Beiträge von Aeria

    Dieses Buch habe ich gestern als Hörbuch gehört. Ich schließe mich meinen Vorredner:innen an: das ist kein leichtes Buch.

    Keine Ahnung, was ich erwartet habe, vielleicht eine Geschichte über veränderte Essgewohnheiten und die Reflexionen über den Wert jeden Lebens, auch des tierischen. Aber es ist ein Roman aus Südkorea, und so leicht macht die Autorin Han Kang es uns nicht.

    Ich fühlte mich stellenweise an "Das Seidenraupenzimmer" von Sayaka Murata erinnert, auch in jenem Werk geht es um die verstörenden Folgen des gesellschaftlichen Drucks.


    Noch kurz eine Triggerwarnung: In diesem Buch kommt eine ganz schlimme Szene mit einem Hund vor, die ich jetzt nicht mehr aus dem Kopf kriege. Wer so etwas nicht lesen möchte, der sollte die Finger von "Die Vegetarierin" lassen.


    ***
    Aeria

    Ich schubse den Thread mal an die Oberfläche, um meine 5 Cent zu diesem Buch zu sagen.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    sandhofer ist schuld, dass ich diesen Roman gelesen (gehört) habe. Ich bin auf Mastodon seinem Link gefolgt, den spannenden Text über Buch und Autorin gelesen und mir spontan das Hörbuch gekauft.

    Was soll ich sagen? Ich bin begeistert. Ich konnte mich in vielen Szenen gut (zu gut) in Esther hineinversetzen.

    Es heißt immer, Menschen mit psychischen Problemen sollten mit diesem Buch vorsichtig sein, denn es könnte ihr Leiden noch verschlimmern. Das kann ich nicht bestätigen, wobei ich natürlich nur für mich selbst sprechen kann.

    Der Schreibstil hat mich sofort für die Autorin eingenommen. Der Kontrast zwischen der leichten und schönen Sprache und der schweren und schwermütigen Geschichte verleiht dem Roman einen ganz besonderen Zauber.


    Das Hörbuch wird gelesen von Nina Hoss, ich kann es wärmstens empfehlen.


    ***

    Aeria

    Vor einer Weile habe ich das Hörbuch Todesfrist von Andreas Gruber gehört. Das Buch ist der erste Band der Reihe um Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder. Krimis und Thriller gehören nicht zu dem von mir favorisierten Genre, und Bücher von deutschsprachigen Genre-Autoren kenne ich so gut wie überhaupt nicht. Todesfrist ist sicher nicht das erste seiner Art in meiner Lesegeschichte, aber das letzte ist so lange her, dass ich nicht einmal mehr den Titel weiß.


    Sabine Nemez ist eine 26jährige Münchner Polizeikommissarin. Als ihre Mutter entführt und ermordet wird, will Sabine den Fall aufklären. Sie hängt sich an den Profiler Maarten S. Sneijder, und zusammen gehen sie Spuren nach, die sie nach Wien führen.

    In zwei weiteren Erzähllinien lernt man zwei Psychologinnen kennen, die es beide mit dem Mörder zu tun bekommen.


    Als ich mit dem Hörbuch loslegte, wollte ich es gleich wieder ausschalten. Was sind denn das für gefühlsamputierte Figuren?! Was ist denn das für ein Schreibstil?! Wer handelt denn so?!

    Aber ich hörte weiter und mein anfänglicher Frust geriet in den Hintergrund. Andreas Gruber erzählt die Geschichte in einem Tempo, das einem keine Pause gönnt. Man muss rennen, um dabei zu bleiben. Dadurch fallen einem eventuelle Ungereimtheiten erst auf, wenn man das Buch fertiggelesen/fertiggehört zur Seite legt und endlich Luft holen kann.


