Lügner! (Liar!, 1941)
Hier tritt Susan Calvin zum ersten Mal richtig in Erscheinung. Ihr Name wurde in anderen Geschichten hin und wieder erwähnt, doch man konnte sich natürlich keine rechte Vorstellung von ihr machen. Das ändert sich ab Lügner!
Dies ist übrigens die dritte Robotergeschichte von Asimov. Er schreibt, dass er sich auf der Stelle in Dr. Calvin verliebte. Nun ja. Ich nicht
Das Unternehmen U. S. Robots produziert versehentlich einen gedankenlesenden Roboter. Dieser erzählt jedem, der ihn fragt, etwas, wonach der oder die Fragende:r sich sehnt. Einem leitenden Angestellten stellt er den Direktorposten in Aussicht, Dr. Calvin eine romantische Beziehung. Das kommt natürlich recht bald heraus. Doch der Roboter handelte nach dem Ersten Robotergesetz, er wollte die Menschen vor Schaden bewahren.
Die Dame, nach der dieser ganze Buchabschnitt benannt worden ist, Dr. Susan Calvin hat mir hier überhaupt nicht gefallen (in den nachfolgenden Kurzgeschichen aber ebenso wenig). Speziell hier liegt es an der Darstellung ihrer Figur. Einerseits ist die resolute Roboterpsychologin, andererseits schmachtet sie ihren Kollegen an. Ja, so etwas kommt natürlich vor, darum geht es nicht. Es geht darum, dass diese beiden Seiten von Calvin sich nicht in einander fügen. In einem Roman hätte man das ordentlich darstellen können, mit schönen fließenden Übergängen, in einer Kurzgeschichte fehlt schlicht etwas und das macht die Figur unglaubwürdig.
Auch in späteren Geschichten ist das so. Manche Ereignisse sollen Calvin menschlicher wirken lassen, kommen aber eher völlig wesensfremd rüber.
Geliebter Robot (Satisfaction Guaranteed, 1951)
Schon der Titel Geliebter Robot ließ mich auf Romantik hoffen. Ich bekam sie, in gewisser Weise.
Larry Belmont will Karriere machen und bietet an, den Haushaltsroboter Tony zu Testzwecken in seinmen Haus aufzunehmen. Larry selbst verreist kurz darauf und lässt seine Frau Claire mit Tony allein.
Tony ist der ideale Helfer im Haushalt, noch dazu der perfekte Gesprächspartner, Psychologe und einfach nur ein guter Freund. Nach anfänglicher Skepsis entwickelt Claire tiefere Gefühle für ihn.
Susan Calvin kommt nur am Anfang und Ende vor, die ganze Geschichte dreht sich um Claire und Tony. Mir hat die Idee gefallen, sie ist selbst heute (wieder) aktuell. Erst vor ein paar Tagen kamen Berichte in den Medien, wonach chinesische junge Frauen lieber mit von einer KI erzeugten "Freunden" eine Art Beziehung eingehen als mit echten Männern. Bei Asimov ist es ähnlich (wobei es zu einer Beziehung gar nicht gekommen ist, der Roboter hat vorher das Feld verlassen).
Aber:
Ja, die KG ist aus den 50ern, ja, die Frauenrolle war damals eine andere, deshalb kann ich mich aber trotzdem über dieses Hausfrauchen aufregen, das ihren Wert über Schminke, Kleidung und eine schöne Hauseinrichtung definiert.
Ich mochte Geliebter Robot trotzem, von der ersten Seite an.
Lenny (Lenny, 1957)
Susan Calvin kümmert sich um den Roboter Lenny. Bei der Programmierung seines positronischen Gehirns kam zu einer Fehlfunktion, und Lenny wurde mit der geistigen Entwicklungsstufe eines Babys produziert. Die Firma will den Roboter zerstören, denn er ist nutzlos, Susan Calvin, die Muttergefühle für Lenny hat, verhindert das.
Hier ist er wieder, der Widerspruch, die nicht geglätteten Seiten des Charakters Susan Calvin. Asimov konnte mich von den Muttergefühlen nicht überzeugen. Er betont oft, wie knallhart diese Frau ist, wie humorlos, manchmal gar eiskalt, und plötzlih die 180-Grad-Wende? Glaub ich einfach nicht.
Liegt's an mir oder hat Asimov es wirklich vergeigt?
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Aeria