Mir hat die Leserunde hier erneut Spass gemacht, auch wenn ich dieses Mal wieder etwas hinterhergehinkt bin. Den nächsten Strobel wird es hier sicher wieder zu Lesen geben und wenn ich ihn zu dem Zeitpunkt noch nicht verschlungen habe werde ich sicherlich wieder dabei sein.
Meine Rezi:
Arno Strobel - Der Sarg
Sein vierter Psychothriller aus dem Fischer Verlag bleibt dem Stil im Cover treu. Die neue
Farbe Rot für den Titel "Der Sarg" sticht vom schwarzen Hintergrund hervor nicht nur optisch
sondern auch . Hingegen meiner Vorstellung Ausschnitte eines verschnörkelten Sargs daneben
zu finden liegt unterhalb eine Frau.
Die Leitung dieses neuen Falls in Köln übernimmt überraschenderweise erneut Hauptkommissar
Bernd Menkhoff, welcher zuvor in "Das Wesen" bei der Kripo Aachen tätig war. Die Gründe für
das Antreffen in einer neuen Stadt waren nachvollziehbar wodurch er keinen kritischen
Einstieg vom Leser erwarten muss.
Die Frage ob Traum oder Wirklichkeit eines unheimlichen Szenarios wird bereits in der
Kurzbeschreibung angerissen. Sie -Eva Rossbach- wacht in einem verschlossenen Sarg auf.
Kurze Zeit später befindet sie sich plötzlich wieder in ihrem Zimmer. Ein fürchterlicher
Albtraum, doch sie stellt Verletzungen und blaue Flecken fest. Hängen diese mit dem
wiederkehrenden Traum zusammen? Hat sie sich diese selbst zugefügt? Etwa beim Schlafwandeln?
Die Verbindung zu Eva ist schnell gezogen, denn das erste Opfer ist ihre Halbschwester. Ihr
Vater hat nach dem Tod von Evas Mutter eine neue Frau geheiratet. Eine Patchwork-Familie
wurde gegründet und zeigt auch die nicht immer so harmonischen Probleme, wie die
Ungleichbehandlung zwischen den leiblichen und angenommenen Kindern, in dieser Lebensform.
Natürlich baut Arno Strobel seinen Triller zum Psychothriller aus indem er nicht einfach
oberflächlich bleibt sondern die Leiden der Kinder überspitzt und ausweitet. Diese Familie
ist zudem nicht irgendeine Familie sondern eine angesehene, wohlhabende Familie aus Köln. In
diesen Fällen wird von den umliegenden Personen sämtliche Augen zugedrückt um selbst nicht
einen Absturz in der Gesellschaft erleiden zu müssen. Das Wohl solcher Kinder bleibt nicht
immer unberührt und kann ihr ganzes Leben beeinflussen und einen dauerhaften Schaden
anrichten. So schaffen die Einblicke von Brittas Welt ein Gegenbild. Gelegentlich erhält der
Leser grauenhafte Einblicke in ihre Vergangenheit - mit der sie kämpfen muss um ein relativ
normales Leben führen zu können. Lügen und Intrigen erschweren die Arbeit der Polizei und
Menkhoff gerät ins Zweifeln, doch die interessanten Nebendarsteller begleiteten das Buch
lange jedoch verschwinden fast gänzlich im letzten Teil der endgültigen Aufklärung und
ließen die noch offenen Fragen sowie deren Zukunft ungeklärt.
Eine detaillierte Schilderung der Gründe für die Verwirrungen, die auch sicherlich auch aus
fachlicher Sicht richtig sind, liefert uns Arno Strobel sehr verständlich. Im
Danksagungsteil schildert der Autor 100 Seiten gelöscht und neu geschrieben zu haben.
Nachdem ich dies gelesen hatte sagte mir mein Gefühl im nachhinein, dass ich die Veränderung
der neuen Seiten irgendwie bemerkt habe. Die Frage welche Variante die bessere war werden
die Leser vermutlich nie erfahren. Jedoch wird man sich auf weitere Strobels freuen dürfen,
da bereits wie gewohnt eine neue Leseprobe im Buch zu finden ist.