihren Weg.


    Zwischen den Episoden ihres Lebens kommen aber auch immer wieder Abschnitte, in denen es um Wölfe geht. Geschichten über Wolfsmenschen und Aberglaube liest man da,
    Beispiele, wie der Wolf weltweit verfolgt und beinahe ausgerottet wurde und ein paar Fakten aus der Verhaltensforschung. Diese Stellen habe ich sehr genossen, auch, weil der Stil eher sachlich war und nicht so schwülstig wie in einigen anderen Teilen.


    Im letzten Fünftel des Buches geht sie auch endlich auf ihr persönliches Verhältnis zu den Wölfen ein: In Amerika lernt sie einen Mann kennen, der mit einer Wölfin lebt. Sofort verspürt sie eine tiefe Bindung zu diesem Tier. Hélène beginnt Verhaltensforschung zu studieren und sucht nach einem Gelände, auf dem sie ein Reservat für Wölfe errichten will. 1997 wird schließlich das „Wolf Conservation Center“ gegründet.


    Ich will Hélène Grimaud gar nicht absprechen, dass sie musisch hochbegabt und sehr attraktiv ist. Sie ist mit Sicherheit auch ein besonderer Mensch. Aber wenn ein Autor solche Dinge alle paar Seiten über sich selbst wiederholt, bleibt bei mir ein ganz schlechter Beigeschmack.
    Auch dass sie sich sehr für eine bedrohte Tierart, den Wolf, einsetzt, bleibt unbenommen und ist bewundernswert. Doch hätte ich mir gewünscht, vor allem bei dem Titel des Buches, sehr viel mehr gerade über diese Seite ihres Lebens und dem von ihr gegründeten Reservates für Wölfe zu erfahren. Leider macht dieser Teil des Buches nur die letzten paar Seiten aus.


    2ratten