"Doubles", 2009
Bernard Trimble gerät immer außer sich, wenn er beim Tennisspiel gegen seine Frau verliert. Die beiden kommen sonst gut miteinander aus, nur beim Spielen (und Verlieren) geraten sie sich in die Haare.
Dann kommen sie auf die Idee, zusammen gegen ein anderes Paar zu spielen und von da an sind die Wutanfälle vorbei.
Über diese Erzählung lässt sich fast überhaupt nichts sagen, denn sie ist kaum 3 Seiten lang und es passiert wirklich wenig. Ich glaube, dass die Trimbles sich zusammenraufen, liegt nicht nur daran, dass sie nun als Team spielen, sondern dass sie den jeweils anderen mit einem Liebhaber/einer Geliebten gesehen haben.
"Pater Caninus", 2009
Ein Hospital, das von Mönchen geführt wird, wird immer wieder von einem Golden Retriever aufgesucht, der sich an die Betten der Kranken setzt. Die Patienten lieben den Hund und reden mit ihm. Fast sieht es so aus, als würde er ihnen die Beichte abnehmen. Natürlich sind einige Mönche davon nicht begeistert.
Geschichten über Tiere gehen immer. Hier zeigt Bradbury, dass ein knuffiger schlauer Hund auch den miesepetrigsten Mönch zum Umdenken bringen kann. Eine ganz und gar putzige Geschichte, zum Einmal-Lesen.
"Arrival and Departure", 2007
Und hier kommt es, das Highlight des Buches (meiner Meinung nach).
Mr. und Mrs. Alexander sind schon sehr alt, 72 und 70 Jahre alt. Sie haben das Haus seit zwei Jahren nicht mehr verlassen, denn immerzu war einer der beiden krank und wurde vom anderen gepflegt. Aber nun ist ein schöner sonniger Tag angebrochen, die alten Menschen fühlen sich gesund. Sie beschließen, in die Stadt zu gehen. Nachdem sie sich in einigen Läden ein paar schöne Dinge gegönnt haben und ihre Freunde wiedergesehen haben, kehren sie für ein paar Stunden nach Hause zurück. Abends wollen sie auf eine Veranstaltung gehen. Doch zuvor stellen sie fest, dass die neuen Schuhe etwas drücken, da wäre es doch toll, sie für eine Stunde auszuziehen und in die bequemen Hausschuhe zu schlüpfen. Die Krawatte sitzt auch zu eng, man könnte die ja für eine Stunde ablegen. Letztendlich sind Mr. und Mrs. Alexander wieder dort, wo sie angefangen haben, in ihrem Zuhause, in ihren abgetragenen Morgenmänteln. Als es an der Tür klingelt, tun sie so, als sei niemand daheim.
Al-ler-liebst
Kettlitz bezeichnet diese Erzählung als deprimierend, ich würde sie höchstens etwas wehmütig nennen. Die Dialoge zwischen John und Alma bringen einen zum Lächeln, die beiden sind sowas von auf einer Wellenlänge. Da kann man sich nur wünschen, mit 70 eine:n Partner:in zu haben, der:die eine:n so gut kennt wie die Alexanders einander kennen.
Die Geschichte spielt in Green Town und es kommt ein Spaulding vor. Wem diese Namen nicht sagen, die sind aus "Löwenzahnwein".
"Last Laughs", 2009
Der Ich-Erzähler hat einen guten Freund, Andrew Vesalius. Dieser verschwindet plötzlich und niemand scheint zu wissen, was aus ihm geworden ist. Der Ich-Erzähler findet heraus, dass Vesalius in seinem eigenen Haus gefangen gehalten wird - von dem Sekretär. Er eilt zur Rettung.
Äh. Ja. Was war das, bitte? Das war nicht Fisch noch Fleisch. Weder besonders spannend noch besonders amüsant. Die Erklärung, warum Vesalius denn nun von seinem Sekretär ans Bett gefesselt wurde - kann man akzeptieren. Oder zur nächsten Geschichte übergehen.
"Pieta Summer", 2009
Diese Kurzgeschichte könnte aus der gleichen Zeit stammen wie "Löwenzahnwein", denn sie ist sehr ähnlich geschrieben. Die Jahreszahlen neben den Geschichten sind eh nicht ganz ernst zu nehmen (behauptet Hardy Kettlitz).
Es geht um zwei Brüder, die frühmorgens aufstehen, weil sie auf den Zirkus warten. Nachdem sie den ganzen Tag geholfen haben, den Zirkus aufzubauen (um am Ort des Geschehens zu sein), sehen sie sich begeistert die Vorstellungen an. Der Ich-Erzähler, 13 Jahre alt, ist nach der ganzen Aufregung so erschöpft, dass er buchstäblich im Gehen einschläft. Sein Vater trägt ihn den ganzen Weg nach Hause.
Ich gebe zu, ich hatte feuchte Augen beim Lesen. Bradbury ist einfach ein Dichter, wenn es darum geht, Szenen aus der Kindheit zu beschreiben.