Der Erzähler ist in einer Gletscherspalte, allein. Ein tödliches Gefängnis. In der Nacht flüchtet er sich in einen Traum oder einen ähnlichen Zustand. Dort ist auch "sie" - und ich hatte den Eindruck, dass sie nur wegen ihm dort ist. Ein letzter Traum, in dem er seine Liebe herbeisehnt, an einem Ort wo sie nie zusammen waren, er sich aber einfach am wohlsten fühlt. Ich muss aber zugeben, dass ich auch kurz darüber nachgedacht hatte, ob sie vielleicht eingefroren ist (da hat jemand wohl in letzter Zeit zu viel SF abbekommen) und die beiden durch die Kälte irgendwie verbunden sind und einen gemeinsamen Traum träumen.
Es gab auch kurze Momente, in denen der Verdacht aufkam, ob sie ihn nicht vergiftet hat. Allerdings passt das nicht zum Rest der Geschichte - und spätestens als sie ihm sagte, dass er auf keinen Fall aufwachen soll, konnte ich das ausschließen. Dafür kam die Frage auf, woher sie weiß, dass sie beide träumen. Weil er das unterbewusst weiß und sie dieses Wissen teilt, weil er sie ja quasi herbeigerufen hat? Das klingt vielleicht logisch, aber da ist noch diese Sache mit dem Stück Glimmerschiefer. Ein Andenken, eine Erinnerung an einen Ort, aber auch die Zeit. Das ist eine rätselhafte Stelle, aber sie wirkt auf mich viel wahrscheinlicher - vielleicht auch, weil mich das so beschäftigt hat.
Die beiden waren an einem Ort, an dem sie die Tag-Nacht-Grenze, die jenseits des Horizonts auf sie zuraste, nicht erreicht hat. Also ein Ort, der irgendwie der Zeit entrückt ist. Eine lange Nacht, die andauerte. In der Traum-Ebene ist es ja ebenfalls Nacht - und sie sagt, dass das alles seine Idee war. Außerdem wirkt er etwas verwirrt auf mich, lückenhaft in seinen Erinnerungen - sie kommen stückchenweise.
Als die Hoffnung darauf, die Erinnerung an die Zeit durch den Stein zu bewahren, sich nicht erfüllte und die lange Nacht andauerte ... Genau da wurde mir diese lange Nacht unheimlich. War ein Nebeneffekt dieses Ortes, dieser langen Nacht vielleicht unter anderem, dass man (oder zumindest er) sich nicht daran erinnern konnte - sie gar nicht richtig wahrnahm? Was wäre, wenn er das nicht mehr ausgehalten hätte, diesen Ort verlassen wollte und dabei vielleicht in die Gletscherspalte gestürzt ist? Nah genug, dass er nachts wieder in die lange Nacht eintaucht. Dorthin, wo sie auf ihn wartet und er glücklich ist, solange er bei ihr ist. Nur dass es eben nicht "echt" ist. Er fühlt das ... Und die Kälte in der Gletscherspalte nagt an ihm, bringt ihn schließlich zurück in die Realität, wo ein neuer Morgen beginnt und der Tod auf ihn wartet.
Ich glaube, das klingt alles ein bisschen wirr - es könnte auch gut sein, dass ich mich da total verspekuliert habe. Aber genau so hat die Geschichte auf mich gewirkt. Und der erste Satz, der dann ja auch nochmal am Ende bei seinem Erwachen vorkommt, ist einfach wunderschön und poetisch. Außerdem habe ich eine Schwäche für Nordlichter ...