Beiträge von Aeria

    Lügner! (Liar!, 1941)


    Hier tritt Susan Calvin zum ersten Mal richtig in Erscheinung. Ihr Name wurde in anderen Geschichten hin und wieder erwähnt, doch man konnte sich natürlich keine rechte Vorstellung von ihr machen. Das ändert sich ab Lügner!

    Dies ist übrigens die dritte Robotergeschichte von Asimov. Er schreibt, dass er sich auf der Stelle in Dr. Calvin verliebte. Nun ja. Ich nicht :sonne:


    Das Unternehmen U. S. Robots produziert versehentlich einen gedankenlesenden Roboter. Dieser erzählt jedem, der ihn fragt, etwas, wonach der oder die Fragende:r sich sehnt. Einem leitenden Angestellten stellt er den Direktorposten in Aussicht, Dr. Calvin eine romantische Beziehung. Das kommt natürlich recht bald heraus. Doch der Roboter handelte nach dem Ersten Robotergesetz, er wollte die Menschen vor Schaden bewahren.


    Die Dame, nach der dieser ganze Buchabschnitt benannt worden ist, Dr. Susan Calvin hat mir hier überhaupt nicht gefallen (in den nachfolgenden Kurzgeschichen aber ebenso wenig). Speziell hier liegt es an der Darstellung ihrer Figur. Einerseits ist die resolute Roboterpsychologin, andererseits schmachtet sie ihren Kollegen an. Ja, so etwas kommt natürlich vor, darum geht es nicht. Es geht darum, dass diese beiden Seiten von Calvin sich nicht in einander fügen. In einem Roman hätte man das ordentlich darstellen können, mit schönen fließenden Übergängen, in einer Kurzgeschichte fehlt schlicht etwas und das macht die Figur unglaubwürdig.

    Auch in späteren Geschichten ist das so. Manche Ereignisse sollen Calvin menschlicher wirken lassen, kommen aber eher völlig wesensfremd rüber.


    Geliebter Robot (Satisfaction Guaranteed, 1951)


    Schon der Titel Geliebter Robot ließ mich auf Romantik hoffen. Ich bekam sie, in gewisser Weise.

    Larry Belmont will Karriere machen und bietet an, den Haushaltsroboter Tony zu Testzwecken in seinmen Haus aufzunehmen. Larry selbst verreist kurz darauf und lässt seine Frau Claire mit Tony allein.

    Tony ist der ideale Helfer im Haushalt, noch dazu der perfekte Gesprächspartner, Psychologe und einfach nur ein guter Freund. Nach anfänglicher Skepsis entwickelt Claire tiefere Gefühle für ihn.


    Susan Calvin kommt nur am Anfang und Ende vor, die ganze Geschichte dreht sich um Claire und Tony. Mir hat die Idee gefallen, sie ist selbst heute (wieder) aktuell. Erst vor ein paar Tagen kamen Berichte in den Medien, wonach chinesische junge Frauen lieber mit von einer KI erzeugten "Freunden" eine Art Beziehung eingehen als mit echten Männern. Bei Asimov ist es ähnlich (wobei es zu einer Beziehung gar nicht gekommen ist, der Roboter hat vorher das Feld verlassen).

    Aber:

    Ja, die KG ist aus den 50ern, ja, die Frauenrolle war damals eine andere, deshalb kann ich mich aber trotzdem über dieses Hausfrauchen aufregen, das ihren Wert über Schminke, Kleidung und eine schöne Hauseinrichtung definiert.


    Ich mochte Geliebter Robot trotzem, von der ersten Seite an.


    Lenny (Lenny, 1957)


    Susan Calvin kümmert sich um den Roboter Lenny. Bei der Programmierung seines positronischen Gehirns kam zu einer Fehlfunktion, und Lenny wurde mit der geistigen Entwicklungsstufe eines Babys produziert. Die Firma will den Roboter zerstören, denn er ist nutzlos, Susan Calvin, die Muttergefühle für Lenny hat, verhindert das.


    Hier ist er wieder, der Widerspruch, die nicht geglätteten Seiten des Charakters Susan Calvin. Asimov konnte mich von den Muttergefühlen nicht überzeugen. Er betont oft, wie knallhart diese Frau ist, wie humorlos, manchmal gar eiskalt, und plötzlih die 180-Grad-Wende? Glaub ich einfach nicht.

    Liegt's an mir oder hat Asimov es wirklich vergeigt?


    ***

    Aeria

    Herumtreiber (Runaround, 1942)


    Die beiden Wissenschaftler Mike Donovan und Greg Powell befinden sich auf dem Merkur. Der Roboter Speedy soll ihnen ein wichtiges Mineral besorgen, nur kehrt er nicht von seiner Expedition zurück. Ohne das Mineral kann die Unterkunft der Wissenschaftler nicht gekühlt werden. Sie entdecken, dass Speedy etliche Meilen entfernt einfach im Kreis herumläuft. Auf Funkrufe reagiert er nicht.


    Das Duo Donovan und Powell hat mir sehr gut gefallen, die Story selbst nicht so sehr. Ein paar Tage nach dem Lesen kann ich mich kaum noch an etwas erinnern. Die Geschichte ist nicht direkt langweilig, sie hat nur keine "Ecken und Kanten", die im Gedächtnis bleiben.


