Beiträge von Aeria

    Die Buchbloggerin meines Vertrauens ließ an diesem Buch kein gutes Haar. Sie sagte, das, was im Roman beschrieben wird, könne in der realen Welt gar nicht so passieren. Wegen der Unglaubwürdigkeit vergab sie eine schlechte Note.

    Ich habe seitdem viel über "Saving Grace" nachgedacht. Beim Lesen (bzw. Hören) fand ich buchstäblich alles glaubwürdig. Mit ein wenig Abstand betrachtet, muss ich der Bloggerin zum Teil Recht geben, vieles wirkt im Nachhinein an den Haaren herbeigezogen.


    Wie seht ihr das? Hat die Autorin die Figuren überzeichnet? Die Ereignisse?

    The Twilight Greens, 2009


    Das ist eine kurze Erzählung über einen Golfer, der anderen - sehr merkwürdigen - Golfspielern begegnet. Ich dachte ja sofort an irgendwelche Aliens, aber nein, es handelt sich lediglich um ältere Herren, die Reißaus von zu Hause genommen haben, um in der Abenddämmerung Golf zu spielen.

    Die Geschichte an sich ist fast nichtssagend, doch Bradbury bleibt seinem schönen Erzählstil treu, daher kein kompletter Reinfall.


    The Murder, 2009


    Zwei Männer, ein Hausherr und sein Untermieter, schließen eine Wette ab. Der Hausherr, Mr Bentley, glaubt nicht, dass er je jemanden ermorden könnte. Der Untermieter, Mr Hill, ist anderer Meinung, er sagt, jeder sei unter Umständen dazu fähig. Sie wetten um ein paar Pennys, dass Mr Hill Recht behält.

    Natürlich hat Mr Bentley nicht die Absicht, jemanden umzubringen, doch seit dem Gespräch kommen ihm immer wieder Zweifel, bis er schließlich Mr Hill bittet, auszuziehen. Dieser weigert sich.

    Es kommt wie es kommen muss, am Ende steht Mr Bentley als Mörder da, auch wenn nicht klar wird, was genau passiert ist

    Diese Geschichte besteht hauptsächlich aus Dialogen, die einen durch die Handlung flutschen lassen. Man kann Bentleys verwirrten Gedanken vielleicht nicht immer folgen, das ist ok. Ich glaube, Bradbury hatte viel Spaß beim Verfassen dieses Textes.


    When the Bough Breaks, 2009


    Ein Ehepaar rätselt im Schlafzimmer über ein Geräusch, das irgendwoher kommt. Es ist mitten in der Nacht. Das Geräusch klingt wie das Weinen eines kleinen Kindes. Die beiden haben aber keine Kinder, sie haben vor einiger Zeit sogar explizit besprochen, dass sie keinen Nachwuchs haben werden.

    Am Ende der Geschichte deutet der Autor an, dass sich das ändern wird.

    Der Text ist kaum vier Seiten lang und besteht aus Dialogen und einer Handvoll Beschreibungen. Wollte Bradbury eine unheimliche Kurzgeschichte schreiben? Das scheint ihm nicht gelungen zu sein, denn unheimlich ist hier gar nichts. Wohl aber etwas sehnsüchtig.


    We'll Always Have Paris, 2009


    Der Ich-Erzähler spaziert nachts durch Paris. Seine Frau ist im Hotelzimmer geblieben. Er begegnet einem jungen Mann, der ein merkwürdiges Interesse an ihm zeigt. Sie können sich nicht verständigen, denn der Ich-Erzähler spricht kein Französisch, der junge Mann kein Englisch. Aber der Erzähler folgt seinem neuen Bekannten zu einem Ort, an dem sie sich ganz zart berühren - und wieder auseinander gehen. Der Erzähler kehrt verwirrt und wie beschwipst ins Hotel zurück. Er freut sich auf die nächste Reise in diese Stadt.

