Beiträge von Sagota

    Hier bleibt nicht nur die Bibliothek sprichwörtlich "im Nebel"


    "Die Bibliothek im Nebel" des bekannten deutschen Autors Kai Meyer ist der Nachfolger von "Der Bücher, der Junge und die Nacht", das ich gelesen und das mich sehr begeistert hat: Dies kann ich bei dem vorliegenden Band (erschienen bei Droemer Knaur, 2023, HC, 556 Seiten) leider nicht bescheinigen, da ich mich (erstmals bei Kai Meyer, den ich als Autor von z.B. auch der Trilogie um die Alchimistin sehr schätze) durch viele Längen und fehlende Spannung über große Strecken eher durch den Roman quälte als dem üblichen Lesegenuss zu frönen.


    "Die Bibliothek im Nebel" spielt auf drei Zeitebenen:


    1917 in St. Petersburg, wo der Bibliothekar Artur Davilow, der in die Familie der wohlhabenden Verlegerfamilie Kalini wie ein Sohn aufgenommen, aber nie adoptiert wurde, sich unsterblich in die junge Straßenmalerin Mara verliebt. Xenia Kalini, selbst kein Zeichentalent, will die junge Frau fördern und ihr ein Zuhause geben. Ihre Tochter Ofeliya, die eine strahlende Zukunft als Tänzerin hätte leben können, ist durch einen Unfall an den Rollstuhl gefesselt - die beiden jungen Frauen werden jedoch bald zu Freundinnen. Mara lernt in Südfrankreich, wo die Kalinis sich gerne wie viele andere reiche Russen überwintern, die Söhne der Familie Eisenhuth aus Leipzig kennen: Sie soll auf sein Werben hin die Ehefrau von Demian werden und reist mit den Eisenhuths nach Leipzig. Die Geschichte nimmt ihren Anfang vor dem 1. WK und Frederik Eisenhuth, der Verleger, hat eine große Anzahl an Büchern (er liebt Märchen, besonders russische) bereits in besagte Villa an der Cote d'Azur schaffen lassen, die dem Buch seinen Titel gibt. Spiridon, ein Kuriositätenhändler, Fälscher und Freund Artur's, verhilft diesem zur Ausreise aus Russland auf dem Dampfer Saltan; als Gegenleistung soll Artur einem gewissen Petrow ein mit Ketten verschnürtes Buch in Leipzig übergeben, das dort - im Graphischen Viertel - in Druck gehen soll.


    Cote d'Azur, 1928:


    Liette Chevalier (11) findet auf dem Dachboden Trois Graces die Reisekisten russischer Familien, darunter ein mit einem Schloss gesichertes Buch und einen Mondstein-Anhänger. Liette liebt Bücher über alles und ist ein mutiges Mädchen: Diesen Mut sollte sie auch brauchen, um sich ihrem Onkel widersetzen zu können. Außerdem möchte Liette wissen, was es mit diesem Buch auf sich hat.


    1957, Cote d'Azur, Paris, Finnland...

    Liette, nun Direktorin des Hotels Trois Graces, beauftragt den Gentleman-Ganoven Thomas Jansen, mehr über die Besitzerin des Buches (und wie sich herausstellt, der Villa Eisenhuth, die Liette in ihren Besitz bringen möchte) herauszufinden. So machen sich die beiden auf den Weg, den Verbleib der mysteriösen Mara aufzuklären.


    Meine Meinung:


    Sind Romane auf verschiedenen Zeitebenen oft meine Favoriten, hatte ich hier den Eindruck, dass das Geflecht, das Kai Meyer hier gewoben hat, eher des Guten zuviel waren: Der Spannungsbogen war sehr niedrig und die erzählte Geschichte voller Längen, die mein Lesegusto nicht zufriedenstellen konnten. Allerdings gelingt dem Autor wie beim Vorgänger mit Bravour, die Orte des Romans sehr bildhaft und atmosphärisch darzustellen. Auch die Fahrt auf der Saltan mit Artur und Grigori, der für mich "der stille Held" dieses Romans ist, habe ich genossen (und hoffe, dass Letzterer den richtigen Boden für seine Minze - und für sich selbst finden möge). Auch fließen besonders im Romanteil, der 1917 spielt, viele historische Informationen über die russische Geschichte ein, diesen "Background" fand ich sehr interessant.