    Vernunft (Reason, 1941)


    Diese Geschichte dagegen ist einfach nur toll!


    Donovan und Powell sind auf einem Asteroiden stationiert. Sie sollen den Roboter Cutie darauf vorbereiten, die Aufgaben auf der Solar-Station 5 zu übernehmen. Diese bestehen darin, mit Hilfe einer komplizierten Apparatur, dem Krafumformer, Energie zur Erde zu schicken. Dabei muss man extrem präzise arbeiten, um auf der Erde keine globale Katastrophe auszulösen.

    Kurz nachdem Cutie in Betrieb genommen worden ist, zeigt sich, dass der Roboter nicht gewillt ist, den Menschen auch nur ein Wort zu glauben. Er, das perfekte Geschöpf, soll von so schwachen Kreaturen wie den Menschen erschaffen worden sein? Unmöglich! Egal, was die beiden Wissenschaftler versuchen, gegen Cuties Logik kommen sie nicht an.


    Definitiv eines der Highlights des Sammelbandes! Die Kurzgeschichte ist sehr unterhaltsam, stellenweise sogar witzig. Sie hat mich an die Geschichten von Uwe Hermann erinnert, der einige wirklich lustige Robotergeschichten geschrieben hat.


    Fang den Hasen (Catch That Rabbit, 1944)


    Das Duo Powell und Donovan haben ein Problem. Der Roboter Dave und seine Mannschaft aus sechs weiteren Robotern arbeiten nur dann fehlerfrei, wenn sie von den Menschen beobachtet werden. Sind sie unbeaufsichtigt, verhalten sie sich ganz und gar nicht roboterhaft. Mike und Greg stehen unter Zeitdruck, denn bis zu ihrer Abreise sind es nur noch wenige Tage, bis dahin müssen sie eine Lösung gefunden haben, wenn sie ihre Jobs behalten wollen.


    Hier hatte ich das gleiche Problem wie mit dem Herumtreiber. Erst vorgestern gelesen, und ich musste die Geschichte gerade noch einmal durchblättern, um mich überhaupt an etwas zu erinnern. Die Wissenschaftler gefallen mir nach wie vor, schade, dass es nicht mehr Geschichten geworden sind. Vielleicht wäre eine weitere wie Vernunft dabei herausgekommen.


    ***

    Aeria

    Das Erste Gesetz (First Law, 1956)


    Das ist die erste von vier Geschichten um das Duo Donovan und Powell. Die beiden sind Spezialisten im Bereich der Robotertechnik, man schickt sie an unwirtliche Orte, um dort die eingesetzten Roboter zu überprüfen.


    In der ersten Geschichte kommt nur Mike Donovan vor. Er erzählt den Zuhörern in einer Bar von seinem Einsatz auf Titan, wo sich einer der Roboter angeblich nicht an das Erste Gesetz gehalten habe. Als Donovan nämlich in Gefahr geriet, half der Roboter namens Emma Zwei ihm nicht.

    Es wird nicht ganz deutlich, ob Donovan alles erfunden hat oder nicht. Dem unerwarteten - völlig unblaubwürdigen - Ende nach zu urteilen, könnte es durchaus ein Schwindel gewesen sein.


    Diese Geschichte ist nur vier Seiten lang und hat außer dem Ende im Grunde nichts zu bieten. Ist schnell vergessen.


    ***

    Aeria

    Zwischenfall bei der Dreihundertjahrfeier (The Tercentenary Incident, 1976)


    2076: Bei einer Ansprache des US-Präsidenten löst sich dieser in ein Staubwölkchen auf. Kurz darauf taucht er wieder auf, allerdings nicht auf der Bühne. Lawrence Edwards, Mitglied der Security-Mannschaft, ist davon überzeugt, dass der Präsident ermordet worden ist und dessen robotischer Doppelgänger nun an seiner Stelle regiert.

    Er beginnt zu recherchieren. Nach 2 Jahren wird er beim Privatsekretär des Präsidenten vorstellig und unterrichtet diesen von seinem Verdacht.


    Eine recht unterhaltsame kleine Geschichte. Edwards ist der Inbegriff eines Polizisten, der nicht loslassen kann. Er hat seinen Job der Aufgabe geopfert, die Wahrheit herauszufinden. Privatsekretär Janek glaubt den Edwards zunächst nicht, lässt sich dann aber nach und nach überzeugen.

    Die Existenz des Roboters wird von Edwards durch Deduktion nachgewiesen. Die sogenannte "mechanische Vorrichtung" selbst ist nicht mehr als ein Hintergrundgeräusch. Finde ich fast ein wenig schade.


    ***

    Aeria

    Spiegelbild (Mirror Image, 1972)


    Der Polizist Elijah Baley, bekannt aus Die Stahlhöhlen / Die nackte Sonne wird von seinem robotischen Freund Daneel Olivaw gebeten, im Streit zwischen zwei Wissenschaftlern zu (v)ermitteln. Beide Mathematiker beschuldigen den jeweils anderen des Ideendiebstahls. Baley befragt die persönlichen Diener der beiden, die Roboter, und kann so den Fall lösen.