    Wow, diese Geschichte hat was :blume:. Ein Hauch von Frühlingsgefühlen, Zufriedenheit und Glück, erlebt in der Stadt der Liebe.

    Bradbury mochte Paris, welche Begegnungen er dort wohl hatte?


    ***

    Aeria

    The Visit, 2008


    Diese Geschichte ist kaum 7 Seiten lang. Aber auf diesen wenigen Seiten zeigt uns Bradbury ein ganzes Drama.

    Die Handlung erinnert stark an Will Smith' Film Sieben Leben, der zur gleichen Zeit entstanden ist. Zufall? Oder werde ich, wenn ich danach suche, feststellen, dass sich Drehbuchschreiber oder Produzenten an Bradburys Text orientiert haben?


    Eine Frau bittet einen jungen Mann, Bill, um ein Treffen. Er lehnt erst ab, willigt dann aber doch ein. Im Laufe ihres Gesprächs erfährt man, warum sie ihn aufgesucht hat. Bill hat nämlich das Herz ihres verunglückten Sohnes bekommen. Sie sucht in seinen Zügen nach Ähnlichkeit mit ihrem Sohn und findet natürlich keine. Dann lässt er sie an seiner Brust nach dem Herzschlag lauschen.


    Ich kann nicht entscheiden, ob es an meiner heutigen gedrückten Stimmung oder an der Geschichte liegt, aber ich habe beim Lesen ein paar Tränen vergossen. So kurz die Erzählung auch ist, sie geht unter die Haut. Mit wenigen Worten, fast skizzenhaft, zeichnet er die beiden Figuren, stellt sie mit nur ein paar Strichen glaubwürdig dar. Ich bin begeistert und gerührt. Das war schön :herz:


    ***

    Aeria

    Das Buch hat Bradbury einem Freund gewidmet, der in Paris begraben liegt. Daher der Titel. Gut, denn ich hatte schon an "Casablanca" gedacht und war verwundert.


    Im Vorwort schreibt Bradbury, dass er hier als Beobachter und Literator in Erscheinung tritt. Die Texte in der Anthologie sind offenbar nicht (alles) Erzählungen, wie man sie erwarten möchte. Es sind eher kleine Notizen, Streiflichter, Beobachtungen.


    Massinello Pietro (1964)

    Diese Erzählung erwähnt Bradbury im Vorwort. Er habe Massinello Pietro gekannt und ihm einmal geholfen.


    In der Geschichte geht es um einen schrulligen Menschen. Er ist nicht mehr jung, seine schwarzen Haare sind gefärbt, um das Grau zu verstecken. Einst war er reich. besaß ein Hotel. Dann verlor er alles. Jetzt besitzt er etliche Tiere, einen Plattenspieler und eine unbändige Lebensfreude. Er möchte alle immerzu glücklich machen. Seinen Nachbarn sind die Kanarienvögel, Papageien, Hunde etc. ein Dorn im Auge. Sie werden von Massinello Pietros Zoo und seinem Plattenspieler oft schon um vier Uhr morgens geweckt. Also hetzten sie die Ordnungshüter auf ihn.


    Bradbury bezeichnet diese Erzählung im Vorwort als seine Lieblingsgeschichte. Ich hoffe, er meint damit nur dieses Buch, denn wenn unter seinen hunderten von Kurzgeschichten ausgerechnet diese seine Lieblingsgeschichte sein soll, dann weiß ich es auch nicht. Mich hat sie nicht beeindruckt.

    Pietro scheint ein eher einfältiger Charakter zu sein. Vielleicht versteht er Unfreundlichkeiten gar nicht, jedenfalls reagiert er auf alles, was auf ihn einstürmt, mit unbändiger guter Laune. Als Leser:in hat man ein wenig Mitleid ihm ihm.

    Die letzten paar Zeilen deuten an, dass er nicht mehr zurückkommt. Ich glaube nicht, dass er weitergezogen ist.


