Hallo Leute,
heute möchte ich bei dieser Diskussion mal eine Lanze für die viel kritisierten Verlage, Lektoren und Autoren brechen. Bei manchen Diskussionsbeiträgen bekomme ich nämlich den Eindruck, als würde man es den Verlagen verübeln, dass sie ebenso wie der Metzger um die Ecke oder ein Autofabrikant Geld verdienen wollen. Die LektorInnen, sowie die anderen Verlagsleute, müssen aber genauso von ihren Gehältern leben wie die Verkäuferin bei Metzgers oder der Mann am Band bei VW.
Bücher verlegen bedeutet ein immer wiederkehrendes Risiko. Niemand weiß, ob die einzelnen Romane die Hoffnungen erfüllen, die man in sie setzt, und es kann auch keiner sagen, warum dieses eine, schöne Buch ein Flop geworden ist und ein anderes, dem man weniger Chancen zugebilligt hat, ein Renner wurde. Für einen Verlag bedeutet dies, immer ein wenig zwischen Scylla und Charybdis zu stehen. Lektoren, die sich zu oft einen Flop leisten, geraten dabei schnell ins Abseits. Es nützt ihnen nichts, einen erstklassig recherchierten, gut geschriebenen und qualitätvollen historischen Roman auf den Markt zu bringen, wenn die Leserschaft ihn nicht annimmt. Das Ziel ist daher, den Geschmack einer möglichst großen Lesergruppe zu treffen, auch wenn ihnen dies bei den Puristen des entsprechenden Genres Minuspunkte einbringt.
Weiters sind die VerlagslektorInnen keine ausgebildeten Historiker, sondern haben zumeist Literaturwissenschaften studiert. Es gibt keinen Verlag, der sich einen Lektor nur für historische Romane leisten kann, zumal dieser von den alten Sumerern bis in die frühe Neuzeit beschlagen sein müsste. Den LektorInnen bleibt daher nur übrig, als den Autoren zu vertrauen. Es ist dabei nicht so, dass sie dabei die Leserschaft ignorieren. Iny und ich haben schon mehrmals Leserbriefe bezüglich der Wanderhure erreicht, in denen Leser sich über "Johannes XXIII." ausgelassen haben, den es ja erst im 20. Jahrhundert gegeben hätte. Genau diesen Punkt haben wir aber im Anhang des Romanes erklärt. Hätten die Leute diesen gelesen, hätten sie nicht an den Verlag schreiben müssen. Dort war man zu Beginn über diese Kritik so schockiert, dass sie den Namen des betreffenden Papstes in den weiteren Auflagen geändert haben wollten. Es kostete uns einiges an Zeit und Aufwand, um diese Sache klarzustellen.
Beste Grüße
Gheron (der männliche Part von Iny Lorentz)