Meine Rezension gibt es ja nun schon eine Weile, aber an Wert hat sie dennoch nicht verloren.^^
Meinung
„Die Englische Hochzeit“ war mein erster Ausflug zu Franziska Hille und ihren Büchern. Und es war mit Sicherheit nicht der Letzte! Als LiRo-Fan
bin ich gar nicht an diesem Buch vorbeigekommen und kaum angefangen zu lesen konnte ich nicht mehr aufhören. Ob das von der Autorin so gewollt war? Wollen wir es hoffen, denn leider bekommt man beim Lesen keinen Mokka aus dem Reader. Es gab schon lange kein Buch mehr, dass mich so dermaßen gefesselt hat, dass ich es nach dem Lesen am liebsten noch mal gelesen hätte. Und noch mal. Und noch mal. Und … na, ihr wisst schon.
Diesmal wird es keine Rezension, wie ich sie sonst verfasse. Ich will euch gar nichts über das Buch verraten, ich will die Figuren nicht aufzählen und auseinander nehmen und ich will auch nicht die Handlung analysieren. Ich möchte, dass ihr diese Geschichte lest und hinterher genauso verheult und begeistert seit wie ich. Warum ich das möchte? Weil es die Autorin mit ihren Worten schafft, dass die Geschichte noch Tage nach dem Lesen in meinem Kopf abläuft und sie eure Begeisterung genauso verdient hat, wie meine!
Gefühlschaos und Tränenflut
Schon auf der ersten Seite packte mich Franziska Hille, zog mich mitten ins Geschehen und ließ mich als Leserin erst wieder aus ihren Fängen, als ich wirklich zu Ende gelesen hatte. Ihre Beschreibungen der Umgebung, der Menschen und des Gefühlschaos sind so real, fast schon greifbar, dass ich dieses und jenes Taschentuch nass geweint habe. Dagegen konnte ich rein gar nichts machen, denn der Schreibstil der Autorin geht mitten ins Herz und setzt sich in meinem Kopf fest, sodass sich die Geschichte wie von selbst las.
Bilder kamen und gingen.
Ich roch den umgegrabenen Garten, die Rosen und den Regen auf dem Land. War ergriffen von der Aussicht und lachte über die Irrungen und Wirrungen, in welche Franziska Hille ihre Protagonisten warf. Simon und Samantha waren für mich vom Leben gezeichnete Menschen, die zwar viel durchgemacht, aber dennoch den Glauben noch nicht ganz verloren haben. Das, was sie erlebten, hat sie zu den Menschen gemacht, die sie nun sind und auch hier hat die Autorin bewiesen, dass sie es einfach kann.
Die zwei sind wie Feuer und Wasser und ich habe sie beide von Anfang an geliebt! Natürlich war dadurch in meinen Augen die Geschichte viel zu kurz und hätte durchaus noch gefühlte 100 Seiten länger sein dürfen.
Aber auch gute Geschichten müssen einmal zu Ende sein. Und eigentlich ist sie das ja nicht, denn ich hoffe, in den Fortsetzungsteilen hin und wieder auf alte Bekannte zu treffen.
Whiskey und Bissspuren
Die Handlung als solche war mir schnell klar, auch wenn die ganzen Gründe, die dorthin geführt haben, bis zum Ende recht neblig bleiben und auch erst dann endgültig aufgelöst werden. Geschrieben ist die Geschichte einmal aus Sicht der weiblichen Protagonistin, einmal aus Sicht des männlichen Protagonisten. Als Leser sieht man beide Seiten, kennt die Hintergründe für deren Handeln und weiß, was sie sich gegenseitig verschweigen.
Zwischendurch hatte ich mehrmals das starke Bedürfnis, die beiden zu schütteln oder wahlweise den Whiskey selbst zu trinken. Die Autorin sorgt so gekonnt für Verwirrung und schafft Stolperfallen (oder Fettnäpfchen, wie man es sieht), sodass mir die Protagonisten an manchen Stellen schon eher leid taten.
Natürlich alles im positiven Sinne, denn es ist erstaunlich, wie das Phänomen die Sicht auf die Geschichte ändert. Ich als Leser wusste, was los ist, aber die Figuren streiten und zoffen und schreien sich an. Ich stand daneben und fühlte mich, als wäre ich stumm. Als hätte mir die Autorin verboten, ihnen einen Tipp zu geben. Ich dachte immer wieder „Jetzt macht doch die Augen auf! Seht ihr denn nicht was los ist?“. Vielleicht weißt mein Reader nun auch einige Bissspuren auf.