    Spätestens, als Maarten S. Sneijder dazukommt, was erst nach etlichen Kapiteln passiert, weiß man, dass man hier auf Gold gestoßen ist. Diese Figur sorgt für den Schräg-Faktor, für Heiterkeit, für das Gefühl, sofort mit dem Kopf gegen die nächste Wand schlagen zu wollen, vorzugsweise seinen Kopf. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Leser:innen des Profilers wegen die Reihe nach dem ersten Band weiterlesen. Ich werde das auch tun.

    Aber.


    1. Entweder ich werde mit fortschreitendem Alter etwas empfindlicher, was Gewaltszenen angeht, oder ich habe noch zu wenige Staffeln Criminal Minds gesehen. Jedenfalls waren mir die beschriebenen Szenen teilweise viel zu heftig.

    2. Ich habe mir den zweiten Band nicht sofort gekauft und mich daraufgestürzt, und jetzt ist der Wunsch bereits fast vollständig verflogen. Todesfrist hat sich in meinem Kopf schon verflüchtigt. Ich musste gerade die Details googeln. Das Buch gehört für mich also in die Popcorn-Kategorie. Sehr blutiges Popcorn, aber trotzdem bloß Popcorn. Ich habe es mit der Fortsetzung also nicht mehr eilig.


    4ratten


    ***

    Aeria

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Der Hüter des Feuers von Jo Graham

    Originaltitel: Stealing Fire


    Klappentext:


    4. Jahrhundert vor Christus: Alexander der Große ist tot, gestorben in Babylon, fernab seiner Heimat. Nun streiten sich seine Generäle, unter ihnen Ptolemaios, um sein Imperium. Lydias, ehemaliger Pferdeknecht Alexanders und treuer Gefolgsmann Ptolemaios', ist Zeuge, als die Göttin Isis dem General den Auftrag erteilt, Pharao von Ägypten zu werden. Nachdem Ptolemaios die Regentschaft übernommen hat, beginnt er, ein freies Ägypten aufzubauen, und betraut Lydias mit einer wichtigen Mission: Alexanders Leichnam nach Ägypten zu bringen, um seinen Geist zu befreien. Der sensible und kluge Lydias begibt sich in das gefährlichste Abenteuer seines Lebens …


    Meine Meinung:

    Nach dem Tod von Alexander von Makedonien reist sein Kampfgefährte Ptolemaios nach Ägypten. Das Land ist von den Kriegen und Eroberungen der Vergangenheit gezeichnet. Die Göttin Isis erscheint Ptolemaios, er soll der neue Pharao werden. Doch um das Land von den herumstreifenden Dämonen zu befreien, muss Alexanders Leichnam nach Ägypten gebracht werden. Mit dieser Aufgabe betraut Ptolemaios seinen treuen Gefolgsmann Lydias.


    Nach dem ersten Buch von Jo Graham, Die Seherin von Troja, wusste schon, worauf ich mich einlasse. Und tatsächlich, meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Das Buch liest sich wieder sehr leicht, man kommt schnell voran, stockt nirgends.

    Der Roman überfordert einen nicht, auch dann nicht, wenn man null Ahnung von ägyptischer Geschichte hat. Von den Ptolemäern, dem Geschlecht der Pharaonen, dem auch die berühmte Cleopatra entstammte, hatte ich zumindest schon einmal gehört, und nun weiß ich auch, wie es dazu kam.

    Im Buch gibt es viel Ägypten. Die Autorin beschreibt Landschaften, Götterkulte, streift mehrmals den Bau von Alexandria.

    Die Figuren jedoch bleiben recht eindimensional. Lydias, der Ich-Erzähler, ist einfach nur ein guter Kerl, er hat keine dunklen Seiten.

    Eine der Nebenfiguren hat allerdings meine Neugier geweckt, nämlich die Hetäre Thais von Athen. Laut Jo Graham war sie die Geliebte von Ptolemaios. Über diese historische Gestalt würde ich gerne mehr erfahren. Zum Glück habe ich den Roman Thais von Athen von Iwan Jefremow hier stehen, der als eines der besten Werke über Thais gilt.