    ***

    Aeria

    Firiath

    "Leviathan 99" hab ich mir jetzt mal besorgt. Gucken wir mal, was für'n Tier das ist.


    Vorhin habe ich "We Will Always Have Paris" aus dem Regal gezogen, eine Sammlung mit 22 Kurzgeschichten. Weiß jemand, ob diese Texte irgendwo auf Deutsch zu finden sind? Ich habe nichts gefunden, möglicherweise aber auch übersehen.


    Die Anthologie ist von 2009, alle Geschichten, bis auf eine, scheinen neueren Datums zu sein. Die Seite raybradbury.ru, von der ich die Originaltitel geklaut habe, empfiehlt diesen Band nicht für Bradbury-Einsteiger. Aber das sind wir ja nicht.


    Das Buch enthält:



    "Massinello Pietro", 1964

    "The Visit", 2008

    "The Twilight Greens", 2009
    "The Murder", 2009

    "When the Bough Breaks", 2009

    "We'll Always Have Paris", 2009

    "Ma Perkins Comes To Stay", 2009

    "Doubles", 2009

    "Pater Caninus", 2009

    "Arrival and Departure", 2007

    "Last Laughs", 2009

    "Pieta Summer", 2009

    "Fly Away Home", 2009

    "Un-pillow Talk", 2009

    "Come Away with Me", 2009

    "Apple-core Baltimore", 2009

    "The Reincarnate", 2005

    "Remembrance, Ohio", 2009

    "If Paths Must Cross Again", 2009

    "Miss Appletree And I", 2009

    "A Literary Encounter", 2009

    "America (poem)", 2006


    Mal sehen, ob ich heute schon die erste Geschichte lesen kann.


    ***

    Aeria


    /edit: Formatierung...

    In einem kürzlich erschienenen Interview erwähnte die russische Autorin Anna Starobinets* ihre Lieblingsgeschichte von Ray Bradbury. Ich stürmte natürlich sofort los, um nachzusehen, ob diese Kurzgeschichte in einem meiner zahlreichen Bradbury-Bände enthalten ist.


    "Das Kinderzimmer" (Originaltitel: "The Veldt", 1950)


    Die Familie Hadley lebt in einem hochentwickelten Haus. Alles hier geschieht vollautomatisch: Das Essen wird zubereitet, die Kinder gebadet, die Wäsche gewaschen. Man muss selbst keinen Finger mehr rühren. Die Hadleys haben sich insbesondere das Kinderzimmer einiges kosten lassen. Das Kinderzimmer reagiert auf die Wünsche der beiden Kinder Peter und Wendy (die aber nix mit Peter Pan zu tun haben) und präsentiert ihnen stets die von ihnen gewünschte Welt - ob nun die von Alice im Wunderland oder eine, die sie sich selbst ausdenken. Es empfängt offenbar telepathisch die Gefühle der Kinder und setzt diese in die entsprechenden Umgebungen um. Die erzeugten Welten sind sind sehr realistisch, denn die Wände des Zimmers verschwinden, das Licht verändert sich, die Gerüche werden passend designt. So muss es sich auf Holodeck der Enterprise anfühlen, und vielleicht hatte Roddenberry die Idee von genau dieser Kurzgeschichte.

    Irgendwann stellen die Eltern besorgt fest, dass das Kinderzimmer nur noch die afrikanische Savanne erzeugt, mit äußerst lebendig wirkenden Löwen, die an einem Kadaver nagen, mit einem im Himmel kreisenden Aasvogel. Es ist ihnen nicht geheuer. Ein hinzugezogener Psychologe deutet diese Umgebung als unterdrückte Unzufriedenheit, ja, Aggressionen seitens der Kinder, weil es in jüngster Vergangenheit hin und wieder Verbote seitens der Eltern gegeben habe. Er empfiehlt, das Zimmer für mindestens ein Jahr abzuschalten.

    Diese Entscheidung gefällt Peter und Wendy verständlicherweise gar nicht.


