Hi zusammen,
gestern habe ich das Buch beendet. Man kann es durchaus als Pageturner bezeichnen, denn die Sprache ist flüssig, gefällig und einfach zu lesen. Die erste Hälfte zeichnet ein farbenfrohes Bild des späten Mittelalters und man findet viele interessante Kleinigkeiten und auch große Bauvorhaben, die die Neugier wecken. Der Autor konzentriert sich nicht auf eine gesellschaftliche Schicht, sondern versucht die Entwicklung aus vielen Perspektiven zu beleuchten. Der Spagat zwischen Land.-und Stadtbevölkerung, Klerus und Adel gelingt zunächst recht gut und auch die Protagonisten wirken auf mich nicht zu modern *zu Alfa wink*. Sehr gut gefallen hat mir das erste Bauprojekt und die diversen Beschreibungen des städtischen Handels.
Leider ist nach der Hälfte, spätestens aber im letzten Drittel die Luft raus. Es gibt keine überraschenden Wendungen, alles läuft in vorhersehbaren Bahnen und vergeblich wartet man auf einen Höhepunkt, der einfach nicht kommen will. Im Gegenteil, es gibt Wiederholungen die ins Auge springen und die Charaktere entwickeln sich im Laufe von 30 Jahren kaum weiter, wirken dadurch seltsam flach. Gibt es eine Entwicklung, ist sie kaum nachvollziehbar. An einer Stelle musste ich mir ein Lachen verkneifen, weil die Entwicklung einfach zu unglaubwürdig wurde.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich das doch sehr detailliert geschilderte Liebesleben der diversen Protagonisten. In einem Nackenbeißer erwarte ich solche Szenen, in einem historischen Roman sind sie auch ok, aber hier wirken sie auf mich übertrieben. Es scheint, als hätte sich der Autor den Spruch "sex sells" zu sehr zu Herzen genommen.
Trotz aller Kritikpunkte hat mir der Roman gefallen und einmal angefangen, konnte ich ihn kaum aus der Hand legen. Sicherlich kein historisches Highlight, aber dennoch entwickelte das Buch einen Lesesog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Ein historischer Schmöker, der dem Vorgänger nahe kommt.
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Liebe Grüße - cat