Beiträge von Historikus

    Sagen wir so: Es ist ziemlich poetisch geschrieben. Ein Roman ist es halt nicht, sondern ein Sachbuch. Aber es ist auch kein Lexikon, sondern ein unterhaltsames Sachbuch, mit viel Ironie und Sarkasmus.


    Man muss sich also schon etwas konzentrieren, aber gar so kompliziert wie manch anderes von Eco ist es nicht.


    Gruß

    Das gibts doch nicht. :)


    Keiner interessiert? Oder ist der Thread einfach abgerutscht? ;)


    Scherz beiseite, würde mich echt freuen, wenn sich einige melden würden, um mit mir dieses Buch zu diskutieren und zu analysieren.


    Viele Grüße
    His

    Liebe Grisel,


    Zitat

    Zwischen den Zeilen.


    Deine subjektive Interpretation ist nicht standhaft.


    Und solltest du auch nach diesem Beitrag noch immer dieser Meinung sein, dann tut es mir persönlich leid, da ich es nicht so gemeint habe.


    Zitat

    Ich weiß es nicht, weil ich Deinen Lebensweg im Internet nicht verfolgt habe.


    Im Grunde genommen tut es nichts zur Sache.


    Zitat

    Hältst Du das für fair, die Leute dort, auf die Du Dich beziehst, so niederzumachen, indem Du ihnen unterstellt, zu dumm für gewisse Romane zu sein, ohne daß sie eine Chance haben, sich zu rechtfertigen? Ich nicht. Meine demokratisch geäußerte Meinung.


    Interessant. Nachdem du mir unterstellt hast, andere Menschen als hirnlos zu bezeichnen, soll ich sie noch als dumm erachten? Wo habe ich das geschrieben? :zwinker:


    Was habe ich denn in Wirklichkeit geschrieben?


    Zitat

    Ein trauriges Zeichen unserer Zeit ist es, wenn man auf einer anderen Plattform gerade gewisse Äußerungen über dieses Buch lesen muss, die gerade zeigen, was die Überschwemmung unterklassiger Bücher bei einigen Lesern bewirkt hat: Nämlich, wenn sie einmal auf anspruchsvolle Bücher treffen, sofort überfordert zu sein - und man, anstatt zu erkennen, dass man in der Literaturwahl bisher eher auf anspruchslose Bücher zurückgegriffen hat, das anspruchsvolle Buch schlecht zu reden.


    Greift diese These eine persönliche Beleidigung auf? Nein!


    Es behauptet, dass einige Leser, aufgrund dessen, weil die Mehrheit der Bücher - meiner Meinung nach - anspruchslos sind, überfordert auf Bücher wie von Eco oder in diesem Fall Iris reagieren.


    Das ist keine Intelligenz-, sondern eine Gewohnheitsfrage.


    Es gibt nun einmal nur mehr seltene Romane, bei denen Mittelalterautoren lateinische Begriffe verwenden.


    Zitat

    Wo steht festgeschrieben, daß man lateinische Zitate zu schätzen hat? Mich haben sie nicht gestört, aber andere. Oder weniger die Zitate, sondern deren fehlende Einbindung. Siehst Du? Ich bin keine von denen, die das gestört hat, da die, die somit von Dir indirekt angesprochen wurden, wohl nicht mal ahnen, daß ihre Meinung hier von Dir verdreht wird.


    Mir scheint, die Verdrehung findet von der statt, die mir die Verdrehung vorwirft. ;)


    Lateinische Zitate muss man nicht schätzen, aber ich verstehe das grundsätzliche Problem nicht, ein paar Seiten zu blättern und einen so kleinen Aufwand zu betreiben. Bei manchen las ich (zwischen den Zeilen :zwinker:) heraus, dass sie Latein in His. Romanen ganz ablehnen würden ...


    Zitat

    Es stört den Lesefluß. Mich hat es nicht gestört, weil ich einfach nicht geblättert habe und weil ich es von anderen Büchern gewöhnt bin.


    Diese Meinung teile ich nicht. Wenn ich Historische Romane lese, unterbreche ich sie oftmals, um im Internet oder in Büchern nachzurecherchieren. Ein Abbruch des Leseflusses findet immer statt - egal, ob nun der Leser einmal auf die Toilette muss, das Licht einschalten oder mit dem Hund Gassi geht.