    Es ist eine sehr beklemmende, düstere Geschichte. Trotz der Zukunft mit grenzenlosen technischen Möglichkeiten (z. B. mit der Rakete mal eben nach New York zu düsen), wird schnell klar, dass andere Dinge auf der Strecke bleiben. Wenn man außer atmen, riechen und schmecken nichts mehr selbst machen muss, kann man nur verlieren.

    Wenn ich mir ansehe, wie die aggressiv die jüngere Generation (und nicht nur die) reagiert, wenn man ihr mal das Handy abnimmt, kann ich Bradbury für diesen Blick in die Zukunft nur gratulieren. Nicht schön, aber sehr treffend.


    *hier im Forum wurde schon einmal ein Buch von ihr besprochen



    ***

    Aeria

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    "Durch Mauern gehen" von Marina Abramović


    Buchbeschreibung lt. Amazon.de:


    Sie hat die Grenzen der Kunst gesprengt: sich gepeitscht, mit einer Glasscherbe ein Pentagramm in den Bauch geritzt, ein Messer in die Finger gerammt. Sie ist 2500 Kilometer auf der Chinesischen Mauer gegangen, zwölf Jahre in einem umgebauten Citroën-Bus durch die Welt gefahren und hat ein Jahr bei den Aborigines in Australien gelebt. Spätestens seit »The Artist is Present« – ihrer berühmten Performance 2010 im New Yorker Museum of Modern Art - gilt Marina Abramović in der ganzen Welt als Kultfigur. Robert Redford schwärmt für sie genauso wie Lady Gaga. Vom »Time Magazine« wurde sie zu den 100 wichtigsten Menschen des Jahres 2014 gewählt.

    In ihren Memoiren blickt Abramović zurück auf sieben Lebensjahrzehnte als charismatische Künstlerin und Grenzgängerin. Von ihrer strengen Kindheit im kommunistischen Jugoslawien, wo sie bei ihren der politischen Elite nahestehenden Eltern im Schatten Titos aufwuchs – bis hin zu ihren jüngsten Aktionen, bei denen sie die Seele von Millionen von Menschen mit der Kraft ihres Schweigens berührte.



    Meine Meinung:



    Den Namen Marina Abramović haben bestimmt die meisten schon einmal gehört. Selbst wenn nicht, sicher sind einige ihrer Performances einem schon mal in den Medien begegnet. Vor ca. 10 Jahren saß sie z. B. drei Monate 8 Stunden täglichin einem Museum, regungslos. Als Besucher konnte man sich ihr gegenübersetzen. Die Besucher haben diese Erfahrung als besonders intensiv, sogar erschütternd beschrieben.

    Es gab in ihrem Leben auch andere Kunstaktionen. Ihre wohl bekannteste ist Rhythm 0 in den 70ern des letzten Jahrhunderts. Bei dieser Performance hat sie ich ihrem Publikum ausgeliefert, buchstäblich. Die Bilder, die beim Googeln der Performance angezeigt werden, sind erschreckend, Vorsicht also beim Klicken auf den Link.

    In ihrer Autobiografie erzählt sie von ihrer Kindheit in Belgrad, ihrer Familie, den ersten Schritten in der Kunst. Sie fing mit Malerei an, stellte dann aber fest, dass ihr Performance mehr lag. Sie wollte immer, dass das Publikum ein Teil ihrer Kunst ist.

    Mit Ulay, dem deutschen Künstler und ihrem langjährigen Partner, lief sie über die Chinesische Mauer, lebte bei den Aborigines in Australien. Sie posierte auf den Knochen geschlachteter Rinder, war während ihrer Auftritte nicht selten splitternackt - sie gab stets alles.