    Beim Lesen habe ich mehrfach nachgesehen, ob dieses Buch nicht vielleicht der zweite Band einer Reihe um Alexander, Ptolemaios und Lydias ist. Weil stellenweise der Eindruck entsteht, als ob etwas fehlen würde, als hätte man etwas überlesen. Dies ist nicht der Fall, es ist offenbar einfach so eine Geschichte.


    Fazit: Sehr nette Lektüre für Zwischendurch.


    3ratten


    ***

    Aeria

    Vor zehn Jahren war Milla Mitglied einer Snowboarder-Clique, bis jemand spurlos verschwand - Saskia, Millas hartnäckigste Konkurrentin bei Sportwettbewerben. Seitdem hat Milla keinen der fünf anderen mehr gesehen. Bis sie eine Nachricht bekommt, dass sich alle treffen wollen. Sie war damals in Curtis verliebt, Saskias älteren Bruder und ebenfalls zur Clique gehörend, und seinetwegen reist sie zum Treffen.

    Schnell stellt sich heraus, dass ihre kleine Gruppe - Milla, Curtis, Brent, Heather und Dale - von jemanden ins Hotel gelockt worden sind, aus dem es kein Entkommen gibt. Hoch auf dem Berg gefangen, ohne funktionierende Seilbahn und ohne Handys, müssen sie sich der Vergangenheit stellen. Jemand von ihnen hat Saskia auf dem Gewissen. Nur wer?


    Die Autorin war früher selber Snowboarderin, so dass der Teil rund um den Sport glaubwürdig geraten ist. Man erfährt viel über die Szene, über Berge und Schnee.

    Da die Geschichte in Ich-Form aus Millas Perspektive erzählt wird, lernt man sie ziemlich gut kennen. Die anderem sieht man nur durch ihre Augen, vielleicht ist einem deshalb keiner ihrer früheren Freunde besonders sympathisch. Jeder hat etwas zu verbergen, niemandem kann man trauen. Die Atmosphäre ist dann auch ziemlich frostig, was nicht nur mit den Außentemperaturen zu tun hat. Das fand ich sehr gut gemacht.

    Die Auflösung ist vermutlich für einen versierten Krimi-Leser sofort erkennbar, ich selbst kam fast zeitgleich mit Milla zu des Rätsels Lösung.


    Das ist ein unterhaltsamer Thriller, der in einer mir bis dato unbekannten Szene der Snowboarder spielt. Über diese Sportart wusste ich vor dem Buch nur, dass die Sportler auf einem Brett den Berg herunterrasen. Von den Details hatte ich null Ahnung. Habe ich immer noch. Denn sämtliche beschriebenen Kunsstückchen und Fachbegriffe sind gleich nach dem Lesen schon wieder aus dem Gedächtnis verschwunden. Ebenso wie die Handlung selbst. Ich musste gerade meine Liste, und Google konsultieren, um mich überhaupt an den Titel und die Handlung zu erinnern.


    Obwohl es während des Lesens recht spannend wird und man rätselt, wer was womit wohin und warum, ist das Buch nicht mehr als eine der literarischen Eintagsfliegen. Ich könnte mir vorstellen, das Buch noch einmal zu lesen, wenn mir alle anderen Bücher ausgegangen sind.


    Fazit: Ganz okay.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    ***

    Aeria

    Jack Torrance zieht mit Ehefrau Wendy und dem kleinen Sohn Danny ins Hotel Overlook. Er soll dort über den Winter als Hausmeister arbeiten. Der Job kommt wie gerufen, denn die Familie braucht dringend einen Tapetenwechsel. Jack ist trockener Alkoholiker, Wendy denkt über die Scheidung nach und Danny hört Stimmen.