    Warum wird aber ausgerechnet die Latein-Recherche, die vielleicht ein paar Sekunden dauert, als Belastung empfunden?


    Zitat

    Wieso machst Du solche Angriffe dann?


    Warum ist bei unterschiedlichen Meinungen immer so schnell von "Angriffen" die Rede?


    Zitat

    Zum Thema Verständnis. Ich könnte es Leuten nicht mal übel nehmen, wenn sie da Probleme bei dem Buch gehabt hätten, da der Grundkonflikt, in den Heinrichs "Pfaffenkönigtum" fällt im Roman selbst nicht erklärt wird, nur vage, daß der Kaiser im Dauerstreit mit dem Papst ist. Die politischen Hintergründe wurden komplett ausgeklammert, weshalb ich das Buch auch als sehr gutes über den Landgrafen Heinrich betrachte, aber nicht über den Pfaffen-, bzw. Gegenkönig, da mir dieser Teil seines Lebens gefehlt hat. Ich kenne die Hintergründe, aber die meisten Leser wahrscheinlich nicht. Das hat nichts mit Anspruch zu tun, sondern einfach damit, daß das ein historisches Spezialwissen ist, das nicht jeder hat.


    Danke für deine Meinung über das Buch. Sie klingt interessant und aufschlussreich.


    Gruß

    Kurzbeschreibung
    Was ist schön? Jeder glaubt das zu wissen, und dennoch hat sich die Vorstellung davon, was das Schöne sei, immer wieder verändert. Umberto Eco lässt diese Ideen im Wandel der Zeiten und der Kunst sichtbar werden. Er entwirft ein grandioses Panorama von der Antike bis in die Gegenwart und bezieht alle künstlerischen Ausdrucksformen bis hin zu Industriedesign, Film und Popkultur mit ein. Zahlreiche ausgewählte Texte aus Literatur und Philosophie sowie Zeugnisse von Künstlern begleiten Ecos Wanderung und liefern den »Originalton« aus der Zeit. So entstand eine beeindruckende und unterhaltsame Einführung in die Kunst der Menschheitsgeschichte.


    Kritik:


    Ich liebe dieses Buch, nein: Ich bin diesem Buch auf Ewigkeit verfallen. :zwinker:


    Es ist eigentlich eines der schönsten Bücher, das ich besitze. Immer wieder blättere ich darin und entdecke neues, über die Geschichte der Schönheit, über den ewigen Streit, was denn schön sei.


    Der große, brilliante, und unfassbar wissende Eco wagt sich an dieses komplexe Thema charmant, humorvoll, aber wie immer bis in die geistige Extase heran.


    Eco - einfach gut!


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    5ratten

    Grisel:


    Zitat

    Wenn Du den hirnlosen Kritikern


    Wo habe ich bitte Menschen als "hirnlos" bezeichnet? Kannst du mir das zeigen?


    Zitat

    was zu sagen hast, schlage ich vor, Du tust es dort.


    Du müsstest eigentlich wissen, dass ich dort nicht erwünscht bin, und ich außerdem gar keine Lust darauf hätte, dort zu schreiben.


    Wir leben in einer Demokratie. Und genau so, wie ich hier schon mal Amazonrezensionen zu bestimmten Büchern kritisiert habe (Siehe Thomas Harris Hannibal), erlaube ich mir auch, Tendenzen (bezüglich Bücher!), die in anderen Buchforen zu beobachten sind, anzusprechen, ohne das Forum selbst anzugreifen, sondern schlichtweg Prozesse und Strukturen zu diskutieren, die mir aufgefallen sind.


    Was stört dich daran?


    Zitat

    Ich zB habe die für mich ziemlich geschmacklosen S.e.x.szenen kritisiert. Andere die vielen lateinischen Zitate. Andere anderes. Das nennt man Geschmacksdifferenzen.


    Sexszenen sind wahrlich Geschmacksfrage, nicht aber die lateinischen Zitate.


    Was bitteschön ist es denn für eine großartige Arbeit, nur ein paar Seiten nach hinten zu blättern, um lateinische Begriffe zu bestimmen? Eine Frage von Sekunden!