    Ich selbst kann ein Gemälde von einer Skulptur unterscheiden, hier enden meine Kunstkenntnisse. Mit Performance kann ich überhaupt nichts anfangen, das meiste fällt in meinen Augen unter "Ist das Kunst oder kann das weg?". Aber das Buch von Marina Abramović fand ich trotz Kunstresistenz einfach grandios. Sie schreibt interessant, leidenschaftlich, schnörkellos. Ihre Sprache ist mal ganz zart und dann wieder geradezu vulgär. Ihre Autobiografie kann man wohl als ein weiteres Stück Performance betrachten. Es ist unmöglich, es zu lesen und es hinterher einfach mit einem Schulterzucken ins Regal zu stellen. Man blättert noch mal durch die Seiten, bleibt an den unzähligen Fotos hängen, mal kopfschüttelnd, mal fasziniert, aber niemals gelangweilt oder gar gleichgültig.


    Als Abramović ihre "The Artist Is Present"- Performance vorbereitete, wurde sie ein Jahr lang von einem Kamerateam begleitet. Später entstand daraus ein Film. Ich habe ihn bereits gesehen. Der Film ist eine perfekte Ergänzung zur Autobiografie, aber auch ohne das Buch kann man ihn sich ansehen, um die Künstlerin kennenzulernen.

    Marina Abramović ist die Grand Dame der Performance. Ich bin sehr neugierig darauf, noch mehr über sie zu erfahren, denn sie wirkt und lebt ihre Kunst ja auch nach dem Ende der Autobiografie.


    Fazit: Highlight!


    5ratten + :tipp:


    ***

    Aeria



    Hier der Link zur Blu-ray:


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    Dieses Buch habe ich im Februar gelesen. Hier meine Gedanken dazu:


    Ich kannte früher nur die Filme der Schauspielerin Doris Day, wusste, dass sie auch Sängerin war, aber mehr war mir über die nicht bekannt. Als ich, ein großer Fan ihrer Filme, die Biografie entdeckte, musste diese natürlich schleunigst her.


    Doris Day, geboren als Doris Mary Ann Kappelhoff, wurde 97 Jahre alt. In ihrer Jugend wollte sie Tänzerin werden, musste diesen Traum aber nach einem Unfall begraben, und verlegte sich stattdessen auf ihre Musikkarriere. In den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts war sie eine überaus beliebte Sängerin, die hin und wieder Filme drehte. Mit ihrem nicht unbeträchtlichen Talent, ihrem guten Aussehen und dem Image einer "Sauberfrau" eroberte sie die Herzen der Kinobesucher. Das Image wurde ihr dann auch zum Verhängnis, als sich die Gesellschaft in den 60ern wandelte. Plötzlich waren Doris' Rollen altbacken und überholt. Nach 1968 drehte sie keine Filme mehr, trat "nur noch" in Fernsehshows auf, die zwar auch erfolgreich waren, aber kein Vergleich mit ihren Hollywood-Kinoproduktionen.


    Privat erlebte sie Höhen und Tiefen. Sie war viermal verheiratet, bekam einen Sohn, wurde durch ihren dritten Ehemann bankrott, und widmete sich in ihren späteren Jahren überwiegend dem Tierschutz.


    Bettina Uhlich schreibt klar und verständlich. In jeder Zeile spürt man, wie sehr sie Doris Day bewundert. Trotzdem kann man das Buch nicht als Lobhudelei sehen, es ist ein ausgewogenes Werk über eine hochinteressante Persönlichkeit, eines der Gesichter des 20. Jahrhunderts.


    Eine empfehlenswerte Biografie.


    Ich hoffe, dass Uhlichs Biografie von Jean Harlow irgendwann eine neue Auflage bekommt, und dass Uhlich auch noch weitere Bücher schreibt. Ich würde alle kaufen.


    5ratten


    ***

    Aeria

    Ich habe das Buch vorhin beendet. Das wurde auch Zeit, denn es hat fast vier Wochen gedauert. An "Die Reise" habe ich mehr auszusetzen als zu loben. Mehrmals war ich kurz vorm Abbrechen, weil die Handlung sich zog wie Kaugummi. Und das bei einem SF-Roman mit einem Generationenschiff...