    Fazit:


    Versteht es Kai Meyer ansonsten par excellence, einen gelungenen Genremix zu erschaffen (hier sind es wie beim Vorgänger Familiensaga, Liebesgeschichte, Abenteuer und eine Prise Mystery und Kriminalroman), so kann ich diesem Können im vorliegenden Band leider nicht zustimmen: Besonders am Ende war ich sehr enttäuscht, da mir bis dahin schleierhaft war, welche Motive Mara, deren Geheimnisse durch das Buch tragen, tatsächlich hatte. Ob ich sie mochte oder eher nicht. Die "Kollateralschäden", die durch so manche Handlungen entstanden, fand ich furchtbar und Ofeliya wie auch Grigori waren meine Lieblingsfiguren. Wegen der unnötigen Längen und mir fehlender Spannung kann ich daher nur 3* vergeben.


    3ratten



    . Es was schlicht und einfach langweilig, hat sich gezogen wie Kaugummi.

    Du hast mir das Kaugummi - ähem, die Worte aus dem Mund genommen 8o Mich hat's auch wirklich ziemlich genervt (und der Vorgänger war wirklich klasse!) und ich gebe Dir in vielerlei Hinsicht recht; die letzten 50 Seiten waren dann etwas besser.

    Aber enttäuscht war ich in mehr als einer Hinsicht: Am Ende auch davon, dass die "Gesuchte" sehr kurz endlich mal auf der Bild- ähem, Buchfläche erschien - und gleich wieder endgültig abtauchte. Im Nebel blieb... wie auch ihre Motive....

    Mein zweites Monatsrundenbuch, "The Dirty Duck" von Martha Grimes war immerhin etwas besser als das erste, aber auch nicht wirklich toll. Die Figuren sind sehr skuril, der Kriminalfall dafür so lala. Ich glaube nicht, dass ich einen weiteren Fall mit Inspektor Richard Jury lesen möchte. Aber ich habe damit immerhin das älteste Buch von meinem SUB gelesen. ;)

    Ich mochte Martha Grimes vor vielen Jahren sehr - aber eigentlich eher die ersten Inspector Jury Krimis - dieses gehört dazu. Schade, vielleicht solltest du einem anderen (recht frühen) Jury-Krimi nochmal eine Chance geben irgendwann. Die letzten von ihr fand ich allerdings genau so, wie Du es beschrieben hast... Bis Bd. 13 (Blinder Eifer) hab ich alle gelesen; dann hat mich das ewigselbe "Strickmuster" doch genervt ^^


    Der hat mir nicht soooo gut gefallen, Mungo (ist aber Geschmackssache).

    Den Film mit Judi Dench, den ich neulich sah, hieß übrigens: "Tagebuch eines Skandals" - den fand ich richtig... fast schon :evil: lisch gut ;). Ist bestimmt in einer Mediathek zu finden (one??)

    Ich hab' sie neulich in einem Film gesehen (TV), den ich noch nicht kannte. Sie spielte brillant eine ältere Lehrerin, deren Aufmerksamkeit einer neuen, jungen Lehrerin galt (etwas sarkastisch formuliert, war schon grenzwertig....), die ein Verhältnis mit einem 15Jährigen Schüler einging.