    Das Hotel ist im Winter von der Außenwelt abgeschnitten. Es gibt nur eine Straße, über die man es erreichen kann - und diese ist im Winter nicht passierbar. Die Abgeschiedenheit soll die Risse kitten, die Jacks Alkoholsucht verursacht hat, und die Familie zusammenschweißen.

    Das Overlook hat eine lange und sehr düstere Geschichte. Manchmal scheint es geradezu von bösartigem Leben erfüllt zu sein. Danny ist der erste, der das spürt. Doch das Hotel greift auch nach Jack und Wendy, es verstärkt ihre Ängste und beschleunigt seinen geistigen Zerfall. Die Torrances sind dem Overlook hilflos ausgeliefert.


    Dieser Roman ist von der ersten bis zur letzten Seite der absolute Hammer. Es geht nicht so viel um die unheimlichen Vorgänge im Hotel, sondern in erster Linie um das Innenleben der Figuren. Und hier ist Stephen King natürlich der ungeschlagene König. Wie kein zweiter kann er lebendige Buchfiguren erschaffen, ihnen eine glaubwürdige Vergangenheit geben. Er präpariert sie geradezu, so dass man als Leser nicht eine Sekunde an ihnen zweifelt.

    In Shining ist insbesondere der kleine Danny ein Highlight. Nicht in der Hinsicht, dass er paranormale Fähigkeiten hat, sondern weil er so ungeheuer echt wirkt. Ich frage mich jedesmal, wie King es schafft, gerade Kinder so exzellent zu schreiben, dass man glaubt, sie berühren zu können.

    Auch das Abrutschen von Jack Torrance in eine Psychose hat King fast schon zu glaubwürdig und überaus beängstigend beschrieben. Beim Lesen dieser Passagen hat man eine Dauer-Gänsehaut.


    Und zu guter Letzt ist da natürlich das Hotel selbst. Das Overlook kann man mit Fug und Recht als eine der Hauptfiguren des Romans bezeichnen, als einen mächtigen Antagonisten mit Zähnen. Spontan fällt mir kein unheimlicherer Ort in der Literatur ein.


    Alles in allem ist Shining ein grandioser Roman, dem ich jedem ans Herz legen kann, der auf Grusel steht. Für Zartbesaitete ist das Buch aber nichts.

    Stephen King schrieb den Roman in den 70ern. Es gibt mehrere Verfilmungen, eine mit dem brillanten Jack Nicholson als Jack Torrance.


    Fazit: Ein königliches Meisterwerk!


    5ratten


    ***

    Aeria

    Im Sommer habe ich mir einen neuen Kindle gekauft. Zum ersten Mal überhaupt lese ich auf dem Kindle lieber als auf dem Kobo Glo. Das Display ist größer (weil der Rand schmaler geworden ist) und die Farbtemperatur lässt sich einstellen, alles ganz toll.


    Nur finde ich einige der neuen Funktionen nicht so prickelnd. Zum Beispiel, lässt sich die Uhrzeit nicht mehr oben am Display anzeigen. Man muss jetzt drauftippen. Kleinigkeit, sicher, aber mich nervt's.


    Was mich noch viel mehr nervt, sind die Einstellungen der Bibliothek. Früher hatte ich auf der Startseite der Bibliothek die Sammlungen gelistet. Ich hatte nur so viele Sammlungen angelegt, wie aufs Display passten. In meinen Augen war das einfach ordentlicher. Alle heruntergeladenen und noch nicht einsortierten Ebooks wurden unter den Sammlungen aufgeführt. Jetzt aber kann ich soviel an den Filtern herumtippen wie wie ich will, eine Liste ist nicht mehr möglich, es sind jetzt große "Ordner". D. h. wenn ich auf die Sammlung "Sachbücher" zugreifen will, muss ich scrollen.


    Seltsamerweise lässt sich der Kindle nicht auf 100 % aufladen, es werden immer nur 99 %. Es ist sicher ein technischer Fehler, vielleicht ein mangelhafter Akku, aber sei's drum.