    Der Rest kommt als Spoiler.



    Ja, ich bin sauer (das ist kein Spoiler), weil ich nicht das bekommen habe, was ich erwartet habe. Aber auch, weil Marina Lostetter die Entwicklungen nur in Umrissen zeigt. Sie versucht nicht einmal, dem Leser den wohligen Schauer zu bescheren, der entsteht, wenn die Rede vom "großen Schritt für die Menschheit" ist. Die Gedankenexperimente in allen Ehren, aber die sollen dann bitte auch entsprechend verpackt sein.


    2ratten


    ***

    Aeria

    Ich habe das Buch kürzlich als Hörbuch gehört und war komplett begeistert. Es ist ein sehr unterhaltsames Märchen, schon am Jahresanfang ein Jahreshighlight.


    Was das Cover angeht, schließe ich mich den Meinungen oben an, es wird dem Buch nicht gerecht. Es hat mich nicht die Spur neugierig gemacht. Aufgehorcht habe ich erst als ich eine Buchempfehlung in einem feministischen Blog las.


    Es ist eines dieser Bücher, die man im Regal haben möchte. Ich werde mir das TB kaufen, sobald es raus ist.

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    "Nano. Jede Sekunde zählt" von Phillip P. Peterson


    Die Freunde Andrew, Ben und Emma arbeiten beim Forschungszentrum für Nanotechnologie in der Nähe von Köln. Das Projekt wird von der Regierung unterstützt, der Kanzler kommt persönlich, um sich die Herstellung der ersten Nanoroboter anzusehen und für das Projekt zu werben. Ein Bombenanschlag mittels Drohne beschädigt den Behälter mit den Nanos und diese entkommen. Sie breiten sich aus, und für die Wissenschaftler und Feuerwehr beginnt ein Wettlauf gegen der Zeit.

    Während Andrew, der Nanomaschinen-Schöpfer, alles versucht, um eine Katastrophe zu verhindern, wird Ben als wissenschaftlicher Berater dem Kanzler zur Seite gestellt und geht nach Berlin. Emma dagegen steht wegen einer Äußerung in ihrem Forschungsbericht vor den Trümmern ihrer Karriere.


    Was soll ich sagen? Dieses Buch hat mich fertiggemacht. Ich habe beim Hören mehrere Blogbeiträge geschrieben, weil ich unbedingt meine Gedanken zur Handlung loswerden musste. Es hat sich also so etwas wie ein Live-Lese-Thread ergeben.


    1.

    In dem Buch geht es, wie der Titel schon sagt, um das Schreckgespenst der Zukunft: Die Nanomaschinen. Das ist ein Thema, an dem sich immer wieder SF-Autoren versuchen. Die Szenarien enden meist in einer Katastrophe. Auch Peterson schreibt hier über eine solche Situation, nämlich über den Ausbruch der Nanomaschinen aus einem Forschungslabor und den (bisher) erfolglosen Versuch der Eindämmung. Petersons Bücher haben nicht immer ein Happyend, deshalb weiß ich noch nicht, worauf ich mich einstellen soll.

    Gruselig ist es schonmal, ich musste jetzt erst einmal eine Pause einlegen, ein paar Blümchen betrachten und Schokolade essen, um wieder "runterzukommen". Erste Erkenntnisse: Beim Ausbruch dieser Maschinen hilft eine Axt nur zeitweise. Weglaufen nützt auch nichts.

    Bisher habe ich jedes Buch von Peterson gelesen, kann also die Fäden erkennen, an denen er sich durch die Geschichte hangelt. Ich habe bereits die Punkte identifiziert, die er später erneut ansprechen wird und die sich dann als Lösung herausstellen werden. Das passiert, wenn man den Autor seit seiner Erstveröffentlichung begleitet. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder selbst entscheiden.

