Schattenkult
Der Autor Robert Corvus nimmt den Leser erneut mit in die
dystopische Welt der Schattenherren. Und so viel sei bereits verraten: Es wird
noch finsterer! Das Buch mag durchaus mit Vantablack anstelle Tinte geschrieben
worden sein. Dies sollte aber keinesfalls jemanden davon abhalten, diese
literarische Reise anzutreten und eine intensive, fantastische Nacht zu erleben.
Der Leser wird Zeuge von Intrigen, Liebesgeschichten, Hoffnung und Tod auf engstem Raum innerhalb eines einzigen Tages. Seine Sympathien und Hoffnungen, aber auch Vorurteile und Antipathien verknüpfen sich eng mit den gezeichneten Figuren. Wer Protagonist oder Antagonist ist, wer auf der guten oder auf der dunklen Seite steht, ja welche Seiten es in diesem Spiel überhaupt gibt bleibt bis zum Ende fließend und überraschend. In der Leserunde, in der ich dieses Buch genossen habe herrschte durchaus Dissens, was gut und was böse sei. Ich für meinen Teil mochte das Ende. Es hat in mir die Lust entfacht, mehr von den handelnden zu erfahren. Es hat den Wunsch geweckt, Teil zu haben an der weiteren Entwicklung der ans Herz gewonnenen Figuren.
Man muss jedoch auch vor dem Buch warnen. Es ermuntert einen, doch immer noch ein Kapitel mehr zu lesen anstatt in die Realität zurückzukehren um am nächsten Morgen gestärkt von der Nacht zu sein. Liebhaber der sanften, umschreibenden Erzählart werden erschreckt sein von der direkten Art, an der man die Handlungen in diesem Mikrokosmus erlebt. Wer also die seichte Beschallung eines Massenmarktprodukts sucht ist hier falsch. Wer aber die kribbelnde, sich aufbauende Stimmung und den Genuss einer wohl komponierten Intrige schätzt wird nicht enttäuscht werden.
Um es zusammenzufassen: Ein klare Leseempfehlung.
Vielen Dank für dieses Buch.