    Und es macht Historische Romane nur authentischer, wenn man einige Begriffe verwendet, die im Kulturkreis der Erzählung eine Rolle spielen.


    Zitat

    Aktuell hängen wir uns gerade an der ziemlich fragwürdigen Bemerkung eines anderen glühenden Iris-Fans auf, der Kritik an ihr offenbar genauso wenig gelten läßt, wie Du.


    Diese Bemerkung war wahrlich geschmacklos, und hat aber gar nichts mit meiner Ansicht zu tun.


    Doch ich habe nun einmal den Eindruck, dass einige allzu schnell aufschreien, wenn der Autor Anspruch an seine Leser stellt.


    Ich bitte darum, meine Meinung zu akzeptieren, und nicht gleich einen persönlichen Angriff auf die Leserwelt zu interpretieren.


    Zitat

    Mach Dir die Mühe, lies die Beiträge dort noch mal und wenn Du dazu was zu sagen hast, tu es dort. Nicht hier, hinter deren Rücken.


    Hallo?!? Das ist ein allgemeiner Satz, der überhaupt nicht auf deine angesprochene Plattform bezogen ist, sondern ein kollektives Phänomen, das mir in allen Bereichens des Lesen aufgefallen ist, anspricht.


    Du brauchst nicht meiner Meinung zu sein, aber dennoch solltest du deine komische Interpretation hinterfragen ...


    Zitat

    Oh bitte!


    Warum?


    Gruß

    Kurzbeschreibung
    Als Nachgeborener hat Heinrich Raspe, Sohn des mächtigen Landgrafen von Thüringen, eigentlich keine Aussicht auf eine einflußreiche Stellung. Doch als sein älterer Bruder Ludwig auf einem Kreuzzug stirbt, wird er Landgraf und soll das Erbe der Familie führen, bis der kleine Hermann, Stammhalter Ludwigs und dessen Frau Elisabeth, herangewachsen ist. Von Kindesbeinen an hegt Heinrich tiefe Gefühle für seine verwitwete Schwägerin, die aber erfüllt ein Gelübde und weiht ihr Leben der Kirche. Erbittert und machtlos muß er zusehen, wie sie die Burg verläßt, um unter der Aufsicht des ihm verhaßten Inquisitors Konrad von Marburg ein Leben in Armut zu führen. Und dennoch bestimmt die später als Heilige Elisabeth Verehrte weit über ihren Tod hinaus sein Schicksal ...


    Klappentext
    Der König und die Heilige -


    Eisenach 1227: Nach dem Tod des Bruders wird Heinrich Landgraf. Doch seine Liebe zur jungen Witwe Elisabeth bleibt unerfüllt, als diese ihr Leben Gott und den Armen widmet. Dennoch bestimmt sie weit über ihren frühen Tod in Marburg hinaus sein Schicksal, bis ihn das Ränkespiel der Mächtigen zwingt, sich zwischen Papst und Kaiser zu entscheiden. -


    Ein ergreifendes Epos über die Unberechenbarkeit der Liebe, das den Leser hautnah in die Welt des Mittelalters eintauchen läßt.


    Kritik:


    Für mich als Ösi ein ungewöhntes Thema. Doch endlich befasst sich eine Autorin einmal nicht mit den typischen Historischen-Roman-Figuren, die eh schon vor lauter Erzählungen ausgeleiert sind, sondern einerseits mit Hermann Raspe, eine höchst interessante Persönlichkeit, und andererseits über die in die Geschichte eingegangene Heilige Elisabeth.


    Anhand der Geschichte dieser beiden Menschen lernt der Leser die Strukturen des Mittelalters kennen, in allen geschichtswissenschaftlichen Aspekten, sei es politisch, gesellschaftlich, kulturell (Schwerpunkt: religiöser Eifer) oder sozial. Iris Kammerer schafft es, durch ihren bekannten edlen Schreibstil das Mittelalter bildhaft darzustellen. Gnadenlos widerlegt sie feinfühlig die Vorurteile, die viele Leser über das Mittelalter haben. Sie zeigt schonungslos, wie es gewesen ist - und legt genau wert auf die Geschichte in der Geschichte der Geschichte. :breitgrins:


    Ein trauriges Zeichen unserer Zeit ist es, wenn man auf einer anderen Plattform gerade gewisse Äußerungen über dieses Buch lesen muss, die gerade zeigen, was die Überschwemmung unterklassiger Bücher bei einigen Lesern bewirkt hat: Nämlich, wenn sie einmal auf anspruchsvolle Bücher treffen, sofort überfordert zu sein - und man, anstatt zu erkennen, dass man in der Literaturwahl bisher eher auf anspruchslose Bücher zurückgegriffen hat, das anspruchsvolle Buch schlecht zu reden.


