[Triggerwarnung: Dies ist eine Rezension eines Buches über Depression. Der Inhalt könnte auf Betroffene triggernd wirken.]
Worum geht’s?
Uwe Hauck versuchte Anfang 2015, sich das Leben zu nehmen.
Der Versuch schlug fehl, und als er in der Notaufnahme aufwachte wurde ihm klar, dass er Hilfe braucht. Nach ein paar Tagen auf der geschlossenen Station kommt er auf eine offene und beginnt dort seinen Weg, mit der Krankheit zu leben. Allerdings wird er während der stationären Behandlung „nur“ medikamentös eingestellt, ansonsten in therapeutischen Angeboten erstmal beschäftigt. Nach einigen Wochen wechselt Hauck in die Tagesklinik und endlich gibt es auch Gespräche über seine Krankheit. Doch wie schon während der stationären Therapie wird seine Internet- und Technikaffinität missverstanden und falsch verstanden, sogar als Internetsucht ausgelegt. Zum Verständnis: Hauck tweetete regelmäßig über seinen Klinikalltag mit dem Hashtag #ausderklapse, was ihm persönlich sehr half, besser mit seiner Krankheit umzugehen. Doch Verteufelungen, zu starre Regeln und gar Verbote waren schon immer Gift für Haucks Psyche, sie haben ihn letztlich mit in den Suizidversuch getrieben, nicht davor bewahrt.
Nach etlichen Wochen zu Hause, die schwer genug waren, kommt Hauck noch mal für einige Wochen in die Reha-Klinik. Hauck fügt sich nur widerwillig in das neue Therapiekonzept, und analysiert später auch, woran das lag. Doch auch wenn er sich nicht ganz wohlfühlt mit manchen Therapiekonzepten, merkt er irgendwann doch, dass sie helfen. Er ist gefestigter nach einem Jahr in verschiedenen Kliniken und zu Hause, doch dass er noch am
Wie war’s?
Ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserunde auf Leserunden.de lesen, die von Uwe Hauck begleitet wurde. Im Buch wie auch im Forum oder auch auf Vorträgen ist er sehr offen, was die Krankheit der Depression angeht. Sein erklärtes Ziel ist Aufklärung und, wie er es nennt, Lobbyarbeit für die Betroffenen. Mit dem Buch legt er einen guten Grundstein, denn vor allem für Angehörige bietet es einen Einblick in die Krankheit und in die Gedankenwelt eines an Depression erkrankten Menschen – egal ob Depression die Hauptdiagnose sind oder, wie hier später heraus kam, Symptom einer anderen Diagnose ist.
In einem Abschnitt war ich kurz davor, das Buch abzubrechen. Hauck kam mir dort sehr arrogant und überheblich vor, so, wie er über die Therapien sprach. Es hat etwas Überwindung gekostet, aber ich habe ihn im Forum direkt darauf angesprochen:
„Ich habe deinen Ton und deine Art, über die Therapien in der Tagesklinik zu sprechen, tlw. als überheblich und auch etwas herablassend empfunden. Ich hoffe, ich erwische dich da nicht auf dem falschen Fuß, Uwe. Du hast den Sinn und Zweck hinter den einzelnen Therapieangeboten nicht verstanden und sie daraufhin schlecht gemacht. Im Grunde das Gleiche, was die Ärzte mit deiner Technik- und Internetpassion machen.“
„Bücherkrähe du erwischt mich da garnicht auf dem falschen Fuss, genau das wollte ich ja vermitteln, dass ich da am Anfang meine Probleme damit hatte, zum Teil auch überheblich reagiert habe. Auch das ist ein Teil dessen, was man erst durch die ganz Therapie lernt. Über den Schatten springen, neues versuchen, den eigenen Tellerrand überschreiten. Dazu war ich aber beim Wechsel dorthin noch nicht bereit.“
So ganz reflektiert bzw. erklärt hat Hauck das am Ende doch nicht, auch wenn er die Wirkung der Therapien anerkennt. Er macht sich bspw. bis zum Schluss über die Kreisform der Sitzordnung in allen Therapien lustig, dabei frage ich mich, was die Alternative wäre.
Streckenweise empfand ich das Buch als wirklich anstrengend, und es kommt meiner Meinung nach nicht an Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben von Matt Haig heran. Trotzdem ist Depression abzugeben eine gute und vor allem ratsame Lektüre besonders für Angehörige von depressiven Menschen, die statt medizinischen Fakten und Ratgebern einen Einblick in die Gedanken von Betroffenen gewinnen möchten. Die Kapitel lesen sich leicht herunter und werden immer wieder von Haucks Tweets, die er während seiner Klinikaufenthalte schrieb, strukturiert werden.
Danke an Leserunden.de für die Organisation der Leserunde, an Uwe Hauck für die tolle Begleitung, und an Bastei Lübbe für das Leseexemplar.