    ***

    Aeria

    Als Jungen waren Jimmy, Sean und Dave gute Freunde. Bis einem von ihnen etwas Schlimmes widerfuhr.

    25 Jahre später, so um das Jahr 2000 herum, lebt jeder von ihnen sein eigenes Leben. Jimmy, früher der Kopf einer Verbrecherbande, ist zufrieden damit, sich um seine Familie und seinen Laden zu kümmern. Sean, Polizist bei der Mordkommission, steckt in einer Ehekrise. Dave, der das Gewicht eines verstörenden Erlebnisses mit sich herumschleppt, versucht ein guter Ehemann und Vater zu sein.

    Die Wege der drei kreuzen sich erneut, als Jimmys Tochter Katie ermordet wird. Sean ist einer der ermittelnden Polizisten, Dave ein Verdächtiger.


    Dieses Buch kann man als Krimi lesen, denn es enthält alles, was ein Krimi enthalten muss: Verbrechen, Ermittlungen, falsche Spuren, Verdächtigungen.

    Aber es ist mehr als das, viel mehr. In erster Linie ist der Roman eine psychologische Studie. Lehanes Figuren sind mehrdimensional, man glaubt, sie anfassen zu können. Er zeichnet den Werdegang jeder Figur so glaubwürdig und detailliert, dass man als Leser:in nicht einmal ins Grübeln kommt. Alle Puzzleteilchen passen nahtlos ineinander, nirgendwo muss man drücken, um ein klares Bild zu bekommen.


    Mystic River beginnt fast bedächtig. Selbst die Krimi-Elemente stören diese Bedächtigkeit nicht. Ja, es ist spannend, aber eben auf eine beinahe ruhige Art. Dann, sobald man genug Fragmente des Bildes zusammen hat, steigert sich die Spannung fast ins Unerträgliche. Man möchte die Figuren schütteln, ihnen die eine oder andere Entscheidung wieder ausreden. Denn darum dreht sich alles: um Entscheidungen. Einmal getroffen, muss man damit leben, auch wenn es die falsche war. Einen Weg zurück gibt es nicht.

    Es geht auch um sich schließende Kreise, etwas, das mir immer besonders gefällt, das aber nicht viele Autoren so gut hinbekommen.

    Und zu guter Letzt geht es um einen alten Aberglauben. Urvölker glaub(t)en daran, dass, wenn man das Herz eines Raubtieres oder eines Feindes isst, dessen Stärke übernimmt. Lehane zeigt, dass es eben nicht nur die Stärke, sondern auch die Finsternis ist.


    Ein hammermäßiges Buch, ohne jeden Zweifel eines der diesjährigen Highlights. Ich muss mir jetzt den Film ansehen. Der hat ein paar Oscars bekommen, was mir erstmal nicht so wichtig ist. Wichtig ist, dass Laura Linney mitspielt :herz: .


    Das Hörbuch wird übrigens von Stefan Kaminski gelesen, von dem ich ALLES hören könnte, selbst das vorgelesene Telefonbuch.


    Fazit: Begeisterung pur!


    5ratten


    ***

    Aeria

    Eine Gruppe junger Menschen lebt in einem Haus mit endlos vielen Räumen. Sie, also die jungen Menschen, sind Gefangene der Archonten, die hier das Sagen haben. Sie alle wurden aus ihren Welten ins Fürimmerhaus gebracht, weil sie, nachdem sie ihre Welten vom Bösen befreit hatten, nicht mehr gebraucht wurden. Das ist das einzige, das sie über ihre Vergangenheit wissen. Selbst ihre Namen haben sie vergessen.

    Dann taucht noch jemand im Haus auf. Auf den ersten Blick ähnelt sein Schicksal dem der anderen sechs, aber er kann sich im Gegensatz zu ihnen an seinen Namen erinnern und hat seltsame Träume.

    Zusammen machen sie sich auf die Suche nach dem Erbauer.