    Wenn man schon ein Buch liest und es lästig findet, wenn Kammerer einige lateinische Zitate verwendet, die das Buch eigentlich veredeln, das der arme, arme Leser auch noch "mühsam" Buch nachschlagen muss, was es denn bedeutet, dann ist es nicht wunderlich, warum manches Buch - das über keine Ansprüche verfügt - die Bestsellerlisten gestürmt hat.


    Will sich denn der Leser von heute, selbst bei Unterhaltungsromanen, keinen Deut mehr "anstrengen"? Eine Frage, die diskussionswürdig erscheint.


    Man kann ein Buch gut oder schlecht empfinden. Aber nicht einfach schlecht finden, weil man als Leser plötzlich etwas gefordert wird.


    Kammerer hat Anspruch - Nicht an sich selbst, sondern auch an die Leser.


    Wer nicht bereit ist, seinen Kopf zu benutzen, der sollte es bleiben lassen, und einen Nackenbeißer lesen. :zwinker:


    Kammerer ist eine der wenigen Autor/Innen, die WIRKLICH Historische Romane schreiben. Man könnte fast meinen, dass die Historie bis ins letzte Detail historisch authentisch ist - und das macht das Genre des Historischen Romans so edel und unterscheidet es von anderen Unterhaltungsgenres, aber nur, wenn man so gewissenhaft arbeitet wie Kammerer.


    Nach der Cinna-Trilogie (der letzte Teil erscheint erst) hat Iris Kammerer bewiesen, dass sie auch über andere Themengebiete grandiose historische Romane schreiben kann.


    Einst schrieb ich, Iris Kammerer entwickle sich zum deutschen Umberto Eco, halt nur in Frauengestalt. Sie hat mit diesem Werk wieder einen entscheidenden Schritt getan, und ich freue mich schon auf den nächsten Epos, einen hervorragenden Geschichtsunterricht in Romanform.


    5ratten


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    Über den Autor
    Thomas Harris, 1940 in Mississippi geboren, begann in seiner Studentenzeit als Nachtreporter zu arbeiten. Später war er Reporter und Redakteur bei AP in New York. Sein erster Roman, "Schwarzer Sonntag" erschien 1975, der Nachfolger "Roter Drache" 1981. Beide wurden weltweit Bestseller und erfolgreich verfilmt. 1988 erschien sein bislang größter Erfolg, "Das Schweigen der Lämmer", der mit HANNIBAL seine Fortsetzung gefunden hat.


    Klappentext
    Litauen, 1945: Sowjetische Soldaten greifen im Wald einen verstörten, halb verhungerten Jungen auf. Er trägt eine Kette mit einem Vorhängeschloss um den Hals und bringt kein einziges Wort hervor. Niemand ahnt, was dieser Junge, Hannibal Lecter, in den letzten Kriegsmonaten durchgemacht hat. Seine Erlebnisse gipfelten im Tod der Eltern und seiner kleinen Schwester Mischa und müssen so schrecklich gewesen sein, dass sie ihn verstummen ließen. Auch Hannibal selbst kann sich nur bruchstückhaft an die Zeit im Jagdhaus erinnern, wo sich die Familie in den Kriegswirren versteckt hielt. Nachts schreckt er aus furchtbaren Albträumen hoch, in denen er den Namen seiner Schwester schreit. Hannibals Onkel und dessen bezaubernde japanische Gattin Lady Murasaki nehmen den hoch talentierten Jungen in ihrem Chateau in der Nähe von Paris auf. Seine Sprache findet Hannibal als Dreizehnjähriger kurz vor seinem ersten Mord wieder. Von seinen Dämonen kann er sich erst befreien, als er für die entsetzlichen Geschehnisse im Jagdhaus Rache nimmt.