    Diese Geschichte habe ich im vergangenen Sommer gelesen, als ich das Asimov-Buch von Hardy Kettlitz las. Ich hatte nicht gewusst, dass es noch eine dritte Geschichte um Baley und R. Daneel Olivaw gibt. Die nackte Sonne gehört zu meinen liebsten Romanen überhaupt, und natürlich wollte ich diese Kurzgeschichte sofort kennenlernen.

    Einen großen Teil habe ich bereits wieder vergessen, und im Zuge dieser Leserunde hatte ich keine Lust, die KG noch einmal zu lesen. Sie hat mich nämlich etwas frustriert zurückgelassen.

    Die Geschichte besteht hauptsächlich aus Dialogen, die man sehr genau lesen muss, um den Anschluss nicht zu verlieren. Elijah Baley fragt die Roboter aus, er fragt nach jedem Detail, versucht die Roboter bei einer Lüge zu ertappen. Die Robotergesetze und die Logik spielen bei seiner Ermittlung eine wichtige Rolle.

    Aber man bekommt dieselbe Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was ich sehr ermüdend fand.


    ***

    Aeria

    Zuletzt las ich diese Kurzgeschichte vor ein paar Jahren, und damals ist mir zum Beispiel die kleine Szene mit Susan Calvin entgangen. Asimov hat einige Geschichten geschrieben, in denen sie auftaucht. Ich frage mich, ob er die Ideen dazu schon 1940 hatte (bezweifle ich) oder ob er die Figur nachträglich eingearbeitet hat (wahrscheinlich). Jedenfalls war das ein nettes "Easter Egg".

    Susan Calvin wird tatsächlich erst 1941 erfunden. Asimov hat sie für die Sammlung "I, Robot" in dieser Geschichte nachträglich eingefügt.

    Ha! Danke, sandhofer .

    Lasst uns zusammenkommen (Let's Get Together, 1956)


    Der Chef der Robotikbehörde, Lynn, bekommt eine schlechte Nachricht. Angeblich sind 10 menschenähnliche Roboter von den anderen nach Amerika geschickt worden, um einen Terroranschlag zu verüben. Der Nachrichtenüberbringer ist Breckenridge, ein über jeden Zweifel erhabener Agent. Das Weiße Haus steht Kopf. Alle rätseln: Wie ist das möglich? Was genau sollen die Roboter tun? Sind sie bereits im Land?

    Es wird beschlossen, eine Konferenz mit den führenden Wissenschaftlern einzuberufen, um zu klären, wie nun zu verfahren sei.


    Die gefühlt längste Geschichte im Buch. Und soooo öde!

    Der Kalte Krieg ist in eine neue Phase übergegangen und seit 100 Jahren herrscht so etwas wie Frieden zwischen Ost und West. Über diese Tatsache denkt Lynn viel nach, was ich als sehr ermüdend empfand. Alles hier ist fadenscheinig, die Gründe, die Erklärungen, alles an den Haaren herbeigezogen. Nirgends auch nur ein Hauch von Glaubwürdigkeit. Die Auflösung ist keine Überraschung, die vermutet man als Leser:in bereits nach ein paar Absätzen.

    Vielleicht war "Lasst uns zusammenkommen" seinerzeit eine tolle Geschichte, heute zündet sie aber nicht mehr.


    ***

    Aeria

    Robbie (Robbie, 1940)


    1998: Die kleine Gloria hat einen Spielgefährten, den Roboter Robbie. Sie liebt ihn über alles. Ihre Eltern sind über Robbie geteilter Meinung, der Vater ist progressiv eingestellt, die Mutter konservativ. Mrs. Weston ist der Meinung, der Roboter könne dem Kind schaden, sei es dadurch, dass Gloria nicht mit anderen Kindern spielen will und ihr damit die wichtige Sozialisierung fehlt, oder dadurch, dass Robbie das Mädchen durch eine Fehlfunktion verletzen könnte. Sie redet so lange auf Mr. Weston ein, bis dieser einwilligt, den Roboter loszuwerden. Gloria ist am Boden zerstört und hat fortan keine Freude mehr am Leben.

    Die Eltern machen mit ihr schließlich eine Reise nach New York, wo sie "ganz zufällig" Robbie begegnen. Der Roboter rettet Gloria das Leben, indem er sie vor einem heranrasenden Fahrzeug schützt. Daraufhin wird sogar Mrs. Westons mißtrauisches Herz erweicht und Robbie darf bleiben.


    Das war die erste von Asimov verfasste Robotergeschichte, da war er gerade mal 20 Jahre alt. Wenn man das Alter bedenkt, kann man dem Autor nur Respekt zollen. Denn es ist eine gute Geschichte. Stellenweise ein wenig naiv, aber im Grunde gut gealtert. Mir hat hier besonders gefallen, wie Asimov die Gefühle der kleinen Gloria beschreibt, als sie ihren Spielgefährten verliert. Es sind eigentlich nur wenige Sätze, aber sie sitzen.