Auf jeden Fall wird es an keiner Stelle langweilig, denn auch ruhige Szenen, in denen nicht gebrüllt oder gewütet wird, sind erstklassig und sorgen für noch mehr Tiefe bei den Figuren. Sofern das überhaupt noch möglich ist.
Realität oder nicht, Mylord
„Die Englische Hochzeit“ ist kein historischer Roman, denn „Holy S***“ kannten die alten Engländer wohl kaum. Und hier macht es die Mischung. Der Lord, sein Butler und der ganze blaublütige Anhang haben ihre eigene Sprechweise und klingen stellenweise sehr gehoben, aber nie arrogant. Sie reden so, wie ich mir das Sprechen von englischem Landadel vorstelle. Irgendwie weich und fließend. Soweit man sich das vorstellen kann, aber irgendwie geht das ja immer.
Zwischendurch wird aber immer wieder gern und herzhaft geflucht, sodass ich als Leser wieder Erinnerung gerufen bekam, das wir eben nicht im alten England sind, sondern hier und jetzt und das die Menschen einfach nur Menschen sind. Zwar sind sie Lord und Baroness (und weiß der Geier wie viele Titel die alle mit sich rumschleppen), aber genauso ein Mechaniker oder ein einfacher Anwalt. Das Geld kommt nicht allein von einem Titel auf das Konto und diesen Umstand beschreibt die Autorin, ohne ihn direkt zu erwähnen. Die Mischung aus gekonnt gehobener Sprache und menschlichen Fehlern macht die ganze Geschichte so glaubhaft, als würde sie wirklich existieren. Wer weiß, vielleicht tut sie das ja? 
Gravitätischer Auftakt
„Die Englische Hochzeit“ ist der Auftakt für eine vierteilige Reihe und mit dem Einbringen von sehr interessanten und eigenwilligen Nebenfiguren ist der Weg dafür bestens geebnet. Die reisewütige Schwester, die zankenden Verlobten oder auch der gravitätische Butler (Ja, warum denn nicht?!). Sie sind alle mit einer Liebe zum Detail gezeichnet wurden, dass man meinen könnte, es wären echte Menschen, die der Autorin hier Vorbild standen.
Zu einigen dürfen wir uns also noch auf Irrungen und Wirrungen nicht nur in Liebensdingen gefasst machen. Mädels, zückt schon mal die Taschentücher! Ich will die Autorin ja nicht mit zu viel Lob überschütten ^^, aber sind nicht die besten Geschichten die, bei denen der Leser gar nicht mitbekommt, dass er zwischen den Seiten gefangen ist und plötzlich am Ende angelangt?
Das Ende könnte der Anfang sein
Das Ende ist leider das Ende. Jedenfalls für diese Geschichte. Das Zusammenspiel von Sam und Simon kommt zum Abschluss. Alle Fragen sind gelöst, neue stellen sich und Franziska Hille darf diese gerne im nächsten Teil beantworten. Ich werde gespannt warten und der Autorin den zweiten Band dann sofort aus den Händen reißen, wenn er fertig geschrieben ist. Also, meine liebe LiRo-Autorin, die Irre vor deinem Fenster, die auf die imaginäre Uhr an ihrem Handgelenk klopft, bin ich.
Fazit
Falls das noch nicht richtig rübergekommen ist: Ich war von Anfang bis Ende sowas von begeistert, dass ich am Anfang der Rezension dachte, nicht genügend Worte dafür zu finden. Von wasserfallartiger Tränenflut über Herzklopfen, dass nach einem Whiskey verlangte bis hin zu überschäumenden Begeisterungsrufen, all das hat die Autorin ohne Probleme bei mir hervorgerufen. Jeder, der bei einem Liebesroman genau das erleben will, sollte diese Geschichte lesen. Ich bin nur froh, dass sich eBooks beim Lesen nicht abnutzen! Eine Geschichte, die zum Träumen einlädt und mehr gibt, als sie verspricht!
Vielen Dank Susanne, dass du uns so eine schöne Geschichte geschrieben hast. 