    _________


    Ich habe dieses Buch zwar bereits gelesen und rezensiert, mich würde aber eine gemeinsame Leserunde mit einigen von euch ziemlich reizen?


    Na, wäre dies ein guter Vorschlag? ;)


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    Teilnehmer:


    Historikus
    Curly
    Thrakonia
    murkxsi
    foenig

    Zitat

    Aber eigentlich fallen mir diverse Fehler beim Lesen gar nicht auf. Ob da jetzt Stunde steht oder nicht, ist mir eigentlich eher egal, auch wenn man da ganz anders dazu sagte.


    Gerade in der Frage der Chronologie bin ich gnädig. Man würde wohl alle Nicht-Historiker vergraulen, würde man nach den jeweiligen Zeitrechnungen einer Kultur schreiben. Gerade das sind doch die Kleinigkeiten, von denen ich sprach.


    Ich will jedoch, dass ich beim Lesen eines Buches erkennen kann, dass sich der Autor mit dem Thema vorher gründlich und umfassend befasst hat. Nicht mehr, und nicht weniger. Und wenn er das nicht getan hat, landet das Buch schneller in der Ecke, als du umblättern kannst. ;) ;)


    Gruß

    sandhofer:


    Zitat

    Ich sage ja nicht, dass es "wurst" ist. Aber ich finde, dass man sogar die Verwendung von Konzepten wie "Minute" oder "Regiment" in einem Roman, der im alten Rom handelt, befürworten kann. Eben unter dem Gesichtspunkt der kommunikativen historischen Genauigkeit. Quasi verschiedene Schulen der historischen Genauigkeit.


    Völlig richtig. Über banale Kleinigkeiten sehe ich hinweg. Auch wenn es mir im Laufe meines vermehrten Geschichtswissens immer schwerer fällt. :breitgrins:
    Es geht doch hier viel mehr darum, ob bei einem Historischen Roman möglichst große historische Genauigkeit ein Qualitätskriterium darstellen soll. Ich sage: Ja!


    Man muss es ja fast machen. Moralisch gehen. Wäre es nicht unfair gegenüber jenen Autoren, die sich jahrelang auf ein Buch vorbereiten, mühsam in Bibliotheken Bücher, Urkunden, Originalschriftstücke studieren und wissenschaftliche Quellenkritik betreiben, was zu den mühsamsten geistigen Arbeiten zählt, bevor sie überhaupt das erste Wort ihres Buches schreiben, wie Eco, Kammerer, Gable etc.? Ist es nicht so?


    Mir tut es irgendwie für jene Autoren weh, wenn ich sehen muss, was so alles im "Historischen Roman"-Sektor herumfleucht und sich mit diesem stolzen Genre ausschmückt. Gerade jene, die am meisten historischen Schwachsinn verbreiten, sind oft die erfolgreichsten. Logisch: Diese Autoren wissen ganz genau, dass sie ihren Lesern historisch das vorzulügen haben, was die Leser lesen wollen. Dies kommt gerade bei Kirchenthemen vor. Kirchenbashing en masse, schon hast du eigentlich gewonnen! ;)


    Ich wiederhole noch einmal: Kleine Fehler, macht nichts, kann passieren.


    Doch wenn ein Autor - nur um ein Beispiel zu nennen - so blind ist, und eine Gesellschaftsform in ihrer fundamentalen Substanz völlig falsch beschreibt, dann muss man sich doch schon fragen, was das eigentlich soll.


    Denn es ist eben nicht so, dass jeder Dahergelaufene ein Buch schreiben sollte. Ein Autor muss etwas können - auch vom Inhalt her.


    Fazit: Ich fühle mich den historisch verantwortungsbewussten Autoren als verantwortungsvoller Leser verpflichtet, sie zu preisen, und sie von den schlecht recherchierenden Autoren deutlich abzugrenzen.


    Mit freundlichen Grüßen
    Historikus

    Sagen wir so: Es gibt weit bessere Autoren. Er ist einfach "Durchschnitt", schreibt recht ermüdend, und ja - wenn man so verrückt ist wie ich und auch den historischen Lernwert beachtet, kann man ihn vergessen. Es ist viel eher Fantasy.