    Zuletzt las ich diese Kurzgeschichte vor ein paar Jahren, und damals ist mir zum Beispiel die kleine Szene mit Susan Calvin entgangen. Asimov hat einige Geschichten geschrieben, in denen sie auftaucht. Ich frage mich, ob er die Ideen dazu schon 1940 hatte (bezweifle ich) oder ob er die Figur nachträglich eingearbeitet hat (wahrscheinlich). Jedenfalls war das ein nettes "Easter Egg".


    Ich las "Robbie" zum ersten Mal als Kind. Eine Szene darin hat sich mir für immer eingeprägt. Ich war sehr verblüfft, als diese Szene beim Lesen vor einigen Jahren nicht auftauchte. Tja. Erinnerungen sind flüchtig. Oder - was natürlich auch sein kann - die Kurzgeschichte wurde durch die Übersetzung ins Russische und/oder Zensur verändert.


    Fazit: Eine der besten Robotergeschichten bisher (wenn auch vielleicht nur aus nostalgischen Gründen :clown: )


    ***

    Aeria

    Ein Herz aus Metall (Segregationist, 1967)


    Ein Arzt führt ein Gespräch mit seinem Patienten, einem Senator, der eine Herztransplantation braucht. Der Patient will das Beste vom Besten, nämlich ein Metallherz. Der Chirurg versucht ihn zu überzeugen, dass ein Organ aus neuartigem Kunststoff besser wäre, doch der Senator will davon nichts hören.


    Es ist eine Kurzgeschichte, die zum größten Teil aus Dialogen besteht. Man erfährt, dass Metallherzen der Trend bei den Menschen sind, während Roboter sich bei den Ersatzteilen eher für den Kunststoff entscheiden, weil das Material den organischen Fasern ähnlich ist. Der Arzt äußert einem Kollegen gegenüber die Vermutung, dass sich die beiden intelligenten Spezies, die sich inzwischen die Erde teilen - die Menschen und die Metallos -, einander immer weiter anzunähern scheinen, bis irgendwann die Unterschiede verschwunden sein werden.

    Natürlich endet auch diese Geschichte mit einer Überraschung (das hat Asimov drauf). Der Chirurg ist nämlich selber ein Metallo.


    Fazit: Gar nicht übel, das war sogar interessant.


    Als nächstes kommt Robbie. Freue mich sehr darauf, denn Robbie habe ich schon als Kind gelesen, das war meine allererste Robotergeschichte. Damit fing alles an!


    ***

    Aeria

    Lichtverse (Light Verse, 1973)


    Eine putzige kleine Geschichte, in der zwar Roboter vorkommen, aber nicht selbst auf der Bildfläche erscheinen.


    Mrs. Lardner ist eine reiche Witwe, die für ihre Kunstsammlung bekannt ist. Sie ist eine herzensgute Dame, die sogar nett zu ihren robotischen Dienstboten ist. Selbst den alten Roboter Max, der schon seine besten Zeiten hinter sich hat, will sie nicht loswerden. In ihrem Haus stellt sie bemerkenswerte Lichtskulpturen aus, will aber niemandem Details über deren Erschaffung verraten.

    Eines Tages ist ein Roboterfachman zu Besuch, der als Lichtkünstler bisher erfolglos geblieben ist. Er justiert den Max-Roboter, damit dieser wieder wie neu ist. Daraufhin gerät Mrs. Lardner außer sich und erdolcht den Mann.

    Die Moral von der Geschicht ist wohl: Rühre keine fremden Roboter an, selbst wenn sie kaputt sind. Denn es könnte sein, dass sie Lichtkünstler sind.


    Wirklich nett, irgendwie flott und mit einer hübschen Pointe. Zwar weiß ich jetzt immer noch nicht, was eine Lichtskulptur ist, will aber auch eine.


    ***

    Aeria

    Ich lasse Autoren auch eine Menge durchgehen. Bei menschenähnlichen Aliens fällt mir das allerdings immer schwerer. Seit einigen Jahren kann ich daher auch kaum SF-Filme gucken (das widerspricht natürlich gerade der Tatsache, dass ich gegenwärtig "Star Trek: Deep Space Nine" gucke 8) ).

    Auch wenn etwas dem aktuellen Stand der Wissenschaft widespricht, nervt mich das. Bei meinem geliebten Buch "Der Marsianer" muss ich immer mit den Zähnen knirschen, wenn ein Marssturm die Satellitenschüssel umpustet. Ich bin niemand vom Fach und habe selber schon solchen Unsinn geschrieben, aber es wurmt mich trotzdem. Gibt's dagegen was von Ratiopharm?


    Fremdling im Paradies (Stranger in Paradise, 1974)


    Diese Geschichte mochte ich auch nicht besonders, vielleicht, weil die vorherige so stark nachhallte.

    Hier kommt der Roboter erst zum Schluss vor, auch wenn seine Rolle wichtig ist, weil er zwei (un)gleiche Brüder zusammenbringt.

    Auch hier hat sich wieder Unfug in der Gestalt von unwisschenschaftlichen Vorgehensweisen eingeschlichen.


