Zunächst war ich sehr erfreut, dass es eine "Anweisung" für das Lesen der gälischen Namen gibt, ich habe da sonst regelmäßig Schwierigkeiten.
Außerdem finde ich verschiedene Zeitebenen immer interessant, hier ist es umso aufregender, weil beide in der Vergangenheit liegen. Doch bis jetzt bin ich der Meinung, dass Geschehen beider Zeiten in sich stimmig und nachvollziehbar ist.
Insgesamt gefallen mir der Schreibstil und die Ausdrucksweise, ich habe beim Lesen Bilder im Kopf... Dazu tragen auch die gelungenen Beschreibungen der örtlichen Gegebenheiten bei, die grünen fruchtbaren Täler, die Grampian Mountains und vor allem die tiefroten Heidekrautflächen.
Magdalene sehe ich bislang so: Sie ist behütet aufgewachsen und tief in ihrem Inneren eine Träumerin. Sie liebt Bücher, Romane, und sie möchte selbst einen Roman schreiben, der die Menschen zum Träumen, zum Lachen, Weinen, Hoffen und Sehnen bringt, sie in eine andere Welt versetzt und ihnen das Dasein schöner macht.
David, Magdalenes Ehemann, kann ich noch nicht richtig einschätzen. Aber da geht es der jungen Frau wohl ähnlich. Im Grunde ist er ein nüchterner Mann, scheint ziemlich beherrscht zu sein und handelt durchdacht. Er ist gebildet, sein geschliffenes Benehmen lässt keinen Grund zum Tadeln, allerdings auch eine gewisse Gefühlskälte erkennen. Wobei das natürlich auch daran liegen wird, dass weder er noch seine junge Frau Zeit hatten, sich kennenzulernen und gar Gefühle - selbst Sympathie - zu entwickeln. Das unterscheidet sie aber wohl leider kaum bis gar nicht von den Ehepaaren ihren Stellung.
Ich halte David zugute, dass er anfangs zumindest versucht, mit seiner Frau ins Gespräch zu kommen und zu ergründen, womit sich ihr Tag ausfüllen lässt. Doch eigentlich hält er des Leben einer Frau für ein Schauspiel, und selbst das Lesen von Romane empfindet er als "eine reichlich oberflächliche Lektüre?"
Die Reaktion von Magdalene hat mir gefallen: "Mein Hauslehrer hat einmal gemeint, wenn man den Geist einer Frau mit dem eines Mannes vergleiche, sei seiner ein Fass und ihrer eine winzige Mokkatasse. Letztere könne nun mal nicht so viel in sich aufnehmen." (Seite 46 f.) - Als David sie daraufhin fragt, ob sie das auch glaubt, hatte ich die Hoffnung, dass er mehr darüber diskutieren will. Fehlanzeige. Vielmehr geht er. Statt sie zu ermuntern, sich auch solchen Dingen wie der Haushaltsführung zu widmen, soll sie sich stattdessen "einleben".
Gemeinsame Interesse offenbaren sich nicht. Sie sind wohl beide enttäuscht, was bedauerlich ist. Magdalene lässt alles über sich ergehen, bemüht sich aber selbst auch in keinster Weise. Erwartet Zärtlichkeiten wie einen Kuss, gibt aber selbst nichts.
Es ist trotzdem gut zu verstehen, dass Magdalene erstmalig in ihrem Leben verloren fühlt. Verheiratet mit einem Fremden, soll sie ihr Leben nun in den ihr fremden Highlands verbringen. Aber zumindest Abigail ist an ihrer Seite, ihre Dienerin, vielleicht eher eine Art von Ersatzmutter, die zwar oft nervig, doch gleichwohl ein Stück Heimat ist. Und etwas bleibt ebenfalls: "Auch wenn sich ihre Beine gelähmt fühlten wie die eines verletzten Hirsches - sie hatte ja noch immer ihre Flügel, um ins Reich der Fantasie zu fliegen, wo alle Nöte und Ängste nicht die eigenen waren, während Freundschaft und Liebe, die die Heldinnen fanden, das Herz wärmten." (Seite 49)
Die Zeitschiene, in der wir uns mit Aelswith bewegen, finde ich sehr fesselnd. Wilhelm der Eroberer ist seit 1066 König von England, und bei seinem Einfall ins Land verlor Aelswith ihre Eltern in Northumbrien. Sie ist ein Flüchtling wie Königin Margaret.
Es gab nämlich eine Zeit, da habe ich mich sehr für Wilhelm I. interessiert, und in diesem Zusammenhang bin ich beim Lesen auch auf Malcom III. und infolgedessen Macbeth gestoßen und habe erfahren, dass Letzterer als tatsächlich existierende Persönlichkeit nach seinem Tod in Verruf gebracht wurde, so dass letzten Ende das von Shakespeare gezeichnete Bild in den Köpfen der Menschen Bestand hat, der Wirklichkeit aber nicht gerecht wird. Von daher freue ich mich, wenn wir hier den wahren König Macbeth "kennenlernen".
Ich finde es spannend, im Verlauf der Geschichte zu ergründen, warum Drostan und Taraín, von denen ich trotz allem einen guten Eindruck habe, Aelswith entführt haben, warum an ihrem Schicksal hängt. "Sie ist der Schlüssel, mit dem sich ein Tor öffnen lässt, das vermeintlich für immer zugefallen ist, und dahinter wartet ein Königreich, in dem zu leben sich jeder erträumt. Der Weizen wächst golden, die Rinder sind fett, auf den Wiesen blühen duftende Blumen, und die Schwerter werden rot, weil sie rosten, nicht weil Blut sie befleckt. Oh, ein reiches, ein friedliches Land könnte Alba wieder sein - so wie einst, als Mac Beathad sein König war." (Seite 77 f.)