    Mit freundlichen Grüßen
    His

    Über den Autor
    Thomas Harris, 1940 in Mississippi geboren, begann in seiner Studentenzeit als Nachtreporter zu arbeiten. Später war er Reporter und Redakteur bei AP in New York. Sein erster Roman, "Schwarzer Sonntag" erschien 1975, der Nachfolger "Roter Drache" 1981. Beide wurden weltweit Bestseller und erfolgreich verfilmt. 1988 erschien sein bislang größter Erfolg, "Das Schweigen der Lämmer", der mit HANNIBAL seine Fortsetzung gefunden hat.


    Klappentext
    Litauen, 1945: Sowjetische Soldaten greifen im Wald einen verstörten, halb verhungerten Jungen auf. Er trägt eine Kette mit einem Vorhängeschloss um den Hals und bringt kein einziges Wort hervor. Niemand ahnt, was dieser Junge, Hannibal Lecter, in den letzten Kriegsmonaten durchgemacht hat. Seine Erlebnisse gipfelten im Tod der Eltern und seiner kleinen Schwester Mischa und müssen so schrecklich gewesen sein, dass sie ihn verstummen ließen. Auch Hannibal selbst kann sich nur bruchstückhaft an die Zeit im Jagdhaus erinnern, wo sich die Familie in den Kriegswirren versteckt hielt. Nachts schreckt er aus furchtbaren Albträumen hoch, in denen er den Namen seiner Schwester schreit. Hannibals Onkel und dessen bezaubernde japanische Gattin Lady Murasaki nehmen den hoch talentierten Jungen in ihrem Chateau in der Nähe von Paris auf. Seine Sprache findet Hannibal als Dreizehnjähriger kurz vor seinem ersten Mord wieder. Von seinen Dämonen kann er sich erst befreien, als er für die entsetzlichen Geschehnisse im Jagdhaus Rache nimmt.


    Kritik:


    Als großer "Hannibal Lecter"-Fan musste ich dieses Buch natürlich so schnell wie möglich lesen. Nach den großartigen Werken wie "Roter Drache", "Das Schweigen der Lämmer" und "Hannibal" (übrigens mein Lieblingsbuch von diesen dreien) erlaubte sich Harris, über die goldene Regel des Autorentums zu springen: Verrate nie die letzten Geheimnisse deiner Hauptfigur.


    Harris hat es getan - Obwohl man Hannibal Lecter nach der Lektüre immer noch nicht beschreiben kann. Zumindest gibt uns Harris einige Gründe, warum Lecter Lecter geworden sein könnte. Eine Kindheit, die in Kriegszeiten, gerade im Ostblock, als sich die deutsche Wehrmacht zurückzog, fast schon Standard war. Das Erleben von Gewalt, das Erleben von Tod, Zerstörung und Hass.
    Und dann kommt es: Der adelige Hannibal, der schon in Jugendjahren sein enormes intellektuelles Potenzial aufblitzen lässt, verliert seine gesamte engere Familie, zum Teil durch den Kannibalismus hungriger Soldaten. Dieses Szenario liegt aufgrund der Geschichte rund um Lecter nahe, jedoch ist es absolut nicht unrealistisch, wie einige Kritiker momentan behaupten:


    Kannibalismus war gerade in Russland bei erfrierenden und verhungernden Soldaten gegeben. Auch mein Großvater, der Mitglied einer Partisaneneinheit war und in Stalingrad verwundet und gefangengenommen wurde, hat mir das einmal via oral history bestätigt: Gefressen und gefressen werden- Im Krieg zählte letztlich das Überleben und es war oft ein gemeinsamer Konsens geschlossen: Friss mich, wenn ich tot bin, und lebe.
    Aber auch mit Gewalt gegenüber den Feinden oder der Zivilbevölkerung wurde Kannibalismus betrieben.