    Die Geschichte spielt irgendwann in ferner Zukunft, möglicherweise nach einer globalen Katastrophe oder gar dem Dritten Weltkrieg. Die menschliche Gesellschaft hat sich gewandelt. U. a. darf man nicht mehr zwei Kinder vom selben Partner haben. Die Kinder werden nicht von den Eltern aufgezogen, sondern kommen in Heime, wo die Eltern sie besuchen dürfen. Anthony und William sind Brüder, noch dazu haben sie dieselbe Mutter UND Vater - kein Grund zur Freude, sondern zur ewigen Schmach. Ihre Wege trennen sich nach dem Heim, Anthony wird Telemetriker, William Homologe, dessen Forschungsgebiet autistische Kinder sind. Als ein Roboter zum Merkur geschickt werden soll, müssen beide Brüder zusammenarbeiten.


    Ich glaube, der Roboter ist zufällig in diesen Text hineingeraten. Asimov hat sich vielleicht gefragt: Wie verknüpfe ich diesen Faden mit jenem? Ich hab's! Roboter!

    Viel wichtiger schien ihm die Geschichte der beiden Brüder gewesen zu sein. Ihre anfängliche Befremdung und langsame Annäherung fand ich gar nicht so schlecht dargestellt. Hätte Asimov den Roboter weggelassen, wäre uns vermutlich nichts entgangen.


    ***

    Aeria

    sandhofer

    Da kannst du mal sehen, wie sehr mir der Stil von Bradbury zusagt, dass ich sogar bereit bin, in eine patriarchalische Welt einzutauchen :sonne:


    Unbeabsichtiger Sieg (Victory Unintentional, 1942)


    Ich habe für diese Geschichte von knapp 30 Seiten fünf Tage gebraucht. Viele Seiten lang empfand ich sie als den Gipfel des Schwachsinns. Ja, der Text ist alt. 1942 konnte man noch gar nicht wissen, dass der Jupiter keine feste Oberfläche hat, aber was ist mit dem Rest?


    Drei Roboter landen auf dem Jupiter, um herauszufinden, ob die Jupiteraner zur Gefahr für die Menschen werden könnten. Es hat bereits Funkkontakt zwischen den beiden Spezies gegeben, und nun gilt es, sich persönlich von den Gegebenheiten zu überzeugen.

    Die Jupiterbewohner versuchen alles, um die Roboter zu vernichten, was ihnen nicht gelingt. Also beginnen sie mit ihren Errungenschaften zu protzen, die Roboter zeigen sich unbeeindruckt. Die Pointe am Ende der Geschichte ist recht amüsant.


    Was mich besonders am Anfang unendlich aufgeregt hat, ist die Vermenschlichung der Jupiteraner. Asimov zeigt uns ihre Gestalt nicht, aber ihr Verhalten ist das von Menschen. Ich weiß aus Erfahrung wie schwierig es ist, eine völlig fremdartige Spezies zu erfinden. Menschliche Eigenschaften schleichen sich immer ein, weil wir nun einmal nur von unseren Erlebnissen und Erfahrungen ausgehen können. Was Asimov hier abliefert, kann ich nur plump nennen.

    Im Laufe der Handlung legte sich mein Unmut ein wenig. Ich habe schließlich die amüsanten Momente erkannt und mir gedacht: War das ganze Absicht? Sollte der Text etwa als Reinfall gedacht sein? Wir werden es nie erfahren.


    Laut Kettlitz ist diese Geschichte urpsünglich in einem Magazin erschienen, den er den "Bodensatz der Genremagazinszene" nennt. Wundert mich gar nicht.


    ***

    Aeria

    Robot AL-76 geht in die Irre (Robot AL76 Goes Astray, 1941)


    Beim Transport einiger hochspezialisierter Roboter geht einer von ihnen verloren. Ausgerechnet AL-76, der dafür vorgesehen war, auf dem Mond einen Desintegrator zu bedienen. Das Unternehmen, und bald darauf das halbe Land, steht Kopf. Niemand kann vorhersagen, wie sich der Roboter vehalten wird, denn in seiner Programmierung ist ein Ausflug auf der Erde nicht vorgesehen. Der Roboter ist derweil auf seine Aufgabe konzentriert, er will einen Desintegrator bauen.


    Die bisher witzigste Geschichte! Asimov wählt genau die richtigen Worte, um die Fassungslosigkeit der Menschen zu beschreiben, die dem Roboter begegnen. AL-76 wird nicht genau beschrieben, aber die Menschen sind von seiner Gestalt entsetzt.

    Es gibt schräge Figuren, buchstäblich komödiantische Auftritte der rechtschaffenen Bürger, Mißverständnisse. Hier ist keine Zeile ernst zu nehmen, und im Vergleich zu einigen anderen Texten dieses Buches, ist das definitiv auch nicht die Absicht des Autors gewesen. Ich glaube, Asimov hatte einen Riesenspaß beim Schreiben.

    Die Geschichte endet mit einer feinen Pointe.


    ***

    Aeria

    Wahre Liebe (True Love, 1977)


    Der Computer Joe soll für seinen Programmierer Milton dessen Traumfrau finden. Nachdem alle Kriterien, die Milton für unzumutbar hält, ausgeschlossen worden sind, bleiben 235 Frauen übrig, die Miltons Wünschen perfekt entsprechen. Doch auch hier mustert Milton nach den persönlichen Begegnungen einige Frauen aus. Er beschließt es anders anzugehen und sein Persönlichkeitsprofil im System zu erweitern. Das führt zu Veränderungen bei Joe.