    Großartige Schauspielerin, die wohl auch eng mit Maggie Smith befreundet ist ;)


    Noch besser finde ich z.B. Charlotte Rampling :thumbup:

    Kann mich nur anschließen: Wirklich tolle Fragen! Hab' mich gerade über die Frage no. 14 amüsiert - und teile die Meinung von Katjaja zu den Literaturpreisen (whatever) zu 100 %... gleich geht's weiter mit Frage 15 ;)

    Büttenschnitt hatte ich mal gehört, tolle Sache: Besitzen tu' ich leider keins solcher Bücher ;(


    Von den 20 Fragen kann ich wohl 17 bejahen, aber 3 nicht (Graphic Novels z.B. - gehören auch bei mir nicht zum Beuteschema).

    Die alten Ausgaben (Roald Dahl) z.B. fand ich klasse, solch' vergilbte Ausgaben, teils aus den 50ern (von meinem Papa, vermutlich auch entwendet ^^ ) hab' ich auch. Nur schade, dass TB so sehr vergilben (auch ohne Rauch.... ähem, hüstel)

    Mein Vater hat mir daher immer empfohlen, mir Hardcover zu kaufen - wegen der Qualität des Papieres. Die alten sehen auch wirklich noch besser aus als TB derselben Zeit. Wenn nur der Preis nicht wäre.... =O

    Die "Botanikerin" und die Liebe zu Pflanzen fand ich so toll; Deine Beiträge sind klasse Katjaja - und auch persönlicher als von anderen booktubern, auch wenn ich nicht viele kenne....

    Gib immer Bescheid, wenn Du neue Videos online stellst! :herz:

    Ich liebe die Kinder von Bullerbü heute noch - und Karlsson vom Dach hab ich erst viel später kennengelernt (mit meinem Sohn geguckt, als er klein war) - den mag ich besonders gerne. Michel auch - aber mit Pippi Langstrumpf hatte ich es mein ganzes Leben lang so gar nicht... Für Lotta war ich dann schon "zu alt" (1977) ^^

    Eine gelungene Auswahl düsterer, unheimlicher Novellen


    Das in der Reihe "Steidl Nocturnes" erschienene Büchlein mit einer gelungenen Auswahl von 9 Novellen von Guy de Maupassant, dessen erste Novelle - Clair de Lune - dem Buch auch den Titel gibt, wurde im Verlag Steidl, Göttingen (HC, gebunden, 122 Seiten, 2023) verlegt.

    Ich habe vor wenigen Jahren einen Roman dieses klassischen Autors gelesen, der mir sehr gefallen hat (Ein Leben) und war sehr neugierig auf diese teils unheimlichen Novellen.


    Zum Autor:

    Guy de Maupassant (1850 -1893) wurde in der Normandie geboren und starb im Alter von nur 43 Jahren an Syphilis. De Maupassant war ein französischer Schriftsteller und Journalist. Er gilt neben Stendhal, Balzac, Flaubert und Zola als einer der großen französischen Erzähler des 19. Jahrhunderts und war sowohl Novellist als auch Romancier (wobei er zu letzterer Literaturgattung tendierte, die ihm als eine seriöse Gattung erschien). In Frankreich zu Lebzeiten wenig oder kritisch beachtet, wurden seine Werke im Ausland ganz anders, positiv wahrgenommen.

    Im informativen Nachwort setzt Andreas Nohl die Novellen Guy de Maupassants in die französischen Strömungen der damaligen Zeit, wobei Flaubert ab 1873 der Mentor des Autors war. Seine schriftstellerische Karriere währte durch seinen frühen Tod (und die mit der Krankheit düster werdendere Stimmung seiner Werke) nur zehn Jahre, jedoch schrieb er oft wie besessen (insgesamt 300 Novellen, 6 Romane, Reiseberichte und Essays).


    Die Auswahl des vorliegenden Bandes gehört überwiegend in die 2. Hälfte seiner Schaffensperiode (1885-1890) und die Düsterkeit spiegelt sich in den letzten Jahren seiner Schaffenskraft wider.


    Die Novellen:


    Clair de Lune

    Hier begegnen wir einer jungen Frau, die mit ihrem gleichmütigen Ehemann auf Reisen ist und sich zu einem anderen Mann stark hingezogen fühlt und deren Schwester sie sich schließlich anvertraut.