    Das Unaussprechliche musste auch die das liebste Familienmitglied Hannibals erfahren - und damit begann Lecters wahnsinnige und gestörte Seite zu wachsen. Die ersten rund 100 Seiten beginne ruhig, erzählend: Doch wie gesagt, beginnt dann das Böse in Lecter zu erwachen, die Suche nach ewiger Rache, die anschließend, als die Rache gefunden, in Wahnsinn ausartet, vielleicht, da, wie große griechische Philosophen schrieben, Rache niemals zum Ziel führt, also schon gar nicht süß ist ...
    Harris entschuldigt nicht - wie manche Kritiker behaupten - die nachfolgenden Taten Lecters - sondern "erklärt" sie. Und das ist das an sich faszinierende und tolle an dem Buch, nämlich, dass Massenmörder nicht als Massenmörder geboren werden, sondern - dass das Böse in uns allen lauert - um durch gewisse Ereignisse, Prozesse und Strukturen aus uns hervorgeholt zu werden.
    In uns allen lauert der Hannibal Lecter - Ist das nicht eigentlich das Schockierende an diesen Romanen und der eigentliche Grund, warum diese Metzgerei so gerne gelesen wird?


    Nichtsdestotrotz ist es höchst interessant, wie Harris Lecters Jugendjahre beschreibt. Lecter findet nach wilden Erlebnissen Obdach in Frankreich, bei einer attraktiven Japanerin, die ich auch mal gerne treffen würde. ;)
    Lecter entwickelt in der frühen Zeit eine Lust zu morden. Rache wird zur Lust. Die ersten Morde kommen früh. Aber ich will nicht zu viel verraten. Typisch gruslig und blutig ist es auf alle Fälle. Jeder Mord bekommt seine typisch perverse, historisch-geisteswissenschaftliche Lecter-Symbolik.
    Und dann beginnt das Faszinierende bei Lecter: Die Erbauung seines berühmten Gedächtnispalastes - das heute sogar Forscher beschäftigt, die dies aus der Literatur entnommen haben. Lecters Studienzeit, ein Hoch und Tief, wobei sich Lecters unglaubliche Brillianz widerspiegelt. Dies ist schließlich der Kern der Geschichte: Lecters Entwicklung zum Massenmörder, als auch zur unbegreiflichen Intelligenzbestie, der ein Buch nach dem anderen frisst (naja, auch Menschen ...)


    Harris schreibt diesmal ziemlich gestochen scharf, in kurzen Sätzen, prägnant, nicht verschachtelt. Die Kapitel sind kürzer als sonst, es scheint jedoch absichtlich so geschrieben. Das macht aber das Buch eigentlich spannend, denn diese Geschichte verdient es förmlich emotionslos und trocken über die Bühme gebracht zu werden - Perversität bleibt Perversität, und das ist das Faszinosum.


    Ich kann das Buch wirklich empfehlen - und hoffe noch auf möglichst viele Lecter-Romane. Man darf sich jedoch kein "Schweigen der Lämmer" oder "Roter Drache" erwarten. Es ist völlig anders, und deshalb besonders.


    Ebenfalls freue ich mich schon auf Februar 2007, wo ich mit meiner Mutter - die lustigerweise ein totaler Lecter-Fan ist - ins Kino gehe und hoffentlich Hannibal Rising genießen kann.


    Dementsprechend bleibt mir nichts anderes über, als hier jetzt zu schließen und zu hoffen, dass meine erste Rezension nach meiner Rückkehr euch gefallen - oder soll ich es in diesem Fall eher sagen, "gemundet" hat. :zwinker:


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    EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah

    Hallo,


    ich will die Geschichte bitteschön nicht hochkochen, aber ich möchte darauf hinweisen, dass nach neuesten Forschungen aller Wahrscheinlichkeit nach die Legende der Päpstin auf diese gewisse Marocia zurückgeht, die in diesem Buch genauer durchleuchtet wird.


    Die Idee der Kirchengegner - indem man der Kirche das Schlimmste für sie mögliche vorwirft - nämlich, dass eine Frau der Kirche im ärgsten Maße ein Schnippchen schlägt, schuf die wahre Geschichte der Marocia. Marocia war aber den Kirchengegnern zuwenig, es musste schon eine Hardcoregeschichte sein. So enstand die Sage der Päpstin.


    Auf der Uni in Rom gibt es sogar eigene Vorlesungen und Vorträge darüber ...


    Wer sich also darüber interessiert, sollte sich hier dieses Buch nicht engehen lassen, natürlich nur im Vergleich mit Fachliteratur.


    Gruß