    Diese sehr kurze Geschichte hat mir gut gefallen, weil sie ziemlich amüsant ist. Ein krasser Gegensatz zur vorherigen Erzählung. Mich hat sie in Teilen an das Buch "Das Rosie-Projekt" erinnert. Im Buch geht es ebenfalls um einen Mann, der genaueste Vorstellungen von seiner zukünftigen Frau hat und am Ende bei einer landet, die keiner dieser Vorstellungen entspricht. Asimovs Milton landet bei niemandem, sondern im Gefängnis - und Joe hat ein Rendezvous mit seiner Traumfrau.

    Wer ein paar Minuten Zeit für eine putzige Kurzgeschichte hat, sollte diese hier lesen.


    ***

    Aeria

    Eine Frage des Standpunkts (Point of View, 1975)


    In dieser Kurzgeschichte kommt der Multivac-Computer vor, ein in Asimovs Werken wiederkehrender "Charakter".


    Roger Atkins besucht seinen Vater, der am Multivac arbeitet. Der Vater erzählt ihm beim Mittagessen von den Problemen, die Multivac derzeit hat. Der Computer gibt nämlich auf dieselbe Frage verschiedene Antworten. Die Programmierer finden keine Lösung dafür. Roger schlägt vor, dem Computer eine Pause zu gönnen, denn dieser sei wie ein Kind, das auch mal Zeit zum Spielen braucht.


    Dieser Text erschien ursprünglich in einer Zeitschrift für Jungen, sicher ist er aus diesem Grund eher naiv und an keiner Stelle ernst zu nehmen. Hat mich relativ kalt gelassen. Ich habe nach dem Lesen keinen Gedanken mehr daran verschwendet.


    Denke! (Think! 1977)


    Eine Wissenschaftlerin hat ihren Computer so modifiziert, dass dieser durch Laserstrahlen ein menschliches Gehirn abtasten kann. Sie findet heraus, dass noch mehr möglich ist, nämlich Gedanken sichtbar und hörbar zu machen. Man kann sie sogar zu einem andern Menschen senden. Dr. Renshaw hat also die Telepathie erfunden. Ihr Computer kann nun auch telepathisch kommunizieren, was ein unbeabsichtiger und beängstigener Effekt ist.


    Das war mir zu weit hergeholt und zu trocken erzählt. Ich bin beim Lesen fast eingeschlafen... Die Wissenschaftlerin versucht, zwei Kollegen von ihrer Entdeckung zu überzeugen. Es gibt seitenlanges Gerede, dem man nur mit sehr viel Koffein im Blut folgen kann :evil: .


    Ich gebe zu, ich vergleiche Asimov immerzu mit Bradbury. Bradburys Geschichten sind natürlich auch nicht immer glaubwürdig, aber die wenigsten sind öde und/oder trocken und verpuffen gleich nach dem Lesen. Mir ist wieder eingefallen, warum ich die Robotergeschichten vor Jahren abgebrochen habe.


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    Aeria

    Breña Schön, dass du dabei bist!


    Ich habe in den letzten Tagen ein paar weitere Geschichten gelesen.


    Eines Tages (Someday, 1956)


    Der elfjährige Niccolo lauscht gerne seinem Märchenerzähler, einem altern Computer. Dieser generiert aus vorgegebenen Textbausteinen Märchen über Prinzessinnen und Drachen. Niccolo ist eigentlich schon zu alt für dieses Gerät, aber seine Eltern können sich kein moderneres leisten. Sein Freund Paul bietet ihm an, dem Computer ein paar neue Daten einzugeben, damit die Märchen aktueller werden. Das klappt nur bedingt, denn jetzt tauchen in den Märchen zwar Computer auf, der Rest besteht nach wie vor aus den vertrauten Prinzessinnen, Königen und Fabelwesen. Die Jungen gehen schließlich zum Spielen, der Computer erzählt dem leeren Zimmer eine Geschichte über einen kleinen Computer, der bei bösen Stiefeltern lebt, aber eines Tages...


    Ich fand an dieser Geschichte nicht den Märchenerzähler interessant, sondern eher den Hintergrund, die Welt, in der sich alles abspielt. Diese erfahren wir durch Dialoge zwischen Niccolo und Paul. Paul hat nämlich herausgefunden, dass die Menschen in früheren Zeiten kleine Schnörkel malten, um Informationen zu teilen. Das Entschlüsseln dieser Schnörkel hieß "lesen". Paul und Niccolo beschließen, diese Fähigkeit zu erlernen, um "geheime Botschaften" auszutauschen.


    Schon spannend, wie manche Phantasten die Zukunft gesehen haben. Ich bin eher der Meinung, wenn künfige Generationen das Lesen und Schreiben verlernen, können sie auch keine Märchenerzähler mehr konstruieren. Kann natürlich auch sein, dass Asimov es hier absichtlich auf die Spitze der Unglaubwürdigkeit getrieben hat (ganz oben auf der Spitze befindet sich allerdings eine andere Kurzgeschichte, die lese ich gerade).