    "Nano "ist ein Buch von stattlichem Umfang, es hat 700 Seiten, ist also wesentlich seitenreicher als die Vorgänger. Allerdings habe ich nach ca. 25 % immer noch das Gefühl, ganz am Anfang zu sein. Es gibt viel Gelabere, Politik etc., die meiner Meinung nach nur Seiten generieren, ohne die Handlung recht voranzutreiben.

    Und es gibt ein Kind. Ich mag keine Kinder in Büchern, die nerven.


    2.

    Ich höre immer noch Nano von Phillip P. Peterson, die ersten Eindrücke sind oben nachzulesen. Inzwischen bin ich bei ca. 40 % angelangt. Und das Buch regt mich so auf!

    Erstmal ist da natürlich das Thema. Nanoroboter sind gefährlich, sie sind buchstäblich eine Gefahr für den gesamten Planeten. Dies wird u. a. im Buch von Andreas Eschbach, "Herr aller Dinge", deutlich. Peterson lässt seine Nanomaschinen sich frei replizieren, weil - haltet euch fest! - Feuerwehr, Polizei, Politik und THW im Zuständigkeitsgerangel bzw. im Wahlkampf stecken. Nanos kann man nicht überreden, mal eben mit der Vermehrung zu warten, bis entschieden ist, ob nun das TWH oder die Feuerwehr, und wenn ja, welche Wache genau, für die Eindämmung zuständig ist. Dieses Szenario ist buchstäblich zu Haareraufen!

    Ich habe viele von Petersons Büchern mehrmals durch, aber bei "Nano" werden meine Nerven einen zweiten Durchgang wohl nicht mitmachen. Die schaffen ja den ersten schon kaum.


    Eine nette Pointe muss ich aber noch erwähnen, meinen Respekt, Herr Peterson: Die Nanotechnologie soll die Menschheit in ein goldenes Zeitalter führen, niemand muss hungern, niemand muss arbeiten - und die Nanopfützen der zahlreichen neuen Ausbruchsherde sind golden. Das ist genial.


    3.

    Ich träume schon (schlecht) von diesem Buch. Die Handlung verfolgte mich heute bis ins Bett, was übel ist. Aber da ein Buch genau das tun sollte, ist das wiederum gut. Inzwischen habe ich die Mitte überschritten, und die Fragen häufen sich. Vielleicht erklärt Peterson die noch, aber, ehrlich gesagt, fange ich an zu zweifeln. Wenn er sich nur auf das Schreckensszenario konzentriert und dafür die Logik außer Acht gelassen hat, dann gibt das Punkteabzug.


    Meine bisher nicht beantwortete Fragen:

    1. In jedem Krimi sucht man nach der Lösung, indem man ermittelt. Was, woher, wie und warum. In "Nano" werden nur die Folgen bekämpft, ohne die Erklärung zu suchen. Z. B.: Die Nanoroboter tauchen an den verschiedenen Orten auf, die manchmal kilometerweit voneinander entfernt sind. Wie sind sie dorthin gekommen? Warum wird in diese Richtung nicht ermittelt? Wenn man weiß, wie etwas passiert ist, kann man das künftig ja vielleicht unterbinden.

    2. Die Nanos fressen sich in die Tiefe, aber warum ist die Frage des Grundwassers noch nicht einmal erwähnt worden?

    3. In Köln und Umgebung gibt es Wildtiere und streunende Katzen, nehme ich an. Wieso wird eine Übertragung durch diese nicht in Betracht gezogen?


    Was immer noch nervt: die Politik. Ich mag ja Fantasybücher, in denen es Palastintrigen gibt, aber politische Verwicklungen in Deutschland der Gegenwart gehören nicht zu den von mir bevorzugten Themen, vor allem deshalb nicht, weil im Buch sämtliche Politiker nur an den Wahlkampf und nicht an den Weltuntergang denken. Man möchte sie alle erwürgen.


    4.