    Das war das zweite Buch des Autors, das ich gelesen habe, das erste, "Frostfeuer", ist zig Jahre her. Mir hat jenes Buch damals gut gefallen, ich las es sogar zweimal.

    Aber inzwischen bin ich wohl aus den Jugendbüchern rausgewachsen. Denn "Fürimmerhaus" ist genau das, ein Roman für sehr junge Leser:innen.


    Es gab für mich genau eine Überraschung auf den Seiten des Buches, nämlich die Herkunft der Archonten. Alles andere ist zum Haareraufen vorhersehbar. Meyer hat ein Buch wie aus dem Lehrbuch geschrieben. Als hätte er sich Christopher Voglers "The Writer's Journey" vorgenommen und Punkt für Punkt abgehakt. Zudem folgt er penibel dem Prinzip "Tschechows Gewehr", das besagt, dass man keine überflüssigen Elemente in eine Geschichte einbauen sollte. Erwähnt man z. B. XYZ, muss dieses im späteren Verlauf eine Rolle spielen. Das hat zur Folge, dass man beim Lesen des Buches buchstäblich um Ecken gucken kann.


    Es gibt eine Romanze im Buch. Aber wie zum Henker ist sie entstanden? Was hat die beiden Figuren dazu gebracht, sich in einander zu verlieben? Wie ist daraus im Laufe von 370 Seiten und wenigen Handlungstagen eine große Liebe geworden? Das kauft einem nur ein:e Jugendliche:r ab, der:die noch über zu wenig Leseerfahrung verfügt.


    Zu guter Letzt: Das Haus. Ich hatte ein gewaltiges mysteriöses Gebilde wie in "Piranesi" erwartet. Gewaltig, ja. Mysteriös, na ja. Wie in "Piranesi", auf keinen Fall. In den anderen Romanen über magische Häuser, die ich gelesen habe, ist das Haus selbst eine der Hauptfiguren. In "Fürimmerhaus" ist es bloß Kulisse. Dazu noch nicht einmal eine, die besonders gut zu sehen ist, denn die Figuren sind ständig auf der Flucht und rennen durch dunkle Räume.


    Hat mir denn auch etwas gefallen? Ja. Der Kaninchenmann.


    Fazit: Zum Lesen und Vergessen.


    3ratten


    ***

    Aeria

    Ich höre dieses Buch gerade, habe jetzt ca. die Hälfte hinter mir.

    Obwohl ich von der Idee sehr (sehr!) angetan bin, finde ich die Ausführung stellenweise nicht ganz rund. Manchmal mache ich eine tagelange Pause beim Hören und vermisse überhaupt nichts. Wenn ich dann daran denke, mich wieder mit seitenlangen Dialogen und Verschwörungsvermutungen etc. auseinander setzen zu müssen, vergeht mir die Lust und ich greife lieber nach meinen Parallelbuch.

    Die Teixcalaaner erinnern mich so stark an die Cetagandaner aus der "Barrayar"-Reihe, dass ich denke, Arkady Martine ist ein genauso großer Fan der Reihe wie ich. Und obwohl ich immer froh bin, etwas Bekanntem zu begegnen, nimmt genau dieses Bekannte einem einen gehörigen Teil der Spannung.


    Den zweiten Band werde ich natürlich trotzdem kaufen. Ich will mehr über diese Welt erfahren.


    ***

    Aeria

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    "Kaufhaus der Träume" von Lee Mi-ye


    Penny tritt die Stelle im Kaufhaus von Mr. Dollargut* an. Im Geschäft wird mit Träumen gehandelt. Man kann die Stadt und den Laden im besonderen nur betreten, wenn man eingeschlafen ist. Die Einheimischen haben sich längst daran gewöhnt, dass auf den Straßen plötzlich halbbekleidete oder gar nackte Menschen auftauchen (denn man legt sich ja nicht in seinen Klamotten schlafen). Große flauschige Wesen halten bequeme Kleidung für die Träumer bereit. Viele Stadtbewohner laufen ohne Schuhe herum, weil auch die Träumer barfuß oder in Socken daherkommen. Der Traumladen von Mr. Dollargut ist nicht der einzige seiner Art, aber es ist der älteste und beste. Menschen suchen ihn nach dem Einschlafen auf und kaufen Träume. Einige sind schön, andere beinhalten eine Botschaft und die nächsten sind voller Inspiration.