    8)


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    Der Unbesiegbare von Stanisław Lem


    Vor etlichen Jahren las ich den Roman Solaris von Stanislaw Lem. Das war die ödeste Lektüre, die ich mir bis dahin überhaupt hatte vorstellen können. Natürlich entging mir nicht Lems Genie, aber das Buch kam für mich einfach zu falschen Zeit. Ich war noch nicht bereit für Lem.

    Der Unbesiegbare ist schon von einem anderen, wesentlich verdaulicheren Kaliber. Das ist tatsächlich ein Roman, den ich jedem empfehlen kann, ob Lem-Fan oder nicht.


    Handlung:


    Das Raumschiff Der Unbesiegbare landet mit ca. 80 Mann Besatzung auf dem Planeten Regis III, wo vor Jahren das Schwesternschiff Kondor verschwand. Regis III ist eine Welt, auf der es nicht einmal Bakterien gibt. Nur in der Tiefe des Ozeans entdeckten die Forscher Leben in Form von Fischen und Algen. Vorsichtig erkunden die Menschen die neue Umgebung, stoßen auf einige seltsame Konstruktionen - und auf Kondor, der für seine Besatzung zum Grab geworden ist. Es wird klar, dass Regis III zwar tot ist, aber nicht unbewohnt.


    Die Geschichte wird aus der Sicht des Navigators Rohan erzählt, der Nr. 2 auf dem Schiff. Er ist nicht mehr jung, hat schon einiges erlebt. Der tote Planet wird für ihn zur Herausforderung, an der er fast zugrunde geht.


    Lem hält sich nicht damit auf, uns die Welt und die Zeit zu erklären, in der sein Roman spielt. Es gibt eine Basis, in der alle Erkenntnisse zusammenkommen, und von der die Expeditionen zu fremden Welten aufbrechen. Doch man erfährt weder etwas über die Gesellschaftsform noch über diese anderen Expeditionen. Auf dem Schiff gibt es keine militärischen Ränge. Es gibt auch keine Frauen (was vermutlich der Entstehungszeit des Buches zu verdanken ist, nämlich 1964). Wir sehen nur das, was sich auf dieser speziellen Mission abspielt. Das ist weder gut noch schlecht, es ist einfach eine Tatsache. Stört das? Nein.


    Wie in Solaris spielt der Autor mit dem Gedanken, wie ein Kontakt mit einer nicht-menschlichen Spezies aussehen könnte. Und genau wie in jenem Roman gibt es keine Lösung. Es gibt keine Berührungspunkte zwischen uns und dem Fremden. Einer der Unterschiede zu Solaris besteht darin, dass in jenem Buch das fremde Leben ein unbegreiflicher planetengroßer Ozean war, hier dagegen sind es insektengroße roboterartige Metallkonstrukte, die nicht weniger unbegreiflich sind.


    Im Gegensatz zu Solaris gibt es in Der Unbesiegbare Action, atemlose Spannung und erfreulicherweise kein Geschwafel in Form von seitenlangen Abhandlungen. Gleich nach dem Lesen war mir klar, dass ich mir das Buch noch einmal vornehmen werde. Kurz darauf stieß ich auf die Audioversion auf Audible und hörte mir das Buch erneut an. Es wird hervorragend vorgelesen von Simon Elias, den ich bis dato gar nicht kannte, den ich mir merken werde.


    Fazit: Wenn man einen Roman innerhalb von zwei Wochen ein zweites Mal liest bzw. hört, lohnt er sich wirklich.


    5ratten


    ***

    Aeria

    Carl Kollhoff arbeitet schon sein ganzes Leben in einer kleinen Buchhandlung. Er liefert Bücher an die Kunden aus, die ihr Haus nicht verlassen können oder wollen. Für ihn ist das nicht bloß Arbeit, es ist eine Berufung. Doch die Zeiten ändern sich, der alte Buchhändler stirbt und seine Tochter übernimmt den Laden. Sie würde Kollhoff am liebsten sofort loswerden, denn die Kunden sollen gefälligst selber in die Buchhandlung kommen. Das Auslieferermodell ist in ihren Augen veraltet und nicht wirtschaftlich.

    Derweil lernt Kollhoff ein kleines Mädchen kennen, Schascha. Es hängt sich an ihn wie eine Klette und will ihn zu seinen Kunden begleiten.


    Als ich zuerst von diesem Buch hörte, sagte ich mir, dass es für mich nicht in Frage kommt. Ein Roman über einen alten Mann und ein nerviges Gör muss schon mindestens auf einem anderen Planeten und unter dem Beschuss von Alienkanonen spielen. Das Buch landete irgendwann eher zufällig als Hörbuch in meiner Sammlung und blieb dort eine ganze Weile unangetastet. Schließlich nahm ich es mir doch vor.


    Es war nicht so schlimm, wie ich erwartet habe. Selbst das nervige Gör Schascha war zu ertragen.