    Für alle, die es bis hierher geschafft haben, eine kleine Zusammenfassung:


    Das Buch ist mehr als nur eine Story über entkommene Fressmaschinen. Es ist ein Guide zur Politik und Gesetzen. Peterson zeigt auf, dass es auch in der großen Politik um nichts anderes als Fressen und Gefressenwerden geht. Und der Roman beschreibt Zustände, die allen, die glauben, dass die Zivilisation nur eine dünne Farbschicht ist, Recht geben. Die Flucht von Emma und ihrer kleinen Tochter durch ein Deutschland kurz vor dem Weltuntergang ist beklemmend.


    Seinem Schreibstil und der Figurenzeichnungen bleibt Peterson treu, hier darf man keinen Geniestreich erwarten. Das geht aber in der verstörenden und nervenaufreibenden Handlung unter.

    Ich hätte diesen Roman gerne in einer Leserunde gelesen, es gibt Diskussionsmaterial satt. Punktabzug gibt es nicht, auch wenn ich es vorhatte. Die Geschichte hat mich einfach so überrollt, dass die unbeantworteten Fragen unwichtig erscheinen.


    Fazit: Nur für sehr starke Nerven.


    5ratten + :tipp:

    "Positiver Ausrutscher" trifft es ganz gut, glaube ich. Ich weiß noch, wie ich dieses Buch gelesen und mich gewundert habe, dass es mir so gut gefällt. Ich könnte mir sogar einen ReRead vorstellen.


    Die Verfilmung fand ich ok, aber ohne das Buch hätte ich vermutlich nicht mal die Hälfte der Handlung nachvollziehen können.

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    "Freiheitsgeld" von Andreas Eschbach


    Das neue Buch von Eschbach spielt in einer Welt, in der es seit 30 Jahren das Bedingungslose Grundeinkommen, das sogenannte Freiheitsgeld, gibt. Es wurde von Robert Havelock eingeführt, dem damaligen EU-Präsidenten. Einige Monate vor dem großen Jubiläum wird Havelock tot aufgefunden. Der Polizist Ahmad Müller, frisch von der Steuerfahndung in die Mordkommission versetzt, untersucht den Fall.

    Parallel wird die Geschichte zweier Familien erzählt. Ein junges Ehepaar zieht in die Oase, einen Wohnkomplex, in dem sich die Reichen eine eigene kleine, supergeschützte Welt geschaffen haben. Die andere Familie hat die Oase kürzlich verlassen müssen.


    Was ich an den Büchern von Andreas Eschbach so schätze und warum ich die immer kaufe, ohne mir auch nur die Beschreibung durchzulesen, ist die Akribie, mit der er sich einem bestimmten Thema widmet. Ob Wahlen, Geld, Nanotech, Perry Rhodan, geflügelte Menschen, das Ende des Ölzeitalters - stets wird ein Thema unter seiner Feder zu einem Diamanten, von dem uns jede einzelne Facette gezeigt wird. Diesmal ist es das BGE mit allen Vor- und Nachteilen.


    Das Buch ist bei mir schon ein paar Wochen her, aber es geht mir nicht aus dem Kopf. Alles, was ich um mich herum sehe, wird überlagert von Ideen aus dem Buch, von den Lösungen, die Eschbach für die gegenwärtigen Probleme gefunden hat. Die Welt, die er beschreibt, ist trotz - und vor allem gerade wegen! - dieser Lösungen nicht perfekt, und ob sie besser ist, als das, was wir jetzt haben, ist zumindest eine Diskussion wert. Trotzdem wünsche ich mir, wenn ich mir die Nachrichten so ansehe, dass diese Eschbach-Vision tatsächlich zu unserer Zukunft werden könnte.


    Freiheitsgeld ist für alle, die einen Blick in eine mögliche Zukunft riskieren wollen, die nicht utopisch noch dystopisch ist, sondern einfach nur verdammt realistisch. Für alle, die von Tom Hillenbrands Drohnenland und Hologrammatica begeistert waren.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: + :tipp:


    ***

    Aeria