    Was soll ich sagen? Es ist ein großartiges, phantastisches, außergewöhnliches Buch. Stellenweise habe ich sogar Taschentücher gebraucht (mehrere!). Alles dreht sich um Schlaf und Traumbilder, um das, was Menschen wollen, oder um das, was sie brauchen. Die Geschichte steckt voller interessanter Gedanken und Überlegungen. Man begegnet geflügelten Wesen und dem Nikolaus persönlich, begreift, wie wichtig Schlaf tatsächlich ist und warum es immer weniger davon gibt.

    Der Focus der Geschichte richtet sich nicht nur auf die Angestellten des Traumkaufhauses, sondern auch auf die Kunden, die in unserer realen Welt leben und die angebotenen Träume kaufen. Das sind oft die erwähnten Taschentuch-Szenen. Z. B. begegnen wir hier den Hinterbliebenen von Verstorbenen, alten Haustieren usw., aber auch Menschen, die auf der Suche nach etwas sind.


    In einem Buch muss es einen Konflikt geben, ohne ihn fehlt die Spannung. In "Kaufhaus der Träume" gibt es keinen Konflikt. Es gibt keine Streitereien, keine Feindschaften, keine Intrigen, es geht nur um den Alltag in einem Geschäft, das täglich von Kunden überrannt wird. Und doch ist es nicht langweilig, weil es auf jeder Seite, in jeder Szene etwas zu entdecken gibt.


    Es gibt nur eines, was mich zunächst irritiert hat: nämlich, dass man nichts über die Figuren erfährt. Vielleicht, weil das Kaufhaus und die traumhafte Welt die eigentlichen Hauptfiguren sind. Die Protagonisten hat die Autorin nämlich allesamt nur sehr oberflächlich gestaltet und man erfährt nichts über Penny und ihre Kollegen. Sie scheinen kaum über ein Privatleben zu verfügen, alles Wichtige in ihrem Leben spielt sich an ihrem Arbeitsplatz ab. Dann fiel mir ein, dass es ein Buch aus Südkorea ist, wo man eine ganz andere Einstellung zu seiner Arbeit hat, dort zählt nur die Leistung, alles andere wird zurückgestellt. Also ist die fehlende Beschreibung der Personen in meinen Augen kein Fehler, sondern spiegelt nur die Realität im Heimatland der Autorin wider.


    Das Buch erscheint in wenigen Wochen bei Golkonda. Ich habe es auf Russisch gelesen (zweimal!) und bewerte es schon jetzt, weil ich es nicht bis zur Veröffentlichung aushalte :verlegen:


    *In der russischen Ausgabe lautet der Name Talergut. Im Original heißt der Mann Dallergut. Und der Golkonda Verlag hat Dollargut aus ihm gemacht... Egal, er ist so oder so herzig.


    5ratten+ :tipp:


    ***

    Aeria

    Vor ein paar Wochen ist der letzte Teil der Reihe erschienen, "Leviathan fällt":


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Ich habe alle Bände als Hörbücher gehört. Den letzten Band konnte ich kaum abwarten, hatte ihn sogar vorbestellt, obwohl ich so etwas normalerweise nicht tue.

    Meine Frage: Wo finde ich Vergleichbares? Ich habe Entzugserscheinungen und wenn ich nicht bald wieder in eine so realistische Reihe eintauchen kann, muss ich diese wieder von vorne starten.


    ***

    Aeria