    Den ganzen Lobeshymnen auf das Buch kann ich mich nicht anschließen. Es ist nett. Zum Einmal-Lesen. Sehr (sehr!) vorhersehbar. Wenn mal etwas Schlimmes passiert, dann nur, damit es danach gleich um den Faktor 100 besser wird. Mich haben nicht einmal die Gespräche über Bücher sonderlich begeistert, denn Werke über die Liebe zu Büchern habe ich schon zuhauf gelesen, ich kann kaum noch Neues entdecken. Die Charaktere im Roman sind allesamt etwas schrullig geraten, was sie wohl charmant machen soll, und es vielleicht auch tut, nur war es mir egal.


    Bei all dem Gemotze entsteht vermutlich der Eindruck, dass dieses Buch für mich ein Flop war, aber dem ist nicht so. Wie gesagt, es ist nett. Leicht. Unaufgeregt. Stellenweise recht putzig. Im Vergleich zu manch einem anderen Buch im vergangenen Jahr geradezu ein Meisterwerk. Ich könnte mir vorstellen, auch andere Romane des Autors Carsten Henn zu lesen bzw. hören. Nur nicht so bald. Den ganzen Zuckerguss aus "Der Buchspazierer" muss ich erst einmal verdauen, was sicherlich noch dauern wird.


    Empfehle ich dieses Buch? Ja. Es ist dünn, kann an einem Tag gelesen werden. Es belastet nicht, sofern man das Thema Altwerden nicht als furchtbaren Trigger empfindet. Es ist wie ein Salatblatt - belastet nicht, macht aber auch nicht satt.


    3ratten


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    "Rendezvous mit Rama" von Arthur C. Clarke


    Buchbeschreibung:


    Aus den Tiefen des Alls taucht ein rätselhaftes Objekt auf, das die Wissenschaftler zunächst für einen Asteroiden halten. Allein seine Größe – es wird gesichtet, als es noch außerhalb der Jupiterbahn ist – ist beeindruckend, und so wird Captain Norton mit dem Raumschiff Endeavour losgeschickt, um es zu untersuchen. Schnell entpuppt sich der Asteroid als perfekter Zylinder – eindeutig nicht natürlichen Ursprungs. Norton und seiner Crew gelingt es, ins Innere des Raumschiffes vorzudringen. Was sie dort entdecken, übersteigt jede Vorstellungskraft ...


    Meine Meinung:


    Wir schreiben das Jahr 2130. Das Asteroidenwarnsystem entdeckt einen Himmelskörper, der sich auf die Sonne zubewegt und der sich nicht asteroidenkonform verhält. Schnell wird klar, dass es sich bei dem Objekt um einen Zylinder von ca. 50 km Länge handelt, und dass dieser eindeutig künstlicher Natur ist. Das Raumschiff Endeavour unter Commander Norton wird zu einem Rendezvous mit dem Objekt abkommandiert.


    Vor ca. einem halben Jahr hörte ich das Gerücht, dass Denis Villeneuve (Dune, Arrival) das Buch verfilmen will. Natürlich war mir klar, dass ich es lesen bzw. hören muss.

    Ich hatte die Befürchtung, dass ich das Buch nicht mögen würde. Die Klassiker der Science-Fiction wirken oft altbacken und naiv. Robert Heinlein vertrage ich zum Beispiel gar nicht - ich dachte, Clarke würde sich ebenfalls dazugesellen, vor allem, weil ich in früheren Jahren bereits versucht hatte, ihn zu lesen, und gescheitert war. Doch obwohl beim Schreibstil von "Rendezvous mit Rama" das Alter stellenweise zu spüren ist, wirkt der Roman doch zeitlos wenn es um die Handlung geht.


    Das Alter des Buches, es erschien 1973, macht sich vor allem durch die kompakte Erzählweise bemerkbar. Es gibt keine ellenlangen Erklärungen und nur minimale, für die Handlung unerlässliche, Beschreibungen des Innenlebens von Rama sowie der einzelnen Situationen. Ich stelle mir bei solchen Büchern immer vor, wie sie heute wohl geschrieben werden würden. Ein Peter F. Hamilton oder James Corey hätten ein halbes Dutzend Bände gebraucht, bevor Besatzung der Endeavour Rama überhaupt betreten würde. Und es gäbe wesentlich mehr Drama. Bei Clarke wird schnell klar, dass er keine seiner Figuren im Stich lassen wird, so dass sich eine leichte Langeweile einstellt. Wozu sich aufregen und mitfiebern, wenn alles gut gehen wird?


    Die Handlung selbst, nämlich die Erforschung von Rama, und die Spekulationen über Herkunft und Zweck des Habitats, wirken dagegen keineswegs alt. Schließlich ist die Idee einer außerirdischen Arche an sich schon toll. Und so oft sie auch erzählt wird, es wird nie langweilig.

    Es hat in den Jahrzehnten nach Erscheinen des Romans noch zahlreiche anderen Werke mit ähnlichen Geschichten gegeben, aber Clarke war sicherlich einer der ersten. Für den Roman bekam er die renommiertesten Preise wie den Nebula, den Hugo und den Locus, woran man sehen kann, wie sehr das Buch seinerzeit eingeschlagen hat. Es zählt zu Recht zu den Meisterwerken der Science-Fiction.


    Eine klare Empfehlung.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    ***

    Aeria