    Totenwache

    Hier lernen wir einen schwindsüchtigen Mann auf einer Bank vor einem Hotel kennen, der stundenlang lesend dort sitzt, bis es zu kalt wird, bis sich jemand zu ihm gesellt...


    Der Tick

    Hier werden wir in die Auvergne entführt und verweilen in einem Bade- und Kurort, in deren Hotels schnell Freundschaften geschlossen und Sympathien verschenkt werden: Doch wer sind die beiden Neuankömmlinge, bei denen es sich um Vater und Tochter zu handeln scheint und im Erzähler etwas Reizvolles, aber auch Trauriges auslösen?


    Der Horla

    Hier handelt es sich um eine bekannte Novelle de Maupassant's, die tagebuchartig das Seelenleiden eines Mannes beschreibt, der Unglaubliches erlebt und Reißaus nimmt, verreist auf der Flucht vor etwas, das er nicht greifen kann....


    Die Herberge

    Hier bewohnen wir ein Gasthaus in den Bergen, gemeinsam mit Gaspard und Ulrich, einem älteren und einem jungen Menschen, die zurückbleiben, wenn der Winter naht und die Familie vor dem Schneefall ins sichere Tal zieht. Die Atmosphäre der Alpenlandschaft und das Zusammenleben auf engstem Raum der beiden sehr unterschiedlichen Menschen, die nun gemeinsam mit einem Hund aufeinander angewiesen sind, um den Winter zu überstehen, fand ich großartig. Beide müssen ab und zu Wild erlegen, um zu überleben und frisches Fleisch essen zu können: Eines Tages geht Gaspard alleine in die menschenleere Schneelandschaft....


    Der Wolf

    Hier findet sich eine Jagdgesellschaft bei einem alten Marquis, der als einziger nicht bei der Jagd teilnahm. Weshalb er so handelt, davon zeugt eine unglaubliche Geschichte, die er dann erzählt.


    Wer weiß?

    Ein Mann, der aus Klugheit und Angst zugleich in einer Klinik ist, schreibt seine Geschichte auf: Wir haben es mit einem notorischen Einzelgänger zu tun, der die Anwesenheit anderer Menschen, vor allem für längere Zeit, schwer ertragen kann und daher sehr abgelegen wohnt. Seine Bediensteten wohnen hinter dem Gemüsegarten und er fühlt sich sehr wohl in seinem Haus und seiner Abgeschiedenheit. Bis etwas Unglaubliches passiert - mit ihm und auch mit den ihn umgebenden Dingen....


    Das Kind

    Hier geht es um einen Schwerenöter, Jaques Bourdillère, einem eingefleischten Junggesellen, der doch eines Tages beschließt, zu heiraten und den seine Vergangenheit einholt...


    Fazit:

    Sehr lesenswerte, zeitlose Novellen de Maupassant's, die allesamt eine tiefere Botschaft in sich tragen, die der Leser sich selbst erschließen sollte. Einige sind düster, unheimlich, andere (Das Kind) sehr emotional und berührend sowie menschlich. Meine Lieblingsnovelle ist "Die Herberge", da ich sie als sehr atmosphärisch und voller Kraft wie auch dramatisch empfand. Ein Autor, der viele literarische Facetten hatte und dessen Geschichten nichts an Glanz verloren haben, zeitlos sind. 5* und eine Leseempfehlung meinerseits!


    5ratten

    An das glückselige Gefühl nach dem Lesen der Bullerbü-Bücher kann ich mich gut entsinnen; an die Illustrationen leider weniger:

    Vielleicht leihe ich es mir auch mal aus - oder sehe nach beim nächsten Bibliotheksbesuch ;)

    Die Idee mit dem Kopieren und die Kids die Bilder ausmalen zu lassen, sie an den Kühlschrank zu hängen (die Ausmalbilder, nicht die kids ^^ ) finde ich